12 forum kriminalprävention 2 2016 INTEGRATION UND PRÄVENTION Nachdem sich im 21 Jahrhundert der Staat zur Einwanderungsgesellschaft bekannt hat finden vielfältige Inte grationsbemühungen auf Bundes Landes und Kommunalebene statt Auf Bundesebene erfahren Flüchtlin ge als Einstiegshilfe eine Förderung durch Integrationskurse um dann weitere Teilhabeschritte u a in Bil dung Arbeits und Wohnungsmarkt einleiten zu können Die Flüchtlings und Integrationspolitik des Bundes wird vom Bundeskanzleramt koordi niert Das unter der Federführung des BMI anstehende Integrationsge setz des Bundes erfordert eine Zu sammenarbeit von verschiedenen Mi nisterien um einen adäquaten Aus gleich zwischen Förderung Verpflichtung und ggf Sanktionie rung herzustellen Die Hauptverant wortlichkeit des BMI für die Umset zung vieler Maßnahmen der Integra tion verschiebt den Akzent von der Förderung auf den der inneren Si cherheit Um der gesamtgesellschaft lichen Aufgabe gerecht zu werden wäre es von Vorteil ein eigenes Inte grationsministerium einzurichten Auf Landesebene eröffnet sich eine viel gestaltige Integrationslandschaft die aufgrund der unterschiedlichen landespolitischen Gegebenheiten eine andere Schwerpunktsetzung und Priorisierung der Integrations politik mit sich bringt Auf kommuna ler Ebene sind die Gemeinden und Städte ein Grundpfeiler für die soziale Integration von Flüchtlingen in Schu le Ausbildung Arbeit und Nachbar schaft wobei die finanzielle und wirt schaftliche Prosperität der Kommune ausschlaggebend für die Förderungs möglichkeiten sind Von Nachteil ist das Geflecht von parallelen und sich überschneidenden Zuständigkeiten das eine effektive Bündelung integrationspolitischer Maßnahmen hemmt und der Entwicklung von ge meinsamen integrationspolitischen Zielen entgegensteht Hinsichtlich der Integrationsbereitschaft ist in der Mehrheitsgesellschaft eine über wiegend freundliche Haltung zu ent nehmen wobei es einen stabilen Teil in der Bevölkerung mit einer frem denfeindlichen und feindseligen Haltung gegenüber Muslimen gibt Umgekehrt ist die Integrationsbereit schaft von Zuwandern recht ausge prägt In diesem Zusammenhang zeichnet sich erfolgreiche Integrati on durch Unauffälligkeit aus die in der Öffentlichkeit aufgrund von Ne gativbeispielen misslungener Inte gration nicht entsprechend wahrge nommen wird Erste Erkenntnisse über die vor Kurzem zugewanderten Flüchtlingsgruppen zeigen eine hohe Motivation zur Eingliederung in den Arbeitsmarkt und den Wunsch zur Mehrheitsgesellschaft zu gehören Die Entwicklung der Integrationsbe mühungen durch Staat Aufnahme gesellschaft und Flüchtlinge ist ins gesamt ermutigend weist aber noch weitere Integrationsbedarfe auf Die Weiterentwicklung kommunaler Inte grationspolitik erfordert eine be darfsorientierte und nachhaltige För derung von Strukturen in Gemeinden und Städten unabhängig von der lo kalen Finanzsituation und einer vorübergehenden Projektförderung durch den Bund oder die EU Um Un terschiede in der strukturellen und sozialen Integration besser auszu gleichen sind einwanderungs und geschlechtsspezifische Integrations maßnahmen vonnöten Damit Flücht linge ihr bereits erworbenes Hu mankapital spezifische Kenntnisse und berufliche Fertigkeiten in die Mehrheitsgesellschaft einbringen können bedarf es der Entwicklung von Konzepten zur Förderung der strukturellen Integration Des Weite ren stellen sich Handlungsbedarfe im Bildungsbereich im öffentlichen Dienst und in der Politik durch inter kulturelle Öffnung Für die Eingliede rung junger Flüchtlinge ist die Schaf fung von Angeboten für Aus und Weiterbildungen sinnvoll Zusätzlich gibt es einen erhöhten Förderbedarf für geflüchtete Frauen Kriminalität im Zusammenhang mit Flüchtlingen Erkenntnisse und Informationslücken Den wissenschaftlich forschenden Zugang zur Kriminalität von Flüchtlin gen erschweren die unzulänglichen Datenquellen Aus der Analyse der ver schiedenen Datengrundlagen lässt sich die vorläufige und vorsichtige Aussage treffen dass der bislang zu beobachtende Anstieg der Kriminali tät von Flüchtlingen aus den Haupther kunftsländern hinter den Erwartun gen zurückbleibt Noch dazu sind die begangenen Delikte überwiegend im Bagatellbereich wie Ladendiebstahl und Statusdelikte anzusiedeln Über Kriminalität unter Geflüchteten gibt es nur wenige Anhaltspunkte In über füllten Gemeinschaftseinrichtungen kommt es immer wieder zu Massen schlägereien unter den Flüchtlingen aufgrund von ethnischen religiösen und kulturellen Spannungen Oftmals entzünden sich Streitigkeiten an Klei nigkeiten in den gemeinsam benutz ten Räumen wie Küche und Sanitäran lagen Ein Problem scheinen Drangsalierungen gegen unterreprä sentierte Bewohnergruppen wie Ho mosexuelle und Frauen zu sein Vor al lem leiden alleinlebende Frauen unter sexuellen Übergriffen hauptsächlich von anderen Flüchtlingen aber mit unter auch vom Personal in den Flüchtlingsheimen Verheiratete Frau en sind oft häuslicher Gewalt durch ihre Ehemänner ausgesetzt Das Dun kelfeld dürfte im Bereich der sexuellen Gewalt aufgrund des Tabus in vielen Herkunftsländern hoch sein Bei der Kriminalität gegen Geflüchtete stehen vor allem fremdenfeindliche Aus schreitungen gegen Flüchtlinge und ihre Gemeinschaftseinrichtungen im Fokus die im Jahr 2015 in die Höhe schnellten Insgesamt weist die Daten basis zur Kriminalität von unter und gegen Flüchtlinge viele Lücken auf Hieraus erwachsen große Forschungs und Verbesserungsbedarfe hinsicht lich der Datengrundlagen Zum einen geht es um die statistische Erfassung der Straffälligkeit im Kontext von Ge flüchteten Ein Anfang wurde hier mit dem ersten Lagebericht des BKA ge macht Zum anderen ist es notwendig kriminologische Erkenntnisse über Ausmaß und Verbreitung von Delin quenz in diesem Phänomenbereich zu gewinnen Zu diesem Zweck ist es er forderlich qualitative und quantitati ve Studien mit unterschiedlichen Flüchtlingsgruppen durchzuführen Diese Befunde können dann wieder um in der Kriminalprävention frucht bar gemacht werden Kriminalprävention Vorhandenes und Bedarfe Im Rahmen der Kriminalprävention ist zunächst zwischen sozialer Inte gration durch Förderung und Krimi nalprävention zur Senkung von Straf taten und Stärkung des Sicherheitsge fühls zu differenzieren Sozialintegra tive Maßnahmen zur Erhöhung des Bil dungsniveaus und zur Eingliederung in den Arbeitsmarkt sind für Flüchtlin ge wichtig weil über die Hälfte der Zu wanderer unter 25 Jahren alt ist und demgemäß für eine schulische bzw berufliche Qualifizierung in Betracht kommt Integration dient aber noch

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