BUCHTIPP 29forum kriminalprävention 2 2022 Pütter Norbert Soziale Arbeit und Polizei Zwischen Konflikt und Kooperation Reihe Grundwissen Soziale Arbeit 2022 1 Auflage Stuttgart Kohlham mer 264 Seiten ISBN 978 3 17 039230 4 36 Euro Das Buch Soziale Arbeit und Polizei von Norbert Pütter widmet sich dem Verhältnis zweier Akteursgruppen die in praktischen Handlungsfeldern aufei nandertreffen Steht im Titel die So ziale Arbeit an erster Stelle beginnt der Grundlagenteil mit einer prägnan ten Darstellung von Aufgaben und Or ganisation der Polizei Legalitätsprinzip in der Strafverfol gung sowie Entschließungs und Aus wahlermessen bei der Gefahrenabwehr Opportunitätsprinzip geben der polizei lichen Arbeit eine gesetzlich geregelte Rahmung von der aus die Kooperation mit anderen Akteuren gedacht wird Zu dem gibt es eine subsidiäre Zuständig keit um die Verwaltungsbehörden bei der Verfolgung von Ordnungswidrigkei ten zu unterstützen Pütter weist auch auf ergänzende Strukturen wie etwa Kommunale Ordnungsdienste Stadtpo lizeien Sicherheitswachten oder Freiwil lige Polizeidienste hin und erläutert die Herausbildung von Ordnungs bzw Si cherheitspartnerschaften als Kooperati onsansatz unterschiedlicher Beteiligter Kritisch sieht er die sogenannte präventive Kehre in den Polizeistrate gien seit den 1970er Jahren Die polizei liche Gefahrenabwehr sei schrittweise aber unübersehbar um Konzepte der vorbeugenden Verbrechensbekämp fung mit der rechtlichen Eingriffs schwelle einer drohenden Gefahr die weit im Vorfeld einer konkreten Ge fahr liegen kann erweitert worden Diese Entgrenzung gehe auch mit der Erkenntnis einher dass nachhaltige Kriminalitätsbekämpfung die Kontex te und Entstehungsbedingungen von Kriminalität berücksichtigen und be einflussen müsse Der präventive Auf trag erhöht das Interesse der Polizei an sozialen Sachverhalten massiv Zugleich verwandelt er sie in einen Akteur der Einfluss auf die Gestaltung kriminogener oder sicherheitsrelevanter Verhältnisse nehmen muss soll Damit entstehen un mittelbare Bezüge zur Sozialen Arbeit Im zweiten Kapitel des Grundlagen teils geht es zunächst um Kriminalität und Kriminalisierung sowie darum was Soziale Arbeit damit zu tun habe Sie reagiere auf als problematisch aner kannte Situationen Konstellationen oder Verhaltensweisen Sozialarbeite rische Ziele Methoden und Reichwei ten seien dabei sehr unterschiedlich Adressat innen sollen befähigt wer den den Anforderungen gesellschaft licher Normalität gerecht werden zu können Arbeits Erziehungs und Lern fähigkeiten sowie Selbstständigkeit und Handlungsfreiheit Sodann werden drei Argumente ge nannt warum die Kooperation der Po lizei mit der Sozialen Arbeit wichtig ist Für soziale Probleme als Kriminali tätsursachen werden von beiden Akteuren Lösungen gesucht Zwischen polizeilich auffälligen Per sonen Kriminalitätsopfern und sozi alarbeiterischen Klientelgruppe gibt es deutliche Überschneidungen Die Handlungsmöglichkeiten der Po lizei sind begrenzt und nur mithilfe der Sozialen Arbeit können auch kausale und dauerhafte Problemlö sungen bewirkt werden Trotzdem gibt es eine Konfliktge schichte die im Kern darauf zurückgeht dass die Polizei präventive Konzepte un ter Inanspruchnahme sozialer Akteure verwirklichen wollte ohne die Prämissen der sozialen Partner innen hinreichend zu berücksichtigen Soziale Arbeit wollte sich wiederum nicht als Normalisierungs agentur