BEZIEHUNGSGEWALT 12 forum kriminalprävention 4 2020 ranwachsenden und 36 der Jugend lichen berichten von psychischer Ge walt Unter körperlicher Gewalt litten je 24 der jungen Erwachsenen und Heranwachsenden und 20 der Ju gendlichen Sexuelle Gewalt wurde von 12 der jungen Erwachsenen angegeben gefolgt von 9 der He ranwachsenden und 7 der Jugend lichen Zwischen den Geschlechtern liegen annähernd symmetrische Häu figkeitsverteilungen bei psychischer und körperlicher Opferwerdung vor weibliche Befragte sind jedoch deut lich häufiger von sexueller Gewalt be troffen als männliche Täter Bezüglich der eigenen Täterschaft gaben 31 338 an schon mindes tens einmal psychische körperliche und oder sexuelle Gewalt gegen den Ex Partner bzw die Ex Partnerin ausgeübt zu haben Auch hier steigen erwartungsgemäß die Fallzahlen mit zunehmendem Alter wobei sich pro zentual zwischen Jugendlichen Her anwachsenden und jungen Erwachse nen bei psychischer und körperlicher Gewaltanwendung eine hohe Ähnlich keit beobachten lässt 32 der jungen Erwachsenen 26 der Heranwach senden und 20 der Jugendlichen be richteten von psychischer Gewaltan wendung Handgreiflichkeiten gaben 15 der jungen Erwachsenen 10 der Heranwachsenden und 5 der Ju gendlichen an Von sexueller Gewalt ausübung berichteten jeweils 2 der jungen Erwachsenen und Heranwach senden und 1 der Jugendlichen Abbildung 3 veranschaulicht die Opfer und Täterprävalenzen nach Ge schlecht und Altersklassen Es zeigt sich dass die weiblichen Befragten nicht nur häufiger Opfer sondern auch Täterinnen von Beziehungs gewalt9 sind Ein Befund der dem gängigen Geschlechterrollenbild von weiblicher Opfer und männlicher Tä terschaft widerspricht Opfer und Täter Dass die 535 Opfer nicht ausschließ lich Opfer und die 338 Täter nicht ausschließlich Täter sind belegt Ab bildung 4 Zwar sind mit 58 die Be fragten mehrheitlich entweder Op fer oder Täter bei 42 aber gibt es Überschneidungen also einen Sta tuswechsel von Viktimisierung und Täterschaft Hier findet sich am häu figsten die Kategorie mehrfach Op fer mehrfach Täter 15 gefolgt von einmal Opfer einmal Täter 12 mehrfach Opfer einmal Täter 11 sowie einmal Opfer mehrfach Täter 4 Nach Alter und Geschlecht differenziert zeigt sich dass zum einem mit steigen dem Alter und zum anderen bei den weiblichen Befragten aller Alters klassen das Phänomen des Victim Of fender Overlap häufiger zu beobach ten ist Unterscheidet man nach den drei erhobenen Formen von Gewalt fin den sich mit 25 am meisten Über schneidungen von Opferwerdung und Täterschaft bei psychischer Gewalt 8 bei körperlicher und 1 bei se xueller Gewalt vgl dazu ausführlicher Hohendorf 2019 S 222 f Regressionsmodelle Wie lässt sich nun das Erleben bzw Ausüben von Beziehungsgewalt erklä ren Welche Risikofaktoren erweisen sich in der deutschlandweiten Stich probe als besonders einflussreich Dazu geben die Regressionsmodelle10 in Tabelle 1 Auskunft Die Häufigkeit Opfer von Bezie hungsgewalt zu werden wird maß geblich durch soziodemografische und gewaltbedingte Merkmale beein flusst So erweisen sich ein traditionel les Rollenbild 11 also geschlechterste reotype Vorstellungen über Frauen und Männer fortschreitendes Alter und das Beobachten von Gewalt in der Familie als signifikante Prädiktoren für das Erleben von Partnergewalt Hoch signifikante Effekte lassen sich zudem beobachten wenn Opfer bereits Er fahrungen mit Viktimisierung aber auch Täterschaft in der Beziehung ha ben Nahezu identisch verhält es sich bei der Vorhersage Täter von Partner gewalt zu werden Auch hier erhöhen ein traditionelles Rollenbild zuneh mendes Alter und beobachtete Fami liengewalt die Häufigkeit Beziehungs gewalt auszuüben Und auch hier sind bereits vorhandene Viktimisierungs und Tätererfahrungen bedeutsa me Erklärgrößen für das Anwenden von Partnergewalt Mit einer Varianz aufklärung12 von 38 bzw 42 sind beide Modelle gut geeignet um Vik timisierung und Täterschaft in der Be ziehung vorherzusagen Abbildung 4 Victim Offender Overlap gesamt 613 Jugendliche 108 Heranwachs ende 238 junge Erwach sene 447 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Opfer oder Täter einmal Opfer einmal Täter einmal Opfer mehrfach Täter mehrfach Opfer einmal Täter mehrfach Opfer mehrfach Täter OEJäEaacOcHT gesamt Jugendliche m Jugendliche w Heranwachsende m Heranwachsende w junge Erwachsene m junge Erwachsene w 9 Ausgenommen sexuelle Gewalt 10 Statistisches Analyseverfahren um die Beziehung zwi schen einer abhängigen Variablen hier Viktimisierung und Täterschaft und einer oder mehreren unabhängi gen Variablen hier soziodemografische und gewaltbe dingte Merkmale zu untersuchen 11 Erfasst über die Genderskala Normative Geschlechter rollenorientierung NGRO 12 Anteil der abhängigen Variable der durch die unab hängigen Variablen erklärt wird

Vorschau DFK forum kp 04-2020 Seite 14
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