EVALUATION 32 forum kriminalprävention 1 2021 torvariablen auf ihre statistische Sig nifikanz überprüfen Es lässt sich zunächst festhal ten dass mit 16 Fällen 15 1 der Kli enten wegen mindestens einer Se xualstraftat im Katamnesezeitraum verurteilt wurden Dabei betrug die durchschnittliche Dauer bis zur ers ten Sexualstraftat 52 Monate somit etwas mehr als vier Jahre Bei 18 8 bzw drei dieser 16 Klienten erfolgten weitere Verurteilungen wegen Sexu aldelikten während der Katamnese Von den 50 wegen Verbreitung Er werb und Besitz kinderpornografi scher Schriften 184b StGB behan delten Klienten wurden fünf Klienten über den gesamten Katamnesezeit raum einschlägig rückfällig sowohl während der ersten Monate im thera peutischen Kontakt als auch mehr als acht Jahre nach regulärem Abschluss der Therapie Kein zuvor wegen 184b StGB verurteilter Klient wurde wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern verurteilt Allerdings traten drei zu vor wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern verurteilte Klienten im Ka tamnesezeitraum mit Verbreitung Erwerb und Besitz kinderpornogra fischer Schriften strafrechtlich in Er scheinung Hinsichtlich kriminologischer Merk male zeigte sich dass Klienten der KnL Gruppe in der Vorgeschichte und oder bei Anlassdelinquenz signifikant häufiger mit mehr als einer Verurtei lung aufgrund von Sexualstraftaten auffällig wurden Gleiches gilt für Ei gentumsdelikte die die KnL Grup pe im Vergleich zur KpL Gruppe si gnifikant häufiger beging In der Anzahl der Verurteilungen für die Anlassdelinquenz der Klienten des IOT ergaben sich keine statistisch si gnifikanten Unterschiede für die De liktkategorien Sexueller Missbrauch von Kindern 176 ff StGB Kinder pornografische Schriften 184b StGB Sexualstraftaten gegen Erwachsene und Exhibitionistische Handlungen 183 StGB zwischen der KnL und der KpL Gruppe Es zeigten sich ebenfalls keine Unterschiede zwischen der KpL und KnL Gruppe in der Art der Sank tionen für die Anlassdelinquenz z B in Form von Geld oder Freiheitsstra fen Auch bezüglich der Dauer der verhängten Freiheitsstrafe ließen sich keine Unterschiede zwischen der KnL Gruppe mit durchschnittlich 20 7 und der KpL Gruppe mit 17 7 Monaten feststellen Die bivariaten Analysen1 s Tabel le 1 ergaben dass sich zu fast allen untersuchten Gruppenunterschie den nach Bonferroni Korrektur keine Signifikanzen abbildeten Signifikante Testergebnisse lassen bestenfalls auf Tendenzen schließen So wurde die Anlassdelinquenz von Klienten der KnL Gruppe schneller verurteilt als die der KpL Gruppe Klienten mit negati ver Legalbewährung wiesen zudem mehr Inhaftierungen bzw Unterbrin gungen im Maßregelvollzug auf sind öfter im Vorfeld mit Sexualstraftaten in Erscheinung getreten berichteten häufiger von psychischen und physi schen Gewalterfahrungen in der Kind heit Jugend und nahmen unregelmä ßiger an den Therapiesitzungen teil als Klienten mit positiver Legalbewäh rung Statistisch signifikante Grup penunterschiede ergaben sich bei der häufigeren Diagnose der Sexual störung Exhibitionismus und den insgesamt häufiger vorkommenden Sexualstörungen in der KnL Gruppe Ein multivariates Cox Regressi onsmodell siehe Tabelle 2 konnte diejenigen Prädiktoren identifizieren die für die Wahrscheinlichkeit einer einschlägigen Straffälligkeit über die Zeit maßgebend waren Dabei hat te unter Kontrolle der anderen Ko variaten im Modell ein Klient mit physischer Gewalterfahrung bis zum 18 Lebensjahr im Vergleich zu einem Klienten ohne diese Erfahrung eine 16 31 fach höhere Chance im Beob achtungszeitraum verurteilt zu wer den Hatte sich der Klient jemals in einer mehr als einjährigen Partner schaft befunden so reduzierte sich die Wahrscheinlichkeit einer einschlä gigen Straffälligkeit um ca 89 1 im Vergleich zu Klienten die keine bzw kürzere Beziehungen geführt hatten Schließlich hatten Klienten mit einem nach ICD 10 diagnostizierten Exhibi tionismus ein um ca 13 87 fach signi fikant erhöhtes Risiko nach Erstkon takt mit dem IOT mit Sexualstraftaten in Erscheinung zu treten als Klienten ohne eine solche Diagnose Fazit Zielsetzung dieser Studie war die Überprüfung der kriminalpräventiven Wirksamkeit einer deliktorientierten kognitiv behavioralen Behandlung von Sexualstraftätern im ambulanten Setting Von den 106 pädosexuellen Klienten der Untersuchungsstichpro be traten in einem durchschnittlichen Katamnesezeitraum von 9 6 Jahren mit mindestens einer Sexualstraftat 16 Klienten 15 1 strafrechtlich in Erscheinung Als Stärken der aktuellen Untersu chung können der lange Katamnese zeitraum die detaillierten Informati onen aus den Behandlungsakten und Urteilen der strafverfolgten Klien ten sowie ein externes Erfolgskriteri um BZR MESTA Auszüge angesehen werden Darüber hinaus ist positiv zu bewerten dass auch Daten zur Straf fälligkeit im Katamnesezeitraum für Klienten vorlagen die die deliktorien tierte Behandlung im IOT e V nicht re gulär beendet hatten Ein grundsätzliches methodisches Problem der forensisch kriminologi schen Behandlungsforschung im Be reich der Sexualdelinquenz liegt in ei ner äußerst heterogenen Klientel und einer vergleichsweise geringen An zahl an Rückfällen mit Straftaten ge gen die sexuelle Selbstbestimmung im Hellfeld vgl Schmucker Lösel 2015 Dies führt dazu dass in vielen Studien keine hinreichende statistische Test stärke gegeben ist um valide Aussa gen oder Prognosen für spezifische 1 Aufgrund der fehlenden Normalverteilung der Daten wurden non parametrische Testverfahren verwendet 2 Die Kovariaten im multivariaten Modell wurden aus den 105 vorliegenden Prädiktormerkmalen systema tisch ausgewählt Physische Gewalterfahrung bis zum 18 Lebensjahr binär ref nein 16 31 11 33 Jemals feste Partnerschaft länger als 1 Jahr binär ref nein 0 181 0 119 Sonstige psychische Störungen gem ICD 10 vor polizeilichem Zugriff binär ref nein 0 200 0 167 ICD 10 Exhibitionismus F65 2 binär ref nein 13 87 11 84 Anzahl sexueller Präferenzstörungen gem ICD 10 F65 x binär ref nein 1 995 1 004 Gesamtanzahl Gruppenkontakte 0 985 0 00817 Aktive Mitarbeit im Therapieprozess binär ref passive Mitarbeit 0 344 0 204 Standardfehler in Klammern p 10 p 05 p 01 p 001 Tabelle 2 Cox Regressionsmodell für die Verurteilung einer einschlägigen Straffälligkeit Hazard Ratios

Vorschau DFK forum kp 01-2021 Seite 34
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