EXTREMISMUSPRÄVENTION 34 forum kriminalprävention 4 2021 Partizipative Konzeption Am Beispiel des Entwurfes eines Untersuchungsdesigns für das Aus steigerprogramm Islamismus des Lan des Nordrhein Westfalen API zei gen die Autorinnen die Vorteile einer möglichst frühzeitigen Einbindung tangierter Akteure in die Konzepti on und Planung der Evaluation auf 2 In der Evaluationsplanung sind von Beginn an zahlreiche Entscheidun gen zu treffen zu denen die beteilig ten Akteure unterschiedliche Erwar tungen Befürchtungen und Wünsche haben Diese zu reflektieren und ein zubeziehen birgt verschiedene po tenzielle Vorteile Es erhöht sich die Wahrscheinlichkeit dass die Evalua tion praxisrelevante Erkenntnisse ge neriert und diese tatsächlich in die Weiterentwicklung der Arbeitspraxis einfließen Sind Evaluationen auf die Ermittlung von Wirkungen gerichtet besteht aufseiten der Projektmitwir kenden zudem nicht selten die Be fürchtung Evaluationsergebnisse könnten die Fortsetzung eines Pro jektes gefährden und Entscheidun gen zu dessen Einstellung begründen Wichtig sei es daher die Beteiligten einzubeziehen Evaluationskonzepte gemeinsam zu erarbeiten und zu ver deutlichen wie und anhand welcher Kriterien eine Bewertung der Präven tionsarbeit vorgenommen werden soll In gemeinsamer Abstimmung ist dabei zu klären wie die Arbeitsleis tungen in den Präventionsangeboten transparent beschrieben und erziel te Veränderungen ermittelt werden können Es können auf diesem Wege Sorgen ausgeräumt sowie der Praxis bezug und die Identifikation der Eva luierten mit dem Evaluationsvorha ben gesteigert werden Kennzeichnend für die Deradikali sierungs und Ausstiegsarbeit in der Extremismusprävention ist zudem die Zusammenarbeit von zivilgesell schaftlichen Akteuren mit den Sicher heitsbehörden Aufgrund eines ge steigerten Sicherheitsinteresses am Erfolg von Deradikalisierungsmaß nahmen sind Letztere in den meisten Fällen direkt oder indirekt in diese Ar beit involviert Die mit der Präventi onsarbeit verbundenen Erwartungen und Zielsetzungen sind bei diesen Ko operationspartnern nicht immer de ckungsgleich Aus Perspektive der so zialen Arbeit dominiert das Interesse die Klienten und Klientinnen zu einem selbstbestimmten gesellschaftskon formen Leben jenseits extremisti scher Milieus zu befähigen Aus Sicht der Sicherheitsbehörden hingegen steht im Vordergrund dass von Teil nehmenden keine oder allenfalls eine stark verringerte Gefahr für die Gesell schaft ausgeht Diese unterschiedli chen Erwartungen an die Durchfüh rung bestimmter Maßnahmen wie auch an deren Evaluation sollten im Vorfeld reflektiert und geklärt wer den um falschen Vorstellungen an die Ergebnisse einer Evaluation vor zubeugen Logische Modelle Eine weitere Empfehlung für Eva luationen im Bereich der tertiären Extremismusprävention betrifft die Anwendung sogenannter Wirkungs modelle3 zur Ermittlung der Ziel erreichung Sehr individuelle den jeweiligen Bedarfen angepasste Be ratungsverläufe vergleichsweise klei ne Fallzahlen und verschiedene ande re Gründe verhindern die Umsetzung experimenteller Untersuchungsan sätze in diesem Arbeitsfeld Um den noch Erkenntnisse zu den Wirkungen von Maßnahmen gewinnen zu kön nen wird eine Wirkungsmodellierung empfohlen in die alle relevanten Ak teure einbezogen werden sollten 4 Dabei handelt es sich um Modelle bzw Abbildungen der Funktionslo giken von