13forum kriminalprävention 3 2022 WISSENSKOMMUNIKATION Papierlage ist nicht alles Wie in der Präventionspraxis über den Einsatz von Präventionsprogrammen entschieden wird Frederik Tetzlaff Die Güte der Auswahl und Implementation von Präventionsprogrammen hat emp findlichen Einfluss auf die Erfolgsaussichten präventiver Maßnahmen Aus wissen schaftlicher Forschung und Evaluation ist bereits vieles über die Wirksamkeit von Präventionsprogrammen und den Kriterien einer erfolgreichen Implementation bekannt Gleichzeitig ist jedoch zu konstatieren dass Evidenz nicht das einzige Kriterium ist das für Akteur innen der Prävention maßgeblich ist In dem vorlie genden Beitrag wird untersucht wie Entscheidungen über die Auswahl von Prä ventionsprogrammen im Bereich Entwicklungsförderung und Gewaltprävention getroffen werden Ziel ist es eine höhere Sensibilität für Hürden und Kriterien der Akteur innen in der Praxis zu entwickeln und Anschluss für weitere Unterstüt zungsleistungen in der Stärkung evidenzbasierter Prävention zu bieten Hintergrund Fragestellung und Zielsetzung der Untersuchung Für die Stärkung evidenzbasierter Prävention ist es zunächst eine wichti ge Voraussetzung zu untersuchen wie Akteur innen präventiver Praxis der zeit Entscheidungen für gegen die Um setzung eines Präventionsprogramms gestalten Dieses Erkenntnisinteresse verfolgt die Stiftung Deutsches Forum für Kriminalprävention u a im Projekt Bundesweite strukturelle Stärkung der Evidenzbasierung von Präventions maßnahmen im Themenfeld Entwick lungsförderung und Gewaltpräventi on welches vom Bundesministerium der Justiz gefördert wird Teil dieses Projekts ist es in Kooperation mit dem Landespräventionsrat Niedersachsen bestehende Programmempfehlungen u a Grüne Liste Prävention Wegwei ser Prävention leichter zugänglich zu machen In einem übergeordneten Portal für Fachpublikum sollen die be reits verfügbaren Empfehlungen und weiterführende Informationen gebün delt und bedarfsgerecht aufbereitet werden In dem hier vorliegenden Bei trag werden die Ergebnisse einer zuge hörigen Bedarfserhebung vorgestellt Ziel ist es festzustellen wie Akteur in nen der Präventionspraxis ihre Ent scheidungen für gegen ein Präven ti onsprogramm gestalten und anhand welcher Kriterien diese getroffen wer den Erst anschließend kann ermittelt werden wie Informationen für präven tive Akteur innen gestaltet sein müs sen um bedarfsgerecht unterstützen zu können Untersuchungsanlage Untersuchungsgegenstand der hier vorgestellten Bedarfsermittlung sind Bedingungs und Einflussfaktoren auf die Entscheidungspraxis für gegen ein Präventionsprogramm Ziel des vorlie genden Beitrags ist es zu rekonstruie ren wie Entscheidungsprozesse für gegen ein Präventionsprogramm in der Praxis ablaufen Fokussiert werden sollen entsprechende Akteur innen in der Präventionspraxis die über die Um setzung von Präventionsprogrammen entscheiden In der Praxis sind das viel fach Mitarbeiter innen in der Verwal tung von einschlägigen Ministerien und Ämtern der Bildungs und Jugend politik Berücksichtigt werden dabei die präventiv arbeitenden Akteur in nen in den Bereichen Schule Lan desinstitute für Schulentwicklung u vergleichbar Kita Leitungen und Mit arbeiter innen und Kommune Jugend amtsleitungen und Mitarbeiter innen in Bildungsbüros etc Da bislang kein systematischer und umfassender Ein blick in die Entscheidungsprozesse der Präventionspraxis bekannt ist wird ein qualitatives Vorgehen gewählt um grundständig zu untersuchen wie Ent scheidungsprozesse gestaltet werden Konkret wurden leitfadengestützte Einzelinterviews durchgeführt Dabei wird die notwendige Materialtiefe er reicht sodass Entscheidungsprozes se der Akteur innen sichtbar und ver ständlich gemacht werden können Als Querschnittsaufgabe wird Präven tion und insbesondere die Entschei dungen über präventive Maßnahmen vielfach und kontrovers diskutiert und aus unterschiedlichen Perspekti ven beurteilt Um entsprechende Dis kussionen multiprofessioneller Grup pen rekonstruieren und untersuchen zu können werden darüber hinaus zu sätzlich Gruppendiskussionen in Fokus gruppen geführt Mithilfe eines Theoretical Samplings wurden sieben Akteur innen für Einzel interviews und 15 Akteur innen für 3 Gruppendiskussionen rekrutiert Die In terviewpartner innen wurden entlang der Zuständigkeitsbereiche Schule Kita und Kommune ausgewählt wäh rend auf eine Streuung anhand sozio demographischer Daten des Samples geachtet wurde 13 der Interviewpart ner innen waren weiblich neun männ lich Die Befragten arbeiten zudem in acht verschiedenen Bundesländern Die Angaben der Befragten wur den einer qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring 2019 unterzogen Die geäußerten Entscheidungskriterien und Bedingungsfaktoren eines Inter views wurden zunächst markiert An schließend wurden sie in einem folgen den Analyseschritt anhand inhaltlicher Ähnlichkeit gruppiert Auf diese Wei se entstanden vier Kategoriengrup pen die mit einem zusammenfassen den Oberbegriff benannt wurden Im Rahmen der Analyse erweist sich die ses induktive Vorgehen als geeignet da diese Vier Kategorien Lösung ein ausgewogenes Verhältnis zwischen nötiger Trennschärfe und inhaltlicher Komplexitätsreduzierung mit sich bringt Die erarbeiteten Kategorien werden im Ergebnisteil vorgestellt und die ent sprechenden Inhalte dezidiert und zu sammenfassend wiedergegeben Die Kategoriengruppen wurden darüber hinaus anhand des Interviewmateri als miteinander ins Verhältnis gesetzt Dar aus entstand ein Modell von Ent scheidungsprozessen Präventionsak

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