WISSENSKOMMUNIKATION 11forum kriminalprävention 3 2022 wie sehr sie sich in eine Materie durch zusätzliches Einholen von Informatio nen vertiefen wollen Wissens Pull 2 Eine solche digitale Wissensplatt form kann sich zwar vorrangig aber nicht ausschließlich an Multiplikato ren der zivilen Sicherheitsforschung richten d h die Leitungsebenen der Praxis Aus und Weiterbildungsein richtungen sowie Netzwerke und Inte ressensverbände Herausforderungen beim Wissenstransfer in die Praxis Ausgehend von der skizzierten Kon zeptidee finden sich eine Reihe an nicht abschließenden Herausforde rungen die nachfolgend beschrieben werden Transfer für Wissenschaft vs Transfer für Praxis Der Wunsch nach kurzen und kom pakten Informations oder besser Wis senshappen ist nun nicht neu Aus ei gener Perspektive lässt sich jedoch sagen Wissenschaftler innen sind bes tenfalls im wissenschaftlichen Schrei ben qualifiziert in der Regel aber nicht im Wissen schaft smanagement oder dem Transfer wissenschaftlicher Er kenntnisse in die jeweilige Praxis Das beginnt bei der Ansprache von Pra xispartner innen und der Vorstellung von Projektinhalten um Zugang zum Feld zu erhalten und endet mit der Art und Weise wie die Erkenntnisse kom muniziert werden Das beinhaltet dann bspw die folgenden Fragen auf die es entsprechende Antworten zu finden gilt Richten sich die Ergebnisse nur an einen bestimmten Akteur und hier nur an die Führungsebene Wie werden die Ergebnisse aufbereitet z B als Kurzar tikel oder in Form eines Podcast Wie viel Wissenschaft sollte enthalten sein also wie viel Theorie und Methodener läuterung Und sollte es Rücksprache möglichkeiten mit den verantwort lichen Wissenschaftler innen geben 3 In der Fachliteratur ist die Rede vom Wissensträger der dem Wissensemp fänger Informationen bzw Wissen4 übermittelt u a Thiel 2002 Schewe Nienaber 2011 Die Übermittlung der Informationen oder des Wissens in nerhalb des Wissenschaftsbetriebes dürfte erwartungsgemäß einfacher sein als vom Wissensträger Wissen schaft zum Wissensempfänger Praxis Wissenschaft und Praxis benutzen un terschiedliche Sprachen gemeint ist hier u a auch die Verwendung der je weiligen Fachbegriffe die es auf bei den Seiten gibt haben verschiede ne Organisations Kulturen und ein jeweils spezifisches Selbstverständ nis des beruflichen Arbeitens Wis senschaftler innen werden im Zuge ihrer Hochschulausbildung dafür sen sibilisiert Wissen immer mit der Mög lichkeit zu kommunizieren dass es sich auch als falsch erweisen kann Schreyögg Geiger 2003 S 45 Der kommunizierte Zweifel dürfte für Prak tiker innen eine Herausforderung dar stellen insbesondere für solche Beru fe oder Tätigkeiten für die im Tun eine gewisse Handlungssicherheit erwartet wird Themenzuschnitt Im Zuge der PluS i Konzeptarbeit wurde seitens der befragten Prakti ker innen besonders betont dass es bei einem Erkenntnistransfer darauf ankomme die zu transferierenden Themen praxisrelevant zu gestalten damit die eigene Arbeit reflektiert und ggf weiterentwickelt werden kön ne Was genau nun ein Forschungser gebnis oder Thema als praxisrelevant kennzeichnet und was nicht ist für Wissenschaftler innen ggf nicht ganz so leicht zu identifizieren wie für die Praxis selbst In der Konsequenz könn ten Ergebnisse aufbereitet werden für die die Praxis keinerlei Verwendung findet Das wiederum könnte den Vor wurf verstärken Wissenschaft würde nicht praxisnah sondern aus dem El fenbeinturm heraus kommunizieren Im besten Fall ist dies keine böse Ab sicht weil Wissenschaft es schlicht nicht besser kann Anreiz und Motivation Im schlimmsten Fall fehlt in der Wissenschaft das Interesse für einen Wissenstransfer in die Praxis weil dies mit Nachteilen für die wissenschaft liche Karriere gesehen wird siehe hier bspw auch die Umfrageergeb nisse des KnowledgeTransferProject II in Ammer u a o J denn mit Wis senstransfer in die Praxis ist mit Blick auf die wissenschaftliche Reputation salopp gesagt kein Blumentopf zu ge winnen Aber auch das sagt die Fach literatur Je aufwendiger es für den Wissensempfänger wird die Transfer angebote zu verstehen desto weni ger wahrscheinlich wird dieser das Wis sen nutzen insbesondere dann nicht wenn das Wissen ohne jegliche Ziel gruppenorientierung aufbereitet wird vgl Rauter 2013 Oder anders ausge drückt Wissenschaftliche Erkenntnis se die ausschließlich im Rahmen von Sammelbänden oder Peer Reviewed Bei trägen kommuniziert werden kom men mit hoher Wahrscheinlich in der Praxis nicht an und oder werden nicht genutzt Es braucht wie bereits betont unterschiedliche Aufbereitungsforma te Diese müssen aber auch produziert werden und hier kommen wir wieder auf den ersten Aspekt und die damit verbundenen Herausforderungen zu rück Ressourcen Die für den Transfer aufzuwenden de Zeit und zwar aufseiten der Wis sensträger darf hier nicht unerwähnt bleiben Der Konzeptidee einer projekt übergreifenden Wissensplattform fol gend wäre das einzuspeisende Materi al von den Forschungsprojekten der zivilen Sicherheit selbst beizubringen Denn erfahrungsgemäß stellt die Auf bereitung von Forschungserkenntnis sen eine noch größere Herausforde rung dar wenn die urhebende und die wissensverwertende Person nicht die selbe ist Das Aufbereiten unterschied licher Transferformate ist jedoch zeit intensiv die es im Zuge der regulären Forschungsarbeit kaum gibt So fin det der Wissenstransfer in die Praxis oftmals im Vorbeigehen statt Be günstigt wird dieser Umstand durch die vorherrschenden Rahmenbedin gungen im Wissenschaftssystem und an den Forschungseinrichtungen die u a geprägt sind durch eine hohe Fluk tuation durch einen Reputationsdruck insbesondere des wissenschaftlichen Nachwuchses durch Zeitverträge ggf noch nicht mal für die gesamte Lauf zeit eines Forschungsprojekts und da mit ein in regelmäßig unregelmäßigen Abständen eigentlich ehrenamtliches Akquirieren Müssen von Folgeprojek ten bzw Folgestellen etwas was für den einen oder die andere mehr oder weniger belastend wirkt In der Konse 2 Zu Informations Push und Wissens Pull siehe North 2011 3 Wilhelm und Mohring verweisen bspw in der Aus gabe 2 2022 der Zeitschrift forum kriminalpräven tion auf die fünf Prinzipien einer gelingenden Wissenskommunikation die sich zusammensetzen aus dem Prinzip der variablen Themenfestsetzung dem Prinzip der variablen Darstellungsformen von Wissen dem Prinzip der variablen Reflexion des internen Wissens und dem Prinzip der variablen Zeitpunktsetzung ebd S 5 4 In der Theorie gibt es auch hier Feinheiten was Information und was Wissen ist siehe hierzu Re häuser Krcmar 1996 Abb 3 Beispiel für Ebene 2 Wissens Pull eigene Darstellung Visualisierung Nathalie Hirschmann

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