10 forum kriminalprävention 1 2016 GEWALTPRÄVENTION zu entwickeln die wesentlich mehr als bisher auf evidenzbasierte Konzepte und systematische Kooperation sowie Vernetzung der vielen unterschiedli chen Bereiche und Ebenen der Gewalt prävention setzen muss Um dies leis ten zu können bedurfte es zwar eines wenn auch vergleichsweise kurzen Rückblicks auf die Entwicklung der un terschiedlichen Bereiche der Gewalt prävention in den letzten 25 Jahren bildet diese doch das Fundament auf dem die Gewaltprävention in Deutsch land zurzeit steht Zudem ging es um die Einschätzung künftiger Bedarfe in den jeweiligen Bereichen denn diese spiegeln wider in welche Richtung je weils weitergedacht und gearbeitet werden muss Tagungsverlauf Um dem Anspruch des Symposions gerecht zu werden wurde ein Pro grammablauf gewählt der Raum und Zeit für intensiven fachlichen Aus tausch bot Nach einem einführenden Über blick über die Entwicklung der Gewalt prävention in den letzten 25 Jahren durch Dr Wiebke Steffen wurde am ersten Tagungstag in 19 Arbeitsgrup pen3 mit jeweils etwa zehn Experten innen aus Wissenschaft Praxis und Verwaltung zunächst in zwei arbeits feldbezogenen Blöcken eine Be standsaufnahme und eine Diskussion künftiger Bedarfe vorgenommen Grundlage hierzu waren kurze State ments aus Wissenschaft und Praxis so wie bereits im Vorfeld vorliegende Texte In einem dritten arbeitsfeldbe zogenen Block haben sich die AGs der Frage zugewandt wie aus ihrer Sicht ein stabiles und sachgerechtes Funda ment für eine nachhaltige Präventi onsarbeit in den jeweiligen Bereichen mit Blick auf Kooperation und Vernet zung sowie die notwendigen Rahmen bedingungen auf den Ebenen des Bundes der Länder und der Kommu nen gestaltet sein sollte In zwei weiteren Blöcken wurden dann in neu zusammengesetzten ar beitsfeldübergreifenden Arbeitsgrup pen die am ersten Tagungstag gewon nenen Erkenntnisse ausgetauscht und arbeitsfeldübergreifend diskutiert er gänzt und bewertet Der Diskussionsprozess wurde von Frau Dr Steffen beobachtet von ihr die Zwischenergebnisse ausgewertet und abschließend im Plenum vorge stellt und kommentiert Einführung und Rückblick Staatssekretär Dr Ralf Kleindiek vom Bundesministerium für Familie Senioren Frauen und Jugend BMFSFJ ließ es sich nicht nehmen ein erstes Resümee der gewaltpräventiven Ar beit der letzten 25 Jahre vorzustellen Er betonte dass Gewaltprävention eine gesellschaftspolitische Dauerauf gabe sei die insbesondere durch die 1990 vorgelegten Ergebnisse der Ge waltkommission der Bundesregierung unter Leitung von Professor Dieter Schwind begonnen wurde Dass sich ein Verständnis von Gewaltprävention als ressortübergreifende die gesamte Gesellschaft betreffende Aufgabe durchgesetzt hat ist vielleicht die größ te Errungenschaft in diesen 25 Jahren Kleindiek benannte Fortschritte durch gesetzliche Regelungen wie zum Bei spiel das Gesetz zur Ächtung von Ge walt in der Erziehung aus dem Jahr 2000 und das Gewaltschutzgesetz das 2002 in Kraft getreten ist Als eben so wichtig wurde die Gründung von In stitutionen wie das Deutsche Forum für Kriminalprävention DFK der Deut sche Präventionstag DPT oder die Ar beitsstelle Kinder und Jugendkrimina litätsprävention am Deutschen Jugendinstitut DJI hervorgehoben Wir haben in den letzten 25 Jahren Strukturen der Gewaltprävention ge schaffen die wirksam sind und über greifend arbeiten Nicht zuletzt kön nen sich die Erfolge beim Ausbau des Hilfesystems gegen Gewalt an Frauen sehen lassen z B das bundesweite Hilfetelefon und die zwei Aktionspläne der Bundesregierung Kleindiek hob schließlich auch die Anstrengungen des Bundes im Bereich der Extremis musprävention mit dem Programm Demokratie leben hervor Der Geschäftsführer des Deutschen Präventionstages DPT Erich Marks knüpfte mit der historischen Perspek tive zur Einhegung von Gewalt an Er verwies auf den amerikanischen Evo lutions Psychologen und Bestseller autor Steven Pinker der behauptet und nachzuweisen versucht dass die Ausübung physischer Gewalt im Ver lauf der Menschheitsgeschichte im mer weiter zurückgegangen ist und er spricht von der Gegenwart als der friedlichsten Epoche seit unsere Spe zies existiert 4 3 Arbeitsgruppen zu den Themen Häusliche Gewalt Sexualisierte Gewalt Erwachsene Gewalt von Erwachsenen gegen Kinder und Jugendliche Gewalt in der Kita Gewalt in der Schule Gewalt im Sport am Beispiel Fußball Gewalt im öffentlichen Raum Gewalt und Medien Vielfach auffällige straffällige junge Menschen Gewalt in der Pflege Gewalt gegen alte Menschen Vorurteilsmotivierte Gewalt Rechte Gewalt De Radikalisierung junger Menschen Polizeiliche Intervention und Prävention Jugendstrafrechtspflege und Gewaltprävention Opfer von Gewalt Kommunale Prävention Prävention auf der Landesebene und auf der Bundesebene Gewaltprävention und Gesundheitswissen schaften Public Health Evaluation und Qualitätsentwick lung in der Gewaltprävention und intervention ggf wird aus aktuellem Anlass eine weitere AG eingerichtet beispielsweise zum Thema Gewalt gegen Flüchtlinge 4 Steven Pinker Gewalt Eine neue Menschheitsgeschichte S 11 vgl kritisch dazu Wolfgang Kahl Gewalt eine historische Konstante in forum kriminalprävention 2 2014 S 44 ff

Vorschau DFK forum kp 01-2016 Seite 12
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