36 forum kriminalprävention 1 2021 GEWALTPRÄVENTION ten Netzwerk umfassender ent gegenzuwirken Die bisherigen repressiven Maßnahmen wurden fortgesetzt und der Lage ange passt Viele Akteure verstärkten ihre Bemühungen gegen das Netz werk vorzugehen Die Sozialdiens te die schwedische Sozialversi cherungsanstalt die schwedische Steuerbehörde die Notdienste und andere trugen ihre Werkzeuge bei Deutsches Projekt Kurve kriegen Deutschland war mit dem Projekt Kurve kriegen im Wettbewerb ver treten Nordrhein Westfalen hat es sich zur Aufgabe gemacht die vielfäl tigen Auswirkungen der Clankrimina lität auf die Bevölkerung durch prä ventive Maßnahmen zu reduzieren bzw zu verhindern Zunächst hat die Polizei auf die seit vielen Jahren er folgreich arbeitende und mehrfach wissenschaftlich evaluierte Landesin itiative Kurve kriegen zurückgegrif fen Zu diesem Zweck wurden fünf der 23 Projektstandorte speziell für dieses Phänomen ausgestattet zusätzliches speziell geschultes pädagogisches Personal spezifische kriminalpräven tive Maßnahmen Einsatz von speziali sierten Sprach und Integrationsfach kräften Ein räumlicher Schwerpunkt ist zudem mit der Sicherheitskoope ration Ruhr entstanden Das neue Projekt startete am 1 April 2020 Die NRW Initiative Kurve kriegen hat bereits seit 2011 zum Ziel die Ent wicklung besonders kriminalitätsge fährdeter Kinder und junger Jugendli cher zu Intensivtätern frühestmöglich zu erkennen und nachhaltig zu verhin dern um so die Anzahl der von ihnen begangenen rechtswidrigen Taten bzw Straftaten und damit auch die Anzahl ihrer Opfer auf null zu reduzieren bzw sehr deutlich zu verringern Frühe Hilfe statt späte Härte Mit Blick auf die vielen Opfer die enor men sozialen Folgekosten die ein In tensivtäter verursacht muss die In tervention frühestmöglich erfolgen und zwar bevor die Karriere Fahrt aufnimmt Aus pädagogischen und kriminologischen Gründen ist es ziel führend sich so frühzeitig wie mög lich individuell und passgenau um die Ursachen der Kriminalität dieser jun gen Menschen zu kümmern Die Fo kussierung auf potenzielle Intensiv täter innen ist mit Blick auf die hohe Zahl verhinderter Taten und Opfer besonders effizient Zudem wird den jungen Menschen eine Chance auf ge sellschaftliche Teilhabe geboten Fazit Präventionsansätze zur Bekämp fung von sog Clankriminalität sind in der Entwicklungs und Erprobungs phase orientieren sich teilweise an bewährten Programme z B der Ju gendkriminalitätsprävention Die Not wendigkeit zu kooperativen Konzep ten unterschiedlicher staatlicher und zivilgesellschaftlicher Akteure ist of fensichtlich und wird auch im europäi schen Vergleich von den Verantwort lichen aufgegriffen Langer Atem ist bis zu ersten greifbaren und nachhal tigen Erfolgen erforderlich Alexander Werner Kai Seidensticker Maximilian Querbach Bei Group Violence Intervention GVI handelt es sich um einen US ameri kanischen Ansatz zur Reduzierung von Gewaltstraftaten durch Gruppen der zugleich auf Abschreckung und Unterstützungsangebote durch mehrere Ak teurinnen und Akteure setzt Im Rahmen eines Forschungsprojekts unter sucht die Kriminalistisch Kriminologische Forschungsstelle KKF des Lan deskriminalamtes Nordrhein Westfalen LKA NRW die Übertragbarkeit dieses und anderer Ansätze auf das Phänomen der sogenannten Clankriminalität Group Violence Intervention Ein geeigneter Ansatz zur Prävention sogenannter Clankriminalität Forschungsprojekt des LKA NRW Zur Bekämpfung der Kriminalität großfamiliärer Strukturen sogenann te Clankriminalität werden bisher insbesondere repressive Strategien umgesetzt Die teilweise abgeschot teten Strukturen arabischsprachiger und anderer Großfamilien sind für Au ßenstehende nur schwer durchdring bar 1 Somit stoßen herkömmliche Stra tegien der Kriminalprävention vielfach an ihre Grenzen Es stellt sich die Fra ge welche Ansätze und Konzepte dazu geeignet sein können der Clan kriminalität präventiv zu begegnen In jüngerer Zeit wurden von verschie denster Seite Handlungsempfehlun gen zur vorbeugenden Bekämpfung von Clankriminalität entwickelt und teilweise implementiert Diese sind bislang jedoch noch nicht empirisch fundiert Die Kriminalistisch Kriminologi sche Forschungsstelle KKF des Lan deskriminalamtes Nordrhein Westfa len LKA NRW führt daher in einem durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung BMBF ge förderten Projekt eine Bestandsauf nahme und Analyse nationaler und in ternationaler Präventionsansätze im Zusammenhang mit der Kriminalität großfamiliärer Strukturen durch Ers te Recherchen ergaben dass explizi te Programme zur Prävention clan basierter Kriminalität derzeit nicht existent sind Eine Ausnahme bil det hier z B die NRW Initiative Kur ve kriegen die zwar nicht explizit clanspezifisch ansetzt dennoch den Zugang zu mehreren Kindern und Eltern aus arabischsprachigen Groß familien ermöglichte 2 Die Erhebung und Auswertung der Ansätze erfolgt mehrstufig in Form von Datenbank recherchen Konzept und Evaluati onsauswertungen Interviews und Workshops mit Experten innen aus 1 Vgl Rohe Jaraba 2015 S 105 2 IM NRW 2020 S 3

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