instrumentalisieren lassen Es fehlte an Augenhöhe und in den Debat ten werden beide häufig noch immer als Gegenspieler beschrieben In der Praxis haben sich mittlerweile sehr verschiedene Formen der Zusam menarbeit des Dialogs und gegensei tiger Abgrenzung entwickelt sodass nicht mehr die Frage nach dem Ob der Kooperation sondern nur den konkre ten Ausformungen dem Wie disku tiert wurde Das Buch zeichnet ab dem 3 Kapitel die Verhältnisse zwischen Polizei und Sozialer Arbeit in unterschiedlichen Kri minalitätsformen und gegenüber ver schiedenen Zielgruppen im Einzelnen nach Präventionsräte Jugendliche Fußballfans häusliche Gewalt Kinder und Jugendliche als Opfer Gefährde te Drogen Szenen Migrant innen Obdachlosigkeit Betteln Prostitution jugendlicher Rechtsextremismus De radikalisierung und Ausstieg Deutlich werden dabei die Grenzen verstärkter Kooperationen Zugleich wird der Blick auf Risiken und unerwünschte Wirkun gen geschärft die für die Soziale Ar beit und ihre Klientel entstehen Folgerichtig beginnt der speziel le Teil mit der Kooperation in der Kri minalprävention und ihren Organisa tionsformen auf kommunaler Ebene Präventionsbegriffe und formen wer den systematisiert und diskutiert Wie auch viele andere empirische Zugänge zeigen zeichnet sich lokale Kriminal prävention durch das Zusammenwir ken unterschiedlicher Akteure in unter schiedlichen Organisationsformen aus die mit geringen Ressourcen und niedri ger Professionalität eine Vielzahl unter schiedlicher Aktivitäten entfalten deren Wirkungen vor allem in den verbesser ten Kooperationsformen und weniger im Hinblick auf Kriminalitätsentwicklungen gesehen werden Zentralbegriff sei Sy nergie Die Gremien fungieren als or ganisatorische Plattform um persön lichen Kontakt herzustellen Vorurteile und Missverständnisse abzubauen ein gemeinsames Interesse zu beschrei ben Dabei sollen die jeweiligen spezifi schen Sichtweisen und Vorhaben einge bracht und in gemeinsamen Projekten umgesetzt werden Auch wenn eine Win win Konstella tion für Polizei und Soziale Arbeit ent stehen kann bleibt eine Skepsis bei den sozialen Akteuren die Zusammen arbeit hat nicht die gewünschte Au genhöhe und es gibt Grenzen durch den Vertrauensschutz gegenüber der sozialarbeiterischen Klientel Zudem bleibt der Vorbehalt gegenüber einem entgrenzten Präventionsbegriff der die Perspektive auf alle gesellschaft lichen Konstellationen richtet und da durch die Anliegen der Sozialen Arbeit ihren eigenständigen Wert verlieren Am Schluss des Bandes heißt es re sümierend an die Stelle von gegen seitiger Distanz und Kooperationsver weigerung sind vielfältige Formen des Kontakts der Absprachen des gemein samen oder des bewusst getrennten Vorgehens getreten Die verschiede nen Beziehungsvarianten werden zu sammenfassend für einzelne Hand lungsfelder systematisiert von der Distanz über labile Toleranz bis hin zur arbeitsteiligen Intervention Pütter weist auf die Dominanz der Praxis hin die sich in einzelnen Feldern entwickelt hat ist aber eher skeptisch dass Vertrauensbildung etwa durch gemeinsame Fortbildungen gegen seitige Praktika und Hospitationen er reicht werden könne Soziale Arbeit habe sich im Zuge der Einbeziehung in sicherheitsrelevante Kontexte weitere Anerkennung verschafft häufig aller

Vorschau DFK forum kp 02-2022 Seite 31
Hinweis: Dies ist eine maschinenlesbare No-Flash Ansicht.
Klicken Sie hier um zur Online-Version zu gelangen.