WISSENSKOMMUNIKATION 9forum kriminalprävention 3 2022 Zum Transfer wissen schaftlicher Erkenntnisse in die Praxis Konzeptidee für einen projektübergreifenden Ansatz in der zivilen Sicherheitsforschung aus dem Nachwuchs forschungsprojekt PluS i Dr Nathalie Hirschmann Der Transfer wissenschaftlicher Erkenntnisse in die Praxis gilt als ein wichtiges Ele ment für die Nachhaltigkeit von Forschungsprojekten Die Kommunikation von Wissen nach außen gestaltet sich jedoch von Projekt zu Projekt unterschiedlich und ist mal mehr mal weniger effektiv Das Forschungsprojekt Pluralisierung lo kaler urbaner Sicherheitsproduktion PluS i hat es sich neben der inhaltlichen Bearbeitung der Forschungsfragen zur Aufgabe gemacht einen praxisorientier ten Ansatz des Wissenstransfers zu entwickeln um die Weitergabeverluste zwi schen Wissenschaft und Praxis möglichst kleinzuhalten Auf der Grundlage empi rischer Erkenntnisse steht die Idee eines projektübergreifenden Wissenstransfers in Form einer digitalen Wissensplattform die einer flexiblen Wissensaneignung von Forschungsergebnissen Rechnung tragen soll Einleitung Wer schreibt der bleibt so ein gän giges Sprichwort Wissenschaftler in nen haben sich diesen Ausspruch zu eigen gemacht indem sie ihre Erkennt nisse verschriftlichen und interessier ten Zielgruppen zugänglich machen Ziel des klassischen Wissenstransfers in nerhalb der Wissenschaft ist es den Er kenntnisgewinn miteinander zu teilen zur kritischen Überprüfung und zur Dis kussion zu stellen und damit Entwick lung in relevanten Forschungsfeldern nachhaltig zu ermöglichen Der Repu tationsaspekt spielt natürlich ebenso eine große Rolle Aber gerade für an wendungsorientierte Forschung ist ein Wissenstransfer gefordert der sich nicht nur an die wissenschaftliche Ge meinschaft richtet sondern auch die Praxis im Blick hat Während für Wissenschaftler innen der Transfer in die Wissenschaft zum Handwerk gehört bspw in Form von quellengestützten Beiträgen für peer reviewed Journals1 und Sammelbände oder das Abfassen von Qualifikations arbeiten um hier nur einige Formen zu nennen scheint der Wissenstrans fer in die Praxis oft eher stiefmüt ter bzw stiefväterlich behandelt zu werden und zwar in einer Vielzahl an Projekten Dies fängt bspw beim feh lenden Bekanntheitsgrad von Wis senschaftsprojekten in der jeweiligen Praxis an geht über die als nicht aus reichend wahrgenommene Vermitt lung von Erkenntnissen oder einer mangelnden Kommunikation zwischen Wissenschaft sowie Praxis weiter und hört bei den fehlenden Rahmenbedin gungen bspw zur Umsetzung von For schungsergebnissen auf der Praxissei te oder Anreizen für einen Transfer in die Praxis auf der Wissenschaftsseite auf siehe hierzu auch KnowledgeTrans ferProject II o J Christ u a 2019 Und damit sind zur gleichen Zeit einige He rausforderungen benannt Wissenstransfer im PluS i Projekt Das an der Westfälischen Wilhelms Universität Münster angesiedelte Pro jekt PluS i gefördert vom Bundesmi nisterium für Bildung und Forschung BMBF beschäftigt sich inhaltlich mit dem heterogenen Wandel der lokalen Sicherheitsproduktion am Beispiel von fünf deutschen Großstädten Im Kern geht es dabei um das plurale Polizie ren worunter das für Bürger innen direkt sichtbare polizeiliche kommu nale gewerbliche und ehrenamtliche Handeln zur Aufrechterhaltung oder Herstellung von Sicherheit und Ord nung zu verstehen ist Hirschmann John 2019 Mit Blick auf die im Projekt betrachteten Akteure der zivilen Si cherheit allen voran Polizei kommu nale Ordnungsdienste und Sicherheits dienstleister ist anzunehmen dass die Forschungsergebnisse zur plurali sierten kooperativen und koexisten ten Sicherheitsarbeit Praxisrelevanz aufweisen Gerade auch deshalb zie len die Projektmitarbeiter innen die al lesamt dem wissenschaftlichen Nach wuchs angehören nicht nur darauf ab mit den disziplinübergreifend ge wonnenen Erkenntnissen den wissen schaftlichen Diskurs zum pluralen Poli zieren fortzuführen Zudem versuchen sie mit der Praxis ein besseres wenn nicht gar gemeinsames Grundver ständnis über einen gelungenen Wis senstransfer zu erreichen um den da mit verbundenen Herausforderungen zu begegnen die sich mit dem nach wie vor bestehenden negativen Kli schee von der Wissenschaft im Elfen beinturm wirklichkeitsfremd die Öf fentlichkeit scheuend arrogant in sich gekehrt Kleiner 2007 S 1 ergeben Dabei lag der Fokus im PluS i Projekt anfangs also in der Datenerhebungs phase des entsprechenden Unterar beitspaketes auf der Entwicklung eines Wissenstransferkonzeptes wel 1 Ein Peer Review meint ein Verfahren zur Qualitätssi cherung einer wissenschaftlichen Arbeit oder eines Projektes durch unabhängige Gutachter innen die meist aus dem gleichen Fachgebiet kommen oder mit der zur begutachtenden Materie vertraut sind

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