GEWALTPRÄVENTION 18 forum kriminalprävention 2 2021 Neben der Beratung zu leistungs bezogenen Angeboten wird es zu künftig darauf ankommen die Rah menbedingungen für beziehungsvolle menschenwürdige Pflege zu gestal ten Es gilt sodann die Chancen für das frühzeitige Erkennen von Problemla gen zu verbessern und Wege zur Ent schärfung von Konfliktfällen aufzuzei gen pflegebezogene Regelungen und Verfahrensweisen zu optimieren und schließlich Interventionsmöglichkei ten vorzuhalten Prävention von Gewalt in Gemeinschaftsunterkünften für geflüchtete Menschen Mit dem großen Zustrom von Ge flüchteten im Jahr 2015 richteten die Kommunen vielfach größere Sammel unterkünfte ein Die zum Teil improvi sierte Unterbringung auf sehr engem Raum führte zu Frustrationen Kon flikten und Gewalt Die Notwendigkeit besonderer Schutzvorkehrungen war offensichtlich Das BMFSFJ und das Kinderhilfs werk der Vereinten Nationen UNICEF haben 2016 gemeinsam mit anderen Partnern die Bundesinitiative Schutz von geflüchteten Menschen in Flücht lingsunterkünften gestartet Im Rahmen der Initiative wurden erstmals bundesweit einheitliche Mindeststandards zum Schutz von geflüchteten Menschen in Flüchtlings unterkünften entwickelt und dienen als Leitlinien für die Erstellung und Umsetzung von einrichtungsinternen Schutzkonzepten Bis Ende 2018 förderte das BMFSFJ in insgesamt 100 Einrichtungen Gewaltsschutzkoordinatoren innen Ihre Aufgabe war es in einem parti zipativen Prozess Schutzkonzepte für ihre jeweiligen Einrichtungen zu er stellen Zudem wurden praxistaugli che Tools Handreichungen und Trai ningshandbücher zur Umsetzung der Mindeststandards entwickelt und Schulungen durchgeführt Das Asylgesetz verpflichtet die Län der seit Mitte 2019 geeignete Maß nahmen zu treffen um bei der Un terbringung Asylbegehrender den Schutz von Frauen und schutzbedürf tigen Personen zu gewährleisten Seit 2019 fördert das BMFSFJ den Aufbau und die Etablierung einer Dezentralen Beratungs und Unter stützungsstruktur für Gewaltschutz in Flüchtlingsunterkünften Zentra le Wohlfahrtsverbände verfolgen als Projektträger das Ziel Flüchtlingsun terkünfte sowie Betreiber und Trä gerorganisationen bei Aufbau und Umsetzung von Strukturen für Ge waltschutz zu unterstützen Länder übergreifend bieten Multiplikato ren innen Informationen Beratung Coaching und Prozessbegleitung für Mitarbeitende in Flüchtlingsunter künften an Sie unterstützen bei der Implementierung von Gewaltschutz konzepten und organisieren bei Be darf Qualifizierungsmaßnahmen Zudem begleitet die Service stelle Gewaltschutz www gewalt schutz gu de die Bundesinitiative steht für Fragen aus der Praxis zur Verfügung und stellt Vernetzung und Erfahrungsaustausch zwischen dem BMFSFJ den beteiligten Part nerorganisationen sowie den für die Unterbringung und Versorgung zu ständigen Landes und kommunalen Behörden sicher Implikationen der Corona Pandemie Zur Eindämmung der Corona Pan demie 2020 gab es eine Reihe von Bewegungs und Kontakteinschrän kungen die dazu führten dass vie le Familien und Lebensgemeinschaf ten permanent in enger räumlicher Nähe und außerhalb mit deutlich ein geschränkten unmittelbaren Sozial kontakten leben und arbeiten muss ten Der Kita und Schulbetrieb wurde über Wochen eingestellt viele Men schen gerieten in Kurzarbeit oder ar beiteten im Homeoffice Der ambu lante und stationäre Pflegebetrieb erreichte seine Belastungsgrenzen Soziologische und psychologische Modelle gehen davon aus dass eine Zunahme von Belastungsfaktoren wie z B räumliche Verengung Verände rung der Alltagsroutinen Überlastun gen oder Langeweile Arbeitslosigkeit soziale Isolation finanzielle Einschnit te oder erhöhter Suchtmittelkonsum die Empfindlichkeit und Aggressivität von Betroffenen deutlich erhöhen kann insbesondere dort wo es be reits ein Belastungsprofil gibt aber auch in sonst konfliktfreien Konstel lationen Das Gewaltrisiko steigt bei zunehmendem strukturellen Stress in allen engen sozialen Gefügen beson ders für Kinder Frauen und Pflegebe dürftige Neubert et al 2020 Erschwerend kommt hinzu dass z B Fluchtmöglichkeiten zu Freunden in Frauenhäuser und die etablierten Schutz und Unterstützungsangebote zeitweise nur eingeschränkt bestan den bzw erreichbar waren Dennoch haben sich die Akteure der Gewaltprä vention und Opferhilfe schnell darauf eingestellt und die auf bestehenden und erweiterten Angebote des Unter stützungssystems aktiv hingewiesen besonders auch zur Selbsthilfe im Bereich Erziehung z B mit dem Por tal Positiv Eltern sein in unsicheren Zeiten www positiv elternsein de Gewaltprävention für junge Menschen Wissenschaftliche Erkenntnisse be legen dass insbesondere Jungen im Kita und später im Jugendalter eine ansteigende Häufigkeit von körperli cher Aggression und Gewalt episo denhafte bzw phasenbegrenzte Prä valenzen von über 60 aufweisen Wahl 2016 die bei einem kleinen Teil von etwa 5 verfestigen und bis ins Erwachsenenalter andauern 8 An gesichts des Befundes wird zuwei len kontrovers über Angemessenheit und Intensität von sowohl repressi ven Maßnahmen als auch Präventions arbeit für die Altersgruppe diskutiert und es hat sich eine heterogene Prä ventionslandschaft entwickelt Universelle Förderung der Persönlichkeitsentwicklung und fokussierte Präventionsangebote Die universelle Förderung von Per sönlichkeitsentwicklung mit ergän zender Gewaltprävention stärkt Em pathie Selbstwirksamkeit Resilienz und weitere allgemeinen Lebenskom petenzen junger Menschen und wirkt der Entstehung problematischer Ver haltensweisen wie Mobbing körper licher Gewalt Suchtverhalten und psychischer Störungen rechtzeitig und effektiv entgegen DFK 2012 Diesem Verständnis folgend kommt allen Erziehungs bzw Sozialisa tionseinrichtungen bei der positiven Sozialentwicklung junger Menschen eine zentrale Rolle zu Verlässliche Be zugssysteme und personen ermög lichen stabile Beziehungen und wer den für die Entwicklungsförderung benötigt Auf bestimmte Verhaltens auffälligkeiten wie Gewalt oder Mob bing fokussierte Angebote ergänzen die allgemeine Pädagogik 8 Empirisch gut belegt u a aktuell in den Ergebnis sen Delinquenz im Altersverlauf der 2002 begonne nen Längsschnittstudie Kriminalität in der modernen Stadt bei der Jugendliche vom 13 bis zum 30 Le bensjahr zur selbst begangenen Delinquenz und Op fererfahrungen befragt wurden Boers Reincke 2019

Vorschau DFK forum kp 02-2021 Seite 20
Hinweis: Dies ist eine maschinenlesbare No-Flash Ansicht.
Klicken Sie hier um zur Online-Version zu gelangen.