EXTREMISMUS PRÄVENTION 16 forum kriminalprävention 2 2023 ler innen damit von SA für sich oder die eigenen Angehörigen im Zusammen hang mit der Behandlung von Angehöri gen von Personen mit extremistischen Einstellungen siehe Tabelle 3 Bei Ärztinnen und Psychotherapeu tinnen spielten SA für sie selbst und ihre Angehörigen während der Be handlung signifikant eher eine Rolle als bei den männlichen Kollegen Mittlerer Rang 123 09 Selbsteinschätzung Frau en vs Mittlerer Rang 106 68 Männer U 4830 000 p 041 r 0 13 Bei der Behandlung von Angehörigen von Per sonen mit vermuteter extremistischer Einstellung zeigte sich hingegen kein signifikanter Unterschied zwischen männlichen und weiblichen Behandeln den hinsichtlich der Einschätzung einer Gefährdung für sie selbst und ihre An gehörigen U 902 500 p 160 Deskriptiv zeigt sich dass sich SA bzw Gefährdungssituationen im Rah men der Behandlung durch Patient in nen im Zusammenhang mit allen Phä nomenbereichen ergeben und sowohl im klinischen Alltag vorkommen als auch im Behandlungssetting nieder gelassener Ärzt innen und Psychothe rapeut innen siehe Tabelle 4 Diskussion In der vorliegenden Analyse wird darüber berichtet inwiefern sicher heitsrelevante Aspekte SA bei der Be handlung von Patient innen mit einer mutmaßlich extremistischen Einstel lung oder ihrer Angehörigen eine Rolle spielten Die Befunde zeigen dass be zogen auf eine Gruppe von 210 behan delten Patient innen psychiatrische psychotherapeutische Inanspruchnah mepopulation es nach Einschätzung der Behandelnden bei rund 13 zu Gefähr dungssituationen kam Diese können die Ärzt innen und Psychotherapeut innen selbst betroffen haben aber auch bei spielweise deren Kinder oder Lebens partner innen Weibliche Fachkräfte schätzten sicherheitsrelevante Aspekte dabei deutlich gravierender ein als ihre männlichen Kollegen Möglicherweise spielen bei der Einschätzung einer Ge fährdung daher auch geschlechtsspe zifische Aspekte eine Rolle Auch bei der Behandlung von Ange hörigen von Personen mit extremisti schen Einstellungen kam es nach Ein schätzung der befragten Ärzt innen und Psychotherapeut innen in 4 der Fälle zu Gefährdungssituationen für sie selbst und oder für ihre Angehö rigen also etwas weniger häufig als bei der Behandlung von Menschen mit ext remistischer Einstellung selbst Die sicherheitsrelevanten Aspekte wurden dabei in der Studie nicht nä her definiert so dass verschiedene Si tuationen mitbedacht werden müssen u a Bedrohungsgefühl Gefährdung unmittelbare Gewaltanwendung Vo rausgehende Fragen zu Fremdgefähr dungssituationen bei denen das Bei spiel der Gewaltanwendung genannt wurde haben möglicherweise aber dazu beigetragen dass vor allem Ge walttaten mit der Frage assoziiert wur den 72 der Personen mit mutmaßlich ex tremistischer Einstellung waren männlich so dass möglicherweise auch ein großer Teil der Gefährdungslagen von männli chen Patienten ausging Nach Einschät zung der Behandelnden gingen vor allem von Personen mit mutmaßlich islamisti schem Hintergrund Gefährdungssituati onen aus 14 8 vs 10 4 Rechtsextre mismus 7 5 Querdenken Bewegung Aus Presseberichten über den Fall in der Arztpraxis in Österreich ist be kannt dass es durch die massiven Ge waltandrohungen und gleichzeitig wenig Unterstützung von Seiten der Sicherheitsbehörden zu schweren psy chischen Belastungen gekommen sei Spiegel 2022 20 der Fachkräfte die im Rahmen der Studie über einen Kontakt mit Patient innen mit extre mistischen Einstellungen berichteten nahmen Kontakt mit den Sicherheits behörden auf Rau et al 2023 was un ter Umständen ebenso eine Folge von Bedrohungsgefühlen war Eine gute Zusammenarbeit zwischen Fachkräf ten der Gesundheitsversorgung und Expert innen der Sicherheitsbehörden ist daher besonders wichtig Bei der Einordnung der Befunde ist zu beachten dass diese auf der Grundlage einer Einschätzung von Be handelnden basieren ohne dass eine Bedrohungslage objektiv vorgelegen haben muss Es kann also sein dass Fachkräfte aufgrund der angenom menen extremistischen Ansichten von Patient innen per es ein höhere Risiko für ihre Sicherheit und für ihre Fami lien angenommen haben Weiterhin wurden die Befragten lediglich nach sicherheitsrelevanten Aspekten bei der Behandlung dieser Personengrup Tabelle 2 Einschätzung zu Phänomenbereichen Mehrfachauswahl war möglich 2 Mehrfachauswahl war möglich Einschätzung von Arzt Ärztin Therapeut in n 242 Absolut Prozent Islamismus 29 12 0 Andere religiös begründete Ideologie 13 5 4 Rechtsextremismus 98 40 5 Linksextremismus 15 6 2 Querdenken Bewegung 80 33 1 Sonstiges z B Q Anon Reichsbürger 23 9 5 Keine Zuordnung möglich 7 2 9 2 Anmerkung Die fett markierten Antwortoptionen umfassen die drei klassischen Phänomenbereiche in Deutschland Die Frage wurde lediglich für Patient innen gestellt und nicht für Angehörige in der Behandlung

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