STIFTUNGSJUBILÄUM 6 forum kriminalprävention 4 2022 tel und Wege gelte ihr im Rahmen des Möglichen Herr zu werden Er erinnerte überblicksartig an die Gründungsgeschichte der Stiftung der ein längerer Findungsprozess nach der richtigen Struktur eines entsprechen den Bundesgremiums vorangegangen sei In Rede standen eine Kommissi on für Verbrechensvorbeugung ein Ausschuss für Kriminalprävention ein Forschungszentrum oder eine Aka demie für Kriminalprävention oder auch ein Bundes Rat für Kriminalprä vention Der Impuls ein solches nati onales Gremium schließlich in Gestalt eines Deutschen Forums für Kriminal prävention zu gründen sei schließlich im November 1997 von der Innenminis terkonferenz ausgegangen und habe politischen Rückenwind durch den Koa litionsvertrag von SPD und Grünen aus 1998 erhalten der ebenfalls die Grün dung eines Deutschen Forums für Kri minalprävention vorgesehen habe 1 Herr Prof Neubeck betonte ferner dass seinerzeit ganz bewusst ein Fo rum also nach dem Vorbild der römi schen Antike gleichsam ein unabhän giger Marktplatz geschaffen wurde der vielen unterschiedlichen Akteu ren offenstehe und der die Möglichkeit biete ganz unterschiedliche Themen in den Vordergrund zu stellen Aus die sem Grunde hätten die Stifter dem DFK seinerzeit in der Satzung die Pflicht auferlegt die Kriminalprävention in allen Aspekten zu fördern und alle ge sellschaftlichen Kräfte zu gemeinsa mer Verantwortung zusammenzufüh ren Dieser breite thematische Ansatz bei gleichzeitiger gesamtgesellschaft licher Aufstellung sei damals wie heu te das Alleinstellungsmerkmal des DFK Er dankte den das DFK maßgeblich tragenden Bundesressorts BMJ und BMI für ihre personelle finanzielle und infrastrukturelle Unterstützung ohne die die Stiftung mit ihrer doch eher be scheidenen finanziellen Grundausstat tung angesichts der aktuellen Lage auf den Finanzmärkten ihren satzungsge mäßen Aufgaben nur schwer nachkom men könne Er betonte zudem dass das Eintreten für das Präventionspa radigma nicht nur aus Gründen der Er sparnis andernfalls entstehender sozi aler Folgekosten geboten sei sondern dies auch und insbesondere mit Blick auf die staatliche Verantwortung für ein freiheitliches und friedvolles Mit einander eine lohnende Investition in die Zukunft darstelle Da zu jeder runden Geburtstagsfei er gute Wünsche für das Geburtstags kind gehörten äußerte er als solche abschließend erstens dass der Bund aber auch die Länder als Initialgrün der der Stiftung sich künftig verstärkt der Sicherung der Arbeitsfähigkeit des DFK und seiner Geschäftsstelle zuwen den mögen Die personelle Ausstat tung der Geschäftsstelle die bislang ausschließlich im Zuweisungswege be stückt werde sei leider ein recht fra giles Konstrukt das häufig von vielen Unwägbarkeiten bestimmt sei Bei der personellen wie auch infrastrukturel len Ausstattung sei es eine große Ent lastung künftig verstärkt auf Nachhal tigkeit zählen zu können Zweitens wünsche er sich eine stär kere Beteiligung der Wirtschaft am und im DFK weil hier noch ungenutz tes Potenzial liege Zahlreiche präven tive Themen könnten so mit großem Mehrwert vorangebracht werden Und drittens äußerte er den Wunsch dass von den Verantwortlichen in der Politik erkannt und anerkannt wird dass das präventive Rad nicht immer neu erfunden werden muss Das DFK und andere Präventionsakteure ver fügten über ein derart großes Wissen zu den Ursachen von Kriminalität und zu geeigneten Wegen ihrer Präventi on dass es Präventionsfachleute im mer wieder in Erstaunen versetze dass stets etwa nach spektakulären Ta ten Einzelner neue Maßnahmen ver langt Strafverschärfungen gefordert und mit teils großer Hektik weitere in der Regel repressiv konnotierte Forde rungen erhoben würden Bei allem Ver ständnis für den politischen Handlungs druck der Verantwortlichen bräuchten aber die präventiv nachweislich wirksa men Rezepte in aller Regel nicht neu ge dacht sondern stattdessen müsste das längst vorhandene Wissen der letzten 20 Jahre konsequent umgesetzt und in die Fläche getragen werden idealer weise im Rahmen von Regelangeboten für junge Menschen Wissenschaftlicher Impuls vortrag Abschließend hielt Herr Prof Dr Andreas Beelmann der Inhaber der Professur für Forschungssynthese In tervention und Evaluation der Univer sität Jena und Direktor des Zentrums für Rechtsextremismusforschung Demokratiebildung und gesellschaft liche Integration KomRex unter dem Titel Zum Stand der Kriminalprä vention Drei Botschaften und zwei Wünsche einen vielbeachteten Im pulsvortrag Mit seiner ersten Botschaft bestä tigte und erläuterte er dass Präven tion wirksam sei und daher positiv ge prüfte Präventionsmaßnahmen mit einigem Erfolg eingesetzt werden können Zweitens zeige sich dass ins besondere umfassende frühe Hilfen für Familien mit Kindern die einem hohen Risiko für Entwicklungspro bleme unterliegen sowie langfristi ge Konzepte die jeweils altersspezi fische Präventionsangebote machen besonders lohnend seien Schließlich gebe es aber ungeheure Schwierigkei ten bei der Integration von evidenzba sierten Programmen oder allgemeiner gesprochen von wissenschaftlichen Erkenntnissen in die Praxis der Regel versorgung An die Botschaften anknüpfend wurde der Vortrag mit zentralen Wün schen bzw Forderungen für die zu künftige Präventionsarbeit in Deutsch land abgerundet Einmal gehe es um den Bedeutungszuwachs welcher der sozialen Bildung insbesondere in den Kontexten von Bildungs und Erzie hungseinrichtungen zukommen müs se Schließlich so der zweite Wunsch müsse es eine bessere Vermittlung von wissenschaftlicher Evidenz und Erkenntnissen in Politik und Praxis ge ben Auch aus diesem Grunde sei das DFK als Forum und Mittler zu stärken 2 Stefan Daniel ist seit 2010 geschäftsführendes Vorstands mitglied des DFK Kontakt stefan daniel bmi bund de 1 Nähere Ausführungen zur Gründungsgeschichte des DFK finden sich bei Kahl in der Ausgabe 3 2022 dieser Zeitschrift Seite 3 ff und bei Daniel 2018 Die Stiftung Deutsches Forum für Kriminalpräven tion DFK und ihre Arbeitsstelle Nationales Zent rum für Kriminalprävention NZK Entstehungsge schichte Aufgaben und Perspektiven in Armborst Kober Pniewski Walsh Evidenzorientierte Krimi nalprävention in Deutschland Ein Leitfaden für Politik und Praxis 2 Die Langfassung seines Vortrages ist auf den fol genden Seiten dieser Ausgabe abgedruckt

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