26 forum kriminalprävention 3 2015 EXTREMISMUS UND PRÄVENTION dieren dazu geeignet die Hemm schwelle der lebensbedrohlichen Ge waltanwendung zu senken Die mehrheitlich zu beobachtende Bagatellisierung der Gewalt zeugt da von dass rechte Akteure eine andere Definition von Gewalt haben die nicht zuletzt von den jeweiligen Subkultu ren abhängig ist 34 Dieses Spezifikum lässt sich aus unserer Sicht mit indivi duellen Risikofaktoren nur unbefriedi gend erklären Im Gegenteil liegt die Vermutung nahe dass die Subkulturen der Gewalt mangelnde Impulskontrol le im Hinblick auf die Tatausführung fördern und normativ verankern Da bei schließt das Lernen im subkulturel len Kontext sowohl die Techniken zur Tatausführung als auch die spezifische Richtung von Motiven Rationalisierun gen und Einstellungen ein 35 Mit Blick auf Subkulturen der Ge walt drängt sich die Vermutung auf dass sie den Prozess der sozialen In formationsverarbeitung massiv be einflussen So beachten die Hass delinquenten weniger neutrale Hin weisreize und neigen bei der Interpre tation zu feindseligen Projektionen indem sie dem Interaktionspartner negative Situations Merkmale und Intentionen zuschreiben 36 Bei der Zielabklärung entscheiden sich Ge walttäter mehr für Dominanz und Kontrolle als für den Auf und Ausbau der sozialen Bindungen außerhalb der Subkultur Darauf folgen fest veran kerte feindselige Reaktionsreize 37 Beim fünften38 und sechsten Schritt handelt es sich um Erfolgschancen der Tat und ihre Bewährung in der Praxis 39 Angesichts der mehrheitlich positiven Konnotationen der intrinsischen und extrinsischen Gewalterfahrungen in rechten Gruppen verwundert es we nig dass Täter auf bewährte Mittel der Gewalt bzw instrumentellen Aggressi on zurückgreifen Neutralisations und Rechtfertigungstechniken Ebenso abhängig von den jeweili gen Szenen und in gewaltaffinen In terpretationsregimen enthalten sind Neutralisations und Rechtfertigungs techniken die Täter einsetzen um die normative Diskrepanz zwischen den subkulturellen und den gesamtgesell schaftlichen Werten auszugleichen Es lassen sich einige bekannte Idealtypen von Rechtfertigungen40 in Gerichtsak ten finden 1 Die aus den rechten Denkfiguren und Feindbildern resultierende und in den gewaltlegitimierenden Dis kursen tief verwurzelte Verdam mung der Verdammenden 2 Damit korrespondiert die Berufung auf höhere Instanzen und Werte wie Handeln im Interesse der Gruppe oder der Gemeinschaft 3 Es wird häufiger auch das Unrecht der Tat verneint oder 34 Vgl Lamnek Individuelle Rechtfertigungsstrategien S 1386 35 Vgl Albrecht Soziologische Erklärungen S 766 36 Vgl ebd vgl Lösel Bliesener Aggression und Delinquenz S 22 37 Vgl Lösel Bliesener Aggression und Delinquenz S 22 Auf der Basis seiner Ziele ruft das Individuum mögliche Reaktionen aus dem vorhandenen Verhaltensrepertoire geistig ab Der Zugriff zu den vorhandenen Reaktionsal ternativen hängt davon ab inwieweit die vorliegenden Situationen als ähnlich zu den gespeicherten erlebt werden und wie stark die assoziativen Verknüpfungen der Repräsentationen sind 38 Vgl ebd In dieser Phase werden die verfügbaren Handlungsalternativen hinsichtlich ihrer Effizienz und Angemessenheit bewertet Dabei spielen die bisherigen Erfahrungen mit diesen Reaktionen die subjektive Interpretation der sozialen Situation Kontrollüberzeu gungen allgemeine Erwartungen zur Selbstwirksamkeit und das Wissen über Regeln des sozialen Umgangs eine entscheidende Rolle 39 Vgl Hodges Das Erlernen S 620 40 Vgl Lamnek Individuelle Rechtfertigungsstrategien S 1387 f

Vorschau DFK forum kp 03-2015 Seite 28
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