KOMMUNALE PRÄVENTION 29forum kriminalprävention 2 2023 KKP 2 0 Das Mannheimer Modell der Kommunalen Kriminalprävention Dieter Hermann Klaus Eberle Sophie Glaser Christian Specht Ausgehend von gesellschaftlichen Veränderungen Krisen und neuen Kriminali tätsformen wandeln sich Sicherheitsgefühl und Kriminalitätsfurcht in der Bevöl kerung Die Mannheimer Sicherheitsarchitektur greift die Entwicklungen auf und stützt sich dabei auf regelmäßige Bevölkerungsbefragungen Die Modifikationen der Mannheimer Vorgehensweise ist eine Weiterentwicklung der klassischen Kom munalen Kriminalprävention im Sinne einer KKP 2 0 Herausforderung der Kommunalen Kriminalprävention in Krisenzeiten In der Bundesrepublik Deutschland ist die Kommunale Kriminalprävention KKP ein etabliertes kriminalpolitisches Konzept Fast alle deutschen Städte und Gemeinden haben Gremien ge bildet die sich mit Kriminalpräventi on auf kommunaler Ebene befassen Von einem geschlossenen und einheit lichen Konzept zu sprechen wäre aller dings übertrieben Unter KKP werden lokale Bemühungen verstanden um das Ausmaß der Kriminalität zu vermin dern und das subjektive Sicherheitsge fühl der Bevölkerung zu verbessern wobei die Bürger innen als Initiatoren und verantwortliche Träger eingebun den werden sollen Dölling Hermann Simsa 1995 Forschungsgruppe Kom munale Kriminalprävention in Baden Württemberg 1998 und 2000 dies ge lingt in der Praxis nur bedingt Für die organisatorische konzeptuelle und in haltliche Ausgestaltung der einzelnen Projekte und Initiativen gibt es keine festen Regeln So gibt es in der Praxis der KKP ganz erhebliche Unterschiede Hermann Laue 2004 Während bei spielsweise etliche Kommunen in den USA das Modell der Zero Tolerance zu grunde legten wurden in Deutschland mit dem Abbau von Incivilities der Ver besserung der Lebensqualität und der Erhöhung des Sozialkapitals eher kom munitaristische Elemente in den Vor dergrund gestellt In Deutschland verlief die Entwick lung der KKP in Stufen Hermann 2016a und b Kerner Jehle Marks 1998 Ker ner 2018 Anfänglich wurden mittels der Daten der Polizeilichen Kriminal statistik kriminologische Lagebilder erstellt die als Wissensgrundlage für die Konzeption kriminalpräventiver Maßnahmen genutzt wurde Pohl Lau kamp 1996 Lübeck 2015 Hunsicker 2006 Das Problem kriminologischer Regionalanalysen auf der Grundla ge der Polizeilichen Kriminalstatistik ist dass sie lediglich auf Hellfeldda ten beruhen und die subjektive Sei te der Kriminalität nämlich Krimina litätsfurcht und Unsicherheitsgefühl unberücksichtigt lassen Dies kann durch Bevölkerungsbefragungen kom pensiert werden einige Gemeinden haben dies realisiert Allerdings war durch Variationen in Stichproben und Operationalisierungen von Fra gen ein Vergleich zwischen Kommu nen nur bedingt möglich Aus diesem Grund hat die Forschungsgruppe Kom munale Kriminalprävention in Baden Württemberg im Rahmen von Befra gungen im Jahr 1994 in Calw Freiburg und Ravensburg Weingarten ein Erhe bungsinstrument entwickelt das die Themen der Kommunalen Kriminalprä vention abdecken sollte und das auf seine Messqualität überprüft wurde Forschungsgruppe Kommunale Krimi nalprävention in Baden Württemberg 1998 und 2000 Inzwischen wurden zahlreiche Bevölkerungsbefragun gen zur subjektiven und objektiven Si cherheitslage durchgeführt mit der Absicht Prävention auf ein empirisch begründetes Wissensfundament zu stellen Das Ziel von KKP hat sich je doch nicht verändert Der Abbau von Kriminalität und die Reduzierung von Kriminalitätsfurcht Die gesellschaftlichen Veränderun gen insbesondere die Konfrontation mit weitreichenden globalen Krisen einer zunehmenden Individualisierung der Gesellschaft und einem wachsen den Einfluss der Globalisierung stellen die Frage ob die klassische Form der Kommunalen Kriminalprävention nicht angepasst werden müsste Die Heraus forderungen dieses gesellschaftlichen Wandels für die KKP ist dass erstens der ökonomische Druck auf die Kom munen gestiegen ist und somit Effekti vität und Effizienz von KKP einen höhe ren Stellenwert bekommen hat dass zweitens Krisen einen Einfluss auf das Sicherheitsgefühl und die Kriminali tätsfurcht haben und dies berück sichtigt werden müsste dass drittens auf Grund des Individualisierungspro zesses quantitativ gesehen kleinere Gruppierungen entstehen die sich er heblich vom Rest der Bevölkerung un terscheiden Aufgrund der geringen Größe sind die Probleme solcher Grup pen in allgemeinen Bevölkerungsbefra gungen kaum erkennbar sodass solche Gruppen gezielt untersucht werden müssten Der vierte Punkt die Globali sierung betrifft auch den Bereich der Kriminalität und Kriminalprävention Insbesondere bei Cybercrime und Te lefonbetrug ist eine täterorientierte Prävention nur bedingt möglich ist sodass die Förderung der Resilienz po tenzieller Opfer im Vordergrund steht Diese Aspekte wurden seit 2020 in Mannheimer Sicherheitsbefragungen berücksichtigt Damit wird ein Sicher heitskonzept umgesetzt das die klas sische KKP erweitert und deshalb als KKP 2 0 bezeichnet wird Nach einer Beschreibung der Mann heimer Sicherheitsarchitektur werden ausgewählte Ergebnisse der letzten Sicherheitsbefragung vorgestellt um die Umsetzung des Sicherheitskon zepts zu verdeutlichen

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