34 forum kriminalprävention 2 2016 VERBUNDPROJEKT TARGET angegriffen wurden Unter den 137 im Verlauf der Taten angegriffenen Per sonen waren 72 52 6 weiblich und 65 männlich unter den getöteten wa ren 49 53 8 weiblich und 42 männ lich In mehr als der Hälfte der Fälle wurden durch die jeweilige Tat genau zwei Menschen getötet während elf Taten sich zwar gegen mehrere Perso nen richteten aber nur in jeweils ei nem Fall auch tödlich endeten Fälle mit mehr als drei getöteten Opfern waren selten Abb 1 Die 44 Taten wurden von insgesamt 56 ausschließlich männlichen Tä tern begangen 1 Darunter waren vier Fälle mit Beteiligung eines älteren d h über 25 jährigen Mittäters diese älteren Täter waren in zwei Fällen die Haupttäter in den beiden anderen Fällen Anstifter bzw Auftraggeber der Tat Das Durchschnittsalter der 52 bis zu 25 jährigen Täter lag bei 20 Jah ren darunter waren 25 Jungerwach sene 21 25 J 15 Heranwachsende 18 20 J 11 Jugendliche 14 17 J und ein Kind im strafunmündigen Al ter 12 Jahre 35 multiple Tötungsde likte wurden von Einzeltätern began gen in sechs Fällen handelten zwei in drei Fällen drei Täter gemeinschaft lich Als Tatwaffen bzw Tatmittel kamen in 25 Fällen Messer oder vergleichba re Stichwaffen zum Einsatz In min destens elf Fällen verwendeten die Täter Küchenmesser d h nahezu in jedem Haushalt vorhandene und so mit kurzfristig verfügbare Tatwaffen Schusswaffen wurden in 13 Fällen ge nutzt darüber hinaus kam ein breites Spek trum sonstiger Tatmittel zum Einsatz darunter Äxte Schraubenzie her Gürtel Erwürgen Kissen Ersti cken Steine von einer Autobahn brücke in den fließenden Verkehr geworfen und als tödliche Waffen eingesetzte Kraftfahrzeuge Sofern Schusswaffen eingesetzt wurden waren sie meist illegal erworben wor den In zwei Fällen nutzten sehr jun ge Täter 12 bzw 14 Jahre Schusswaf fen aus dem Besitz des Vaters bzw Stiefvaters In einem dieser Fälle wur de die Waffe unmittelbar vor der Tat beschafft indem der Jugendliche sie aus dem nicht verschlossenen Waf fenschrank des Stiefvaters entnahm im anderen Fall mit einem straf unmündigen Kind als Täter wurde die Waffe des Vaters bereits mehrere Mo nate vor der Tat aus einem Ferienhaus der Familie entwendet Der Befund dass als Tatmittel in der Mehrzahl der Fälle leicht verfügbare Alltagsgegen stände Verwendung fanden lässt er kennen dass den hier betrachteten Taten in vielen Fällen nur ein geringes Maß an Tatplanung vorausging Zu dem weist er darauf hin dass die ein gesetzten Objekte in der Regel nicht unter dem Gesichtspunkt ihrer Eig nung zur Tötung einer möglichst gro ßen Zahl von Personen ausgewählt wurden In beiderlei Hinsicht unter scheiden sich JMFT Fälle von jeden falls prototypischen Schulamokta ten wie auch von terroristischen Gewalttaten Die Tatorte sind in drei Viertel der Fälle Privatwohnungen darunter ein Fall in dem eine in einer Wohnung be gangene Tat sich noch im öffentlichen Raum fortsetzte Meist ist die Woh nung eines der Opfer oder die ge meinsame Wohnung von Opfer und Täter der Ort an dem die Tat verübt wird Nur sieben der 44 Fälle wurden auf öffentlichen Straßen begangen fünf weitere in öffentlich zugängli chen Gebäuden oder Arealen wie etwa in einem Fall am Arbeitsplatz ei nes der Opfer in einem anderen Fall auf dem Areal vor einer Diskothek oder in Fällen von Raubtaten einem Supermarkt und einem Juwelierge schäft Der hohe Anteil von Privat wohnungen deutet bereits darauf hin dass sich viele Taten im näheren sozia len Umfeld der Täter abspielen Fallgruppen Die hier betrachteten mehrfachen Tötungsdelikte erweisen sich im Hin blick auf das Tatgeschehen die Tat motivation und die Täter Opfer Bezie hung als in hohem Maße heterogen In der Mehrzahl der Fälle sind sie und auch dies unterscheidet sie von Amok taten und besonders von terroristi schen Taten im Kontext des näheren sozialen Umfelds der Täter angesie delt Dies bedeutet dass der Täter und mindestens eines der Opfer vor der Tat in einer persönlichen Beziehung zueinander standen oder gestanden hatten diese Beziehungen sind vor al lem familiärer und partnerschaftlicher oder expartnerschaftlicher Natur Die Lokalisierung der Tat im bzw außer halb des sozialen Nahraums bildet das primäre Merkmal der im Folgenden zunächst tabellarisch im Überblick dargestellten und anschließend näher erläuterten Differenzierung des Fall materials Tab 1 I JMFT Fallgruppen mit enger prä deliktischer Täter Opfer Beziehung Innerhalb der Nahraumtaten lassen sich mehrere Fallgruppen im Hinblick auf die Art der Täter Opfer Beziehung und die den Taten zugrunde liegen den Konfliktdynamiken und Motivla gen unterscheiden Die zahlenmäßig größten Gruppen bilden Taten im Zu sammenhang mit Trennungs und Scheidungskonflikten sowie Tötungs delikte die im Kontext familiärer Kon flikte lokalisiert sind und bei denen die Täter Opfer Beziehungen in aller Re gel mehrere Generationen bis hin zur Tötung eines Urgroßelternteils um fassen 1 Dies bedeutet nicht dass Mehrfachtötungen stets auch außerhalb des hier untersuchten Fallspektrums aus schließlich von männlichen Tätern begangen werden Einige im Zuge der Recherchen identifizierte von jungen Frauen begangene Tötungsdelikte wurden nicht berücksichtigt da sie die Einschlusskriterien hinsichtlich der zeitlichen Lokalisierung der Tat oder der letztinstanzli chen justiziellen Würdigung verfehlten Abb 1 Anzahl getöteter Personen in den 44 Fällen

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