49forum kriminalprävention 1 2016 OPFERSCHUTZ vor sodass eine Evaluation der Opfer schutzgesetzgebung überfällig ist 30 Obwohl der Schutz von Opfern von Straftaten und die Stärkung ihrer Rechtsposition im Strafverfahren eine legitime und notwendige Zielsetzung der Gesetzgebung darstellen dürfen ihre Belange nicht Ausdruck eines ge neralisierten Opferinteresses 31 sein das ohne eine gesicherte empirische Fundierung auskommt 32 Die Forderung nach einer evidenz basierten Ausrichtung wird ange sichts des Maßnahmendickichts in der Kriminalprävention häufig erhoben33 und gilt gleichermaßen für eine opfer orientierte Kriminalprävention um ei ner Förderung nach dem effektlosen Gießkannenprinzip entgegenzuwir ken Im wegweisenden Düsseldorfer Gutachten aus dem Jahr 2002 werden 61 Studien zur Kriminalprävention aus aller Welt analysiert 34 Schlecht schnei den insbesondere situationsbezogene und gelegenheitsorientierte Pro gramme ab Positive Effekte haben hingegen täterorientierte Program me Danach verspricht eine frühzeiti ge und sozialisationsfördernde Inter vention auf mehreren Ebenen Erfolg In Bezug auf die weitgehende Wir kungslosigkeit von situativen Projek ten wird das Problem der methodi schen Nachweisbarkeit thematisiert In diesem Kontext betonen die Gut achter dass unspezifische Präven tionsmaßnahmen im komplexen Sozi alisationsgeschehen nicht isoliert werden können und damit eine geziel te Wirkungsforschung ausschließen Ein allgemeiner opferzentrierter Zu gang in Kommunen richtet sich darü ber hinaus auf die Reduktion von Kri minalitätsfurcht und die Erhöhung des Sicherheitsempfindens Dennoch stellt sich die Frage nach der Bedeu tung von Kriminalitätsfurcht als sub jektiver Komponente in der kriminal präventiven Praxis Einerseits mag eine Zunahme des Sicherheitsempfin dens auch die Lebensqualität heben andererseits kann die Beseitigung von sogenannten Incivilities35 die Ausgren zung von randständigen Bewohnern befördern Insofern sind Präventions programme zu bevorzugen die so wohl Empfehlungen für eine Balance zwischen den unterschiedlichen Inter essen und Sicherheitsbedürfnissen der Menschen als auch für die Integra tion sozial schwacher Bevölkerungs gruppen geben In Anlehnung an Irvin Waller36 wer den hier abschließend folgende vier Handlungsgebiete einer opferorien tierten Kriminalprävention vorge stellt Zunächst geht es um Prävention durch eine gezielte psycho soziale Entwicklung Hierzu gehören die Vorschule und frühzeitiges Eltern training die Vermittlung von Le bensfertigkeiten skills an Kinder im Alter von sechs bis zwölf Jahren das Erreichen outreach von Jugendli chen auf der Straße sowie die Prä vention von Schulgewalt mit vielfäl tigen Maßnahmen die beispielsweise Mobbing bullying und den Umgang mit Alkohol erfassen Das zweite Handlungsfeld bezieht sich auf Prävention durch Polizei und Justiz In diesem Rahmen geht es um einen Erhalt bzw um eine Stärkung der vorhandenen finanzi ellen und personellen Ressourcen In polizeilicher Hinsicht steht nicht Unter diesem Motto entstanden bisher über 5 600 Mietwohnungen Eigen tumswohnungen und Eigenheime in und um Lünen Und zwar in einem Um feld in dem man gern zu Hause ist Wo individuelles Wohnen und auch der Blick ins Grüne möglich sind Wir gestalten Lebensräume Lange Straße 99 44532 Lünen Tel 02306 202 11 0 Fax 02306 202 11 31 info bauverein de www bauverein de www bauverein de 30 Zum Defizit an empirischen Studien näher Kölbel Ralf 2012 Kriminalpolitische Instrumentalisierung der Gefahr sekundärer Viktimisierung in Kölbel Ralf Hrsg Ambivalenzen der Opferzuwendung des Strafrechts Zwischenbilanz nach einem Vierteljahrhun dert opferorientierter Strafrechtspolitik in Deutschland Baden Baden Nomos Verlagsgesellschaft S 221 ff 31 So Kunz Fn 3 S 6 32 Ähnlich Bock Stephanie 2013 Das europäische Opferrechtspaket zwischen substantiellem Fortschritt und blindem Aktionismus Zeitschrift für Internationale Strafrechtsdogmatik S 211 Kölbel Fn 30 S 221 33 Vgl nur Haverkamp Heesen Fn 7 im 1 Teil fk 4 2015 S 45 S 85 34 Coester Marc Gossner Uwe Rössner Dieter Bannenberg Britta Fasholz Susanne 2004 Teil I des Gutachtens Kriminologische Analyse empirisch untersuchter Präventionsmodelle aus aller Welt 61 Studien im Blick in Landeshauptstadt Düsseldorf Hrsg Düsseldorfer Gutachten Empirisch gesicherte Erkenntnisse über kriminalpräventive Wirkungen Düsseldorf S 3 ff 35 Als Incivilities gelten Verfallserscheinungen der sozialen Ordnung oder der materiellen Umwelt in einem städtischen Quartier die als Zeichen sozialer Desorgani sation gedeutet werden so Hohage Christoph 2004 Incivilities und Kriminalitätsfurcht Soziale Probleme 15 S 79 36 Vgl Waller Irvin Fn 24 S 486

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