GEWALTPRÄVENTION 3forum kriminalprävention 4 2020 Definition Ausmaß und Erscheinungsformen häuslicher Gewalt Bisher gibt es keine einheitliche Definition von häuslicher Gewalt was die Vergleichbarkeit des Ausmaßes er schwert Häusliche Gewalt wird in der Regel als ein Teilbereich der Gewalt im sozialen Nahraum definiert Sie wird als Partnergewalt meist in Form von psychischer physischer sexueller ökonomischer und sozialer1 Gewalt in nerhalb von ehelichen und nichteheli chen Lebensgemeinschaften verstan den Häusliche Gewalt liegt auch dann vor wenn sich die Gewalt nach einer Trennung ereignet hat aber noch in direktem Bezug zur früheren Lebens gemeinschaft steht 2 Im Sinne des Übereinkommens des Europarats zur Verhütung und Be kämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt Istanbul Kon vention umfasst der Begriff häusli che Gewalt alle Handlungen körper licher sexueller psychischer oder wirtschaftlicher Gewalt die inner halb der Familie oder des Haushalts vorkommen unabhängig davon ob Viel erreicht und dennoch nicht am Ziel Aktuelle Entwicklungen bei der Prävention von häuslicher Gewalt in Deutschland Renate Schwarz Saage Häusliche Gewalt insbesondere als Gewalt gegen Frauen ist in Deutschland seit Mitte der 1970er Jahre zum Gegenstand polizeilicher und justizieller Maß nahmen sowie vielfältiger Schutz und Hilfsangebote geworden Sexual und Körperverletzungsdelikte Nötigungen Beleidigungen und andere Gewalt formen im häuslichen Kontext nicht mehr als Familienstreitigkeiten her unterzuspielen wird immer mehr zum gesellschaftlichen Konsens Dement sprechend steigt die Anzeigebereitschaft Betroffener und die Prävalenz der Delikte ist nach wie vor hoch Internationale Abkommen sowie eine Reihe von zivil polizei und strafrechtlichen Regelungen sowie Opferschutzmaßnahmen haben die Präventions und Interventionsmöglichkeiten zum Schutz von Be troffenen von häuslicher Gewalt in den letzten Jahrzehnten um ein Vielfaches verbessert Nachfolgender Überblick geht auf die bisherigen Entwicklungen ein und stellt ausgehend von der 2018 in Deutschland in Kraft getretenen wegweisenden Istanbul Konvention die aktuellen Schwerpunkte von Bund und Ländern bei der Prävention und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen sowie häuslicher Gewalt vor und benennt darüber hinausgehende Erforder nisse und Bedarfe 1 Soziale Gewalt umfasst Einschränkungen im sozialen Leben einer Person wie Bevormundung Verbot oder strenge Kontrolle von Familien und Außenkontakten Einsperren oder auch das Verbot des Erlernens der Landessprache 2 Vgl Steffen Dr Wiebke Vortrag anl 10 Jahre Lan desaktionsplan Häusliche Gewalt Erfahrungen und Perspektiven Betrifft Häusliche Gewalt 10 Jahre Ge waltschutzgesetz Eine Zwischenbilanz Fachtagung 15 10 2012 Hannover 3 Übereinkommens des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt Art 3 Begriffsbestimmungen www coe int conventionviolence 4 https www bka de DE AktuelleInformationen StatistikenLagebilder Lagebilder Partnerschafts gewalt partnerschaftsgewalt node html 5 Als Partnerschaftsgewalt im Sinne dieser PKS Auswer tung werden die Beziehungen von Opfer und Tatver dächtigen im Hinblick auf die Beziehungsarten Ehe partner eingetragene Lebenspartnerschaft Partner nicht ehelicher Lebensgemeinschaften ehemalige Partnerschaften und den räumlich sozialen Kontext abgebildet 6 Diese Auswertung wird seit dem Berichtsjahr 2015 er stellt Folgende Daten zu Opfern und Tatverdächtigen ausgewählter Straftaten schlüssel in den folgenden Kriminalitätsfeldern wurden herangezogen Mord und Totschlag ohne Tötung auf Verlangen gefährliche Körperverletzung schwere Körperverletzung Körper verletzung mit Todesfolge vorsätzliche einfache Kör perverletzung sexueller Übergriff sexuelle Nötigung Vergewaltigung ab Berichtsjahr 2017 Bedrohung Stalking Nötigung psychische Gewalt ab Berichts jahr 2017 Freiheitsberaubung ab Berichtsjahr 2017 Zuhälterei ab Berichtsjahr 2017 Zwangsprostitution der Täter beziehungsweise die Täte rin denselben Wohnsitz wie das Opfer hat oder hatte 3 Laut der aktuellen Auswertung zur Partnerschaftsgewalt des Bundeskri minalamtes4 basierend auf Daten der polizeilichen Kriminalstatistik PKS wurden für das Berichtsjahr 2019 ins gesamt 141 792 Menschen Opfer von Partnerschaftsgewalt5 2018 wa ren es insgesamt 140 755 Davon wa ren 115 000 Opfer weiblich und 26 889 männlich Die Statistik erfasste folgende ver suchte oder vollendete Delikte gegen Frauen im Jahr 2019 Vorsätzliche einfache Körperver letzung 69 012 Gefährliche Körperverletzung 11 991 Bedrohung Stalking Nötigung 28 906 Freiheitsberaubung 1514 Mord und Totschlag 301 Dabei beträgt der Anteil der Frau en als Opfer in Paarbeziehungen bei Vergewaltigung sexueller Nöti gung und sexuellen Übergriffen 98 1 Stalking Bedrohung und Nötigung 89 Vorsätzlicher einfacher Körperver letzung 79 5 Mord und Totschlag 76 4 Vom Berichtsjahr 2015 bis zum Be richtsjahr 2019 ist ein Anstieg der Partnerschaftsgewalt um 11 2 auf 141 792 zu verzeichnen Dieser An stieg ist laut BKA Auswertung vor al lem auf die kontinuierliche Zunahme der Opfer der vorsätzlichen einfachen Körperverletzungen zurückzuführen 2019 wurden in diesem Deliktsbereich 6 7 mehr Opfer erfasst als noch 2015 2015 81 394 2019 86 812 6 Die Polizeiliche Kriminalstatis tik PKS erfasst die den Strafverfol gungsbehörden bekannt geworde nen Fälle von Partnerschaftsgewalt das sogenannte Hellfeld Da viele Ta ten nicht zur Anzeige gebracht wer den ist von einem großen Dunkelfeld auszugehen Im Jahr 2004 wurde eine erste um fassende repräsentative Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Familie Senioren Frau und Jugend BMFSFJ zu Gewalt gegen Frauen

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