KOMMUNALE PRÄVENTION 33forum kriminalprävention 2 2023 lysen möglich sind Es zeigte sich dass lsbti Menschen eine signifikant höhere Kriminalitätsfurcht als andere haben und sie häufiger Opfer von Strafta ten werden als andere Beispielsweise wurden 21 Prozent der lsbti Menschen innerhalb der letzten 12 Monate Op fer einer Beleidigung oder Bedrohung in Sozialen Medien während dies in der Vergleichsgruppe lediglich auf 9 Prozent zutraf Signifikante Unter schiede findet man bei Raubdelikten Körperverletzungen sexuellen Angrif fen und Belästigungen sowie bei per sönlichen Beleidigungen und Bedro hungen Die Unterschiede sind von Alter Geschlecht Migrationshinter grund und Schulbildung unabhängig Zudem sind gruppenspezifische Nar rative erkennbar 31 Prozent der lsbti Menschen sehen Feindlichkeit gegen über lesbischen schwulen und bise xuellen Menschen als ziemliches oder großes Problem an während dies in der Vergleichsgruppe lediglich von 10 Prozent so wahrgenommen wird Ähn lich groß sind die Unterschiede in den Antworten auf die Fragen ob Feind lichkeit gegenüber Menschen die nicht eindeutig als Mann oder Frau wahrgenommen werden und ob se xualisierte Herabwürdigung von Men schen aufgrund ihrer sexuellen oder geschlechtlichen Identität ein Prob lem sei Die Unterschiede zwischen der internen und externen Sicht sind signifikant Somit haben lsbti Menschen nicht nur eine höhere Kriminalitätsfurcht sie werden auch häufiger Opfer als andere und werden mit Narrativen konfron tiert die sexuelle Vielfalt als prob lemlos ansieht während dies aus ih rer Sicht nicht zutrifft Somit ist es gerechtfertigt lsbti Menschen als vulnerable Gruppe zu betrachten Folglich sind Analysen angemessen die Antworten auf die Ursachen der Kriminalitätsfurcht in dieser Gruppe liefert Die entsprechenden Unter suchungen zeigen dass die Krimina litätsfurcht von lsbti Menschen von Respektlosigkeit sowie Schmutz und Müll in Straßen und Grünanalgen so wie von Viktimisierungen durch Be leidigungen Bedrohungen und sexu ellen Belästigungen abhängt In den Ursachen der Kriminalitätsfurcht un terscheiden sich lsbti Menschen nur wenig von den der restlichen Bevöl kerung Aufgrund der Vulnerabilität dieser Gruppe ist sinnvoll kriminalprä ventive Maßnahmen auf diese Perso nengruppe abzustimmen Bevölkerungsschutz Anlass für die Berücksichtigung von Fragen zum Bevölkerungsschutz war ein Chemieunfall im Mannheimer Hafen im August 2022 Aus einem Container ist Hydrosulfit ausgetre ten und hat sich entzündet Deshalb sollten Fragen nach der Nutzung von Warn Apps dem Wissenstand über Sirenensignale und der Vorbe reitung auf Gefahren und Krisenfäl le berücksichtigt werden Es zeigte sich dass nur etwa 40 Prozent der Be fragten eine Warn App nutzen Beson ders niedrig ist dieser Anteil bei Per sonen unter 30 und über 80 Jahren Zudem ist der Migrationshintergrund relevant sowie die Schulbildung Jün gere Personen mit Migrationshinter grund sind durch Warn Apps kaum er reichbar Die beiden üblichen Sirenensigna le werden lediglich von 32 Prozent richtig interpretiert Dabei muss be rücksichtigt werden dass auch zufäl lig die richtige Antwort gegeben wer den kann sodass die Zahl überschätzt sein dürfte Besonders niedrig ist der Anteil bei Personen zwischen 20 und 50 sowie bei Personen mit Migrations hintergrund Die Hälfte der Be fragten hat zumin dest einige Maßnah men getroffen um auf Katastrophen situationen vor bereitet zu sein 9 Prozent sind der Ansicht dass Kri senfälle ausge schlossen sind und 23 Prozent sehen keine Notwendig keit sich vorzuberei ten Dieser Anteil ist bei Männern mittle ren Alters und Migrationshintergrund besonders groß Konsequenzen aus dem Sicherheits audit Die Ergebnisse der Sicherheitsbefra gung legen es nahe Maßnahmen zu in itiieren die erstens zum Abbau von Respektlosig keit und sexuellen Belästigungen bei tragen zweitens das ästhetische Erschei nungsbild der Stadt verbessern sowie Schmutz und Müll beseitigen drittens das Vertrauen in die Kom munal politik stärken und viertens den Wissensstand zu Warn mitteln verbessern und die Bereit schaft zur Krisenvorsorge erhöhen Evaluation Der Vergleich der Entwicklung der Kriminalität in Mannheim und Baden Württemberg anhand der Daten der Polizeilichen Kriminalstatistik gibt zu mindest einen Hinweis auf den Erfolg der Mannheimer Sicherheitsarchitek tur Durch diese holistische Evaluation werden nicht die Effekte von einzelnen Maßnahmen untersucht sondern es wird die Gesamtheit aller Maßnahmen berücksichtigt dies hat den Vorteil dass dadurch auch Synergieeffekte von Präventionsmaßnahmen einbezo gen werden Allerdings hat dieser Ver gleich auch methodische Schwächen Einerseits unterscheiden sich die Ver gleichsgruppen nicht trennscharf zum anderen bildet die Polizeiliche Krimi nalstatistik nur das Hellfeld ab Aller dings führt die Überschneidung der Vergleichsregionen lediglich zu einer Unterschätzung von Unterschieden dadurch wird eine fehlerhafte Schluss folgerung über einen Erfolg des Mann heimer Modells unwahrscheinlicher Zudem spiegeln Veränderungen von Hellfelddaten auch Veränderungen im Dunkelfeld wider wenn sich die Anzei gequote nicht verändert hat Folglich können die Zahlen als Hinweis auf die Wirksamkeit des Mannheimer Sicher heitskonzepts interpretiert werden Das Schaubild 3 beschreibt die Ver änderung der Gewaltkriminalität in Mannheim und Baden Württemberg ausgedrückt als Häufigkeitszahl also als Anzahl der Taten pro 100 000 Ein wohner Allerdings wurden die Zahlen für beide Regionen angepasst denn die Kriminalitätsbelastung in Mann heim und Baden Württemberg ist auf unterschiedlichen Niveaus Des Jahr 20222021202020192018201720162015201420132012 N iv el lie rt e H äu fig ke its za hl G ew al tk rim in al itä t 20 12 0 30 10 10 30 50 70 90 110 130 150 170 Mannheim Baden Württemberg Seite 1 Schaubild 3 Veränderung der Gewaltkriminalität in Baden Württemberg und in Mannheim

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