24 forum kriminalprävention 4 2022 Beachtlich sind die Ergebnisse zu Vor urteilskriminalität Etwa die Hälfte aller Opfer von Körperverletzungen ist der Meinung aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu einer bestimmten gesellschaftlichen Gruppe angegriffen worden zu sein Die häufigsten Gründe sind hierbei der so ziale Status die Herkunft oder das Ge schlecht bzw die geschlechtliche Identi tät des Opfers Männer sind stärker von vorurteilsgeleiteter Körperverletzung betroffen als Frauen lediglich beim Merkmal Geschlecht bzw geschlechtli che Identität sind die Opferraten unter Frauen höher Auch abseits der Vorur teilskriminalität zeigt sich dass Män ner häufiger als Frauen von Körperver letzungen betroffen sind Frauen werden hingegen häufiger Opfer von Sexualstraftaten Auch von Partnerschaftsgewalt sind primär Frau en betroffen Hinsichtlich des Alters der Opfer zeigt sich dass jüngere Men schen insgesamt wesentlich häufiger Opfer von Gewalt und Sexualstrafta ten werden als ältere Anzeigeverhalten und Dunkelfeld Das Ausmaß des kriminalstatisti schen Dunkelfelds fällt je nach Delikt bereich sehr unterschiedlich aus Eine niedrige Anzeigequote und damit verbunden ein großes kriminalstatisti sches Dunkelfeld zeigt sich insbeson dere bei Internetkriminalität 18 und Betrugsdelikten Noch seltener werden Sexualdelikte 1 angezeigt wobei in nerhalb dieser Deliktgruppe die Anzei gequote variiert Die dahinterstehen de Tendenz dass mit zunehmender Deliktschwere die Anzeigebereitschaft steigt zeigt sich auch bei den übrigen Gewaltdelikten sowie den erfassten Ei gentums und Vermögensdelikten Bei Kfz Diebstahl 92 und vollendetem Wohnungseinbruchdiebstahl 88 wird nahezu jede Tat zur Anzeige ge bracht Wenn die Straftat als nicht schwer wiegend genug angesehen wird oder das Opfer geringe Erfolgsaussichten bezüglich der Aufklärung des Falls sieht wird schneller von einer Anzeige erstattung abgesehen Bei Sexualdelik ten führt die Auffassung die Straftat nicht mit Beweisen belegen zu können ebenfalls häufig dazu dass die Viktimi sierung nicht der Polizei gemeldet wird Opfer von Gewaltdelikten entscheiden sich zudem häufig gegen eine Anzeige weil sie ihre Ruhe haben und das Erleb nis vergessen wollen Tatumstände und Folgen von Viktimisierung Bei den Täter innen handelt es sich deliktübergreifend meistens um Perso nen die den Opfern unbekannt sind Se xualstraftaten werden hingegen häufi ger von Personen aus dem näheren Umfeld des Opfers begangen Zudem sind die Täter bei Gewaltdelikten in der Regel männlich Die emotionale bzw psychische Be lastung der Opfer ist bei Gewaltdelik ten tendenziell höher als bei Eigen tums und Vermögensdelikten Aber auch Wohnungseinbruchdelikte sowie bestimmte Fälle von Betrug und Straf taten die das Kfz betreffen werden von vielen Opfern als ähnlich belastend empfunden wie Gewaltdelikte Dass Opfer von Straftaten im An schluss professionelle Unterstützung in Anspruch nehmen kommt deliktüber greifend eher selten vor Sicherheitsgefühl und Kriminalitätsfurcht Obgleich sich das Sicherheitsemp finden der Bevölkerung Deutschlands auf einem insgesamt sehr hohen Ni veau befindet ist in bestimmten Berei chen des Alltags das Sicherheitsgefühl in beachtlichem Ausmaß beeinträch tigt In der eigenen Wohngegend füh len sich nachts und ohne Begleitung nur knapp drei Viertel der Bevölkerung si cher im öffentlichen Personennahver kehr ist es sogar weniger als die Hälfte Die Angst im Internet Opfer von Betrug zu werden ist in der Bevölkerung weit verbreitet Während über 40 der Be völkerung diesbezüglich ziemlich oder sehr stark beunruhigt sind schätzt zu dem etwa ein Drittel der Bürger innen Deutschlands das Risiko hoch ein selbst Opfer einer solchen Straftat zu werden Deliktübergreifend lässt sich beob achten dass die Beunruhigung Opfer einer Straftat zu werden bei Perso nen im mittleren Erwachsenenalter am stärksten ausgeprägt ist Zudem sind Personen mit Migrationshintergrund häufiger besorgt Opfer von Kriminali tät zu werden als Personen ohne Mig rationshintergrund Insgesamt lösen Vorurteilskrimina lität und sexuelle Belästigung am we nigsten Beunruhigung aus wobei sich die Sorge vor sexueller Belästigung zwi schen Frauen und Männern erheblich unterscheidet Frauen schätzen auch die Wahrscheinlichkeit selbst Opfer se xueller Belästigung zu werden deutlich höher ein als Männer Hinsichtlich des Schutz und Vermei dungsverhaltens konnten für alle er hobenen Maßnahmen signifikante Ge schlechtsunterschiede festgestellt werden Dass Frauen wesentlich häufi ger ihr Verhalten anpassen um sich vor Kriminalität zu schützen zeigt dass sie im alltäglichen Leben stärker durch Un sicherheitsgefühle beeinträchtigt sind als Männer Gefragt nach der Viktimisierungsein schätzung zeigt sich dass 42 der Be völkerung beunruhigt sind Opfer von Betrug im Internet zu werden Diese Sorge ist deutlich stärker verbreitet als die Beunruhigung von anderen Strafta ten betroffen zu sein Auch die Risiko einschätzung Opfer einer Straftat zu werden ist für Betrug im Internet am höchsten 34 der Bevölkerung halten es für wahrscheinlich in den nächsten zwölf Monaten Opfer hiervon zu wer den Das Risikobewusstsein bezüglich Cyberkriminalität schlägt sich auch da rin nieder dass 27 der Bevölkerung die Abwicklung von Geldgeschäften über das Internet meiden Zum Schutz vor Kriminalität tragen 1 5 der Bevölkerung ab 16 Jahren häufig oder sehr oft ein Messer und 3 8 Reizgas bei sich In absoluten Zah len bedeutet dies einen erheblichen Be waffnungsgrad Ausblick Durch SKiD 2020 konnten bereits viel fältige Erkenntnisse zur Sicherheitsla ge in Deutschland gewonnen werden die einen bedeutsamen Beitrag zu ei ner evidenzbasierten Grundlage rati onaler Kriminalpolitik und wirksamer Kriminalprävention leisten Das volle Po tenzial dieser Bevölkerungsbefragung wird sich jedoch erst mit den kommen den Erhebungswellen entfalten wenn sich durch die mehrfache und regelmä ßige Wiederholung der Studie Verände rungen und langfristige Entwicklungen identifizieren lassen Nur durch die pe riodische Erfassung des Anzeigeverhal tens der Bevölkerung wird es möglich sein Aussagen darüber zu treffen ob Veränderungen in der Polizeilichen Kri minalstatistik auf Entwicklungen beim Kriminalitätsaufkommen zurückzufüh ren sind oder ob ein Wandel in der An zeigebereitschaft der Grund für mehr oder weniger polizeilich erfasste Straf taten ist SICHERHEITSLAGE

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