Projekten und damit auch der impliziten Wirkungsannahmen der Projektbeteiligten Wirkungsmo delle stellen einen Zusammenhang zwischen den Ausgangsbedingun gen konzeptionellen Grundannah men und Planungen realisierten Umsetzungen sowie erzielten Er gebnissen her Damit können sie die angenommenen Wirkungsmecha nismen eines Projektes sichtbar ma chen und verhelfen dadurch den be teiligten Fachkräften wie auch den Evaluator innen zu einer Innenan sicht der Projektumsetzung sowie zu einem Überblick über Verände rungsprozesse in der Zielgruppe Vorteile der Anwendung von Wir kungsmodellen liegen darin dass die Komplexität wenig standardisierter Maßnahmen der tertiären Präventi on transparenter wird implizite An nahmen der Projektbeteiligten über Wirkungszusammenhänge sichtbar werden und Evaluationen kleinteili gere Indikatoren für die Überprüfung dieser Wirkungsannahmen operatio nalisieren können Entlang eines Wirkungsmodells las sen sich verschiedene Resultate und Wirkungen von Maßnahmen identi fizieren und abbilden Diese lassen sich unterscheiden in Outputs Out comes und Impacts Während sich Outputs auf die unmittelbar beob achtbaren ausgeführten Aktivitäten beziehen beschreiben Outcomes be reits gewünschte Änderungen in der Zielgruppe z B dass deren Frustrati onstoleranz oder soziale Kompeten zen erhöht werden Da Wirkungen in der Gesellschaft sogenannte Im pacts etwa in der tertiären Extremis musprävention nicht kausal auf Maß nahmen im Projekt zurückgeführt werden können werden diese auf un mittelbare beobachtbare und positiv formulierbare Wirkungen und Resul tate heruntergebrochen Mit der gemeinsamen Erstellung ei nes Wirkmodells wird der Fokus von generalisierbaren Kausalbeziehungen hin zu denjenigen Wirkannahmen ver schoben die eine Maßnahme oder ein Projekt selbst für sich zugrunde le gen Die Wirkannahmen auf denen eine Präventionsmaßnahme aufbaut werden hierbei als der relevante Re ferenzpunkt zur Betrachtung ihrer Wirkung gesehen Gefragt wird dem zufolge nicht nur ob ein Programm funktioniert sondern ob es so funkti oniert wie es von den Projektverant wortlichen und durchführenden an genommen und gewollt wird Methodenvielfalt Aufgrund der angedeuteten Limi tierungen bei der Anwendung von Methoden der schließenden Statistik sollte wo immer es möglich ist ein Methodenmix aus quantitativen und qualitativen Untersuchungsansätzen sog Triangulation bevorzugt wer den Je mehr Perspektiven in den Un tersuchungsgegenstand einbezogen werden können umso besser kann er ausgeleuchtet und können unter schiedliche Zielsetzungen tangierter 2 Mona Klöckner Svetla Koynova Johanna Liebich Lisa Neef im Erscheinen Erfahrungen aus der Evaluati onsplanung eines Aussteigerprogramms Vorausset zungen für Wirksamkeitserfassung in der Tertiärprä vention 3 Vgl zu unterschiedlichen Varianten von Wirkungsmo dellen im Überblick Jan Hense Sandy Taut 2021 Wie Wirkungsmodelle zur Wirkung kommen Nutzungsvari anten Mehrwert und Kosten ihrer Verwendung in der Evaluationspraxis In Zeitschrift für Evaluation 20 Jg Heft 2 Oktober 2021 267 293 4 Susanne Johansson Julian Junk Johanna Liebich Dennis Walkenhorst im Erscheinen Klientenzentrier te Evaluation in Multi Agency Settings der Extremis musprävention Möglichkeiten und Grenzen eines wirkungsorientierten Vorgehens

Vorschau DFk forum kp 04-2021 Seite 36
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