17forum kriminalprävention 2 2016 VERBUNDPROJEKT TARGET Forschungsinteressen und theoretischer Zugang Forschungsschwerpunkt Risiko und Schutzfaktoren im Entwicklungsverlauf Ausgehend von dem zentralen Be fund dass zielgerichtete Gewalttaten an Schulen Endpunkte einer meist jah relangen krisenhaften Entwicklung des Täters sind vgl Leuschner et al 2011 ist die Identifikation relevanter Risikofaktoren vor dem Hintergrund altersspezifischer Entwicklungsaufga ben und anforderungen elementar Zwar führten sogenannte Risikofakto renansätze z B O Toole 1999 Verlin den Hersen Thomas 2000 in der Vergangenheit zu einer Aufstellung möglicher tatbegünstigender oder auslösender Faktoren aufgrund feh lender Vergleichsgruppen konnten in den entsprechenden Arbeiten bislang jedoch keine spezifischen Risiko faktoren für schwere schulische Ge walttaten und Mechanismen des Zusammenwirkens dieser Faktoren benannt werden Die wissenschaftli che Analyse von spezifischen Schutz faktoren für Gewalttaten an Schulen steht noch gänzlich am Anfang Forschungsschwerpunkt Mikrosoziologische Tatanalyse Während die meisten Fragestellun gen der Gewaltforschung die Ursa chen von Gewalttaten fokussieren untersucht die mikrosoziologische Perspektive die unmittelbaren inter aktionalen und emotionssoziologi schen Faktoren des konkreten Tatab laufs Im Mittelpunkt der Analysen stand somit nicht die Vorfeldentwick lung des Täters sondern die konkrete Gewaltsituation Ausgehend von dem Modell der Mikrosoziologischen Ge waltanalyse Collins 2011 beschäftigt sich dieser Untersuchungsschwer punkt damit inwieweit Merkmale der Gewaltsituation einen Einfluss auf den Ablauf und das Ausmaß schwerer ziel gerichteter Gewalttaten an Schulen hatten und ob sich auf der Grundlage der Gewaltsituationen verschiedene Typen dieser Gewalttaten unterschei den lassen Forschungsschwerpunkt Institutionelle Rahmung und soziale Einbettung Sowohl aus präventionswissen schaftlicher Sicht als auch im Hinblick auf das Sicherheitsgefühl von Lehrern ist es unerlässlich die soziale und institutionelle Rahmung der Entwick lungswege späterer Täter zu unter suchen Mithilfe des vom BMBF geförderten Projekts NETWorks Against School Shootings NETWASS wurde ein wirksamer Ansatz zur Kri senprävention entwickelt der den Informationsaustausch in Schulen verbesserte und wissenschaftliche Kri terien zur Bewertung von Warnverhal ten bereitstellte Fiedler Sommer Leuschner Scheithauer 2016 Leusch ner et al accepted Um derartige An sätze weiterzuentwickeln werden zu sätzlich Hinweise benötigt welche Faktoren im institutionellen Umfeld dazu beigetragen haben eine Tat zu verhindern oder inwiefern das Umfeld des Täters Eltern Peers Lehrer Kri sensymptome oder Warnverhalten wahrgenommen und auf diese re agiert hat Bisherige Forschungsbe funde konnten zeigen dass aufgrund schulischer Organisationsstrukturen Schwere zielgerichtete Gewalttaten an Schulen Teil 1 Entwicklungspsychologische mikrosoziologische und präventionswissenschaftliche Analysen Erste Ergebnisse der Berliner Arbeitsgruppe Friederike Sommer Nora Fiedler Nadine Ahlig Vincenz Leuschner Kristin Göbel Johanna Scholl Markus Hess Mareike Mandel Clara Kiani Thea Neumann Herbert Scheithauer Die TARGET Arbeitsgruppe an der Freien Universität Berlin Professur für Entwicklungs und Klinische Psychologie beschäftigt sich mit der Analyse und Prävention von schweren zielgerichteten Gewalttaten und deren Androhun gen an Schulen vgl Berliner Leaking Projekt von 2006 bis 2009 Bondü Scheithauer 2014 Scheithauer Bondü 2011 NETWASS Projekt von 2009 bis 2013 Leuschner et al accepted Scheithauer Leuschner NETWASS Research Group 2015 Zentrale Forschungsinteressen der Arbeitsgruppe innerhalb des Verbundprojekts TARGET waren 1 die Identifizierung von kausalen Risiko und Schutzfaktoren im Entwicklungsverlauf der Täter 1 um bislang konkurrie rende Entwicklungsmodelle und Phasenverläufe zu integrieren und zu spezifizieren sowie 2 die Ableitung spezifischer situativer Faktoren anhand mikrosoziologischer Analysen des konkreten Tatablaufs um diese im Ernstfall für schulische und polizeiliche Interventionen nutzbar zu machen Für die Fortentwicklung der präventiven Arbeit an Schulen war eine weitere Zielset zung 3 Erkenntnisse hinsichtlich der institutionellen Rahmung und sozialen Einbettung der Entwicklungswege von Tätern zu gewinnen Letztlich 4 sollten durchgeführte mit angekündigten bzw angedrohten Fällen schwerer zielgerichteter Gewalt verglichen werden um die Spezifität von Androhungen herausarbeiten und deren Ernsthaftigkeit besser einschätzen zu können 1 Sämtliche personenbezogenen Bezeichnungen sind geschlechtsneutral zu verstehen

Vorschau DFK forum kp 02-2016 Seite 19
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