35forum kriminalprävention 2 2016 VERBUNDPROJEKT TARGET Soweit die Taten im Kontext von Konflikten in aktuellen oder früheren Intimbeziehungen lokalisiert sind lassen sich Fälle in denen die Tötung der Ex Partnerin das primäre Tatziel darstellt von solchen mit allenfalls sekundär gegen die Partnerin gerich teter Tatmotivation unterscheiden In den Fällen von primären Intimpart nertötungen sind die weiteren an gegriffenen Personen deren Vikti misierung erst aus dem Fall eine Mehrfachtötung macht solche die mit dem Trennungskonflikt assoziiert sind bzw vom Täter hiermit assoziiert werden neue Partner Kinder Ange hörige des Opfers oder Personen die sich am Tatort aufhalten und als Tat hindernisse bzw Tatzeugen angegrif fen werden wie z B die tödlich ver letzte Kollegin einer Frau die von ihrem Expartner am Arbeitsplatz auf gesucht und mit einer Schusswaffe getötet wurde Diese Fälle sind durch akute oder auch zeitlich zurücklie gende Trennungskonflikte geprägt bei denen meist der Täter nicht bereit oder in der Lage ist das Ende der Be ziehung zu akzeptieren So wollte sich in einem Fall eine 24 jährige Frau von ihrem gleichaltrigen in zuneh mender Intensität und Frequenz ge walttätigen Mann trennen Sie teilte ihm ihre Trennungsabsicht einige Tage nach einem heftigen Gewaltvor fall mit und begab sich zu ihrer Fami lie Der Mann suchte sie dort auf um sie zur Rückkehr zu bewegen Nach heftigen Diskussionen mit der Frau ihrer Schwester und ihrer Mutter ver ließ er die Wohnung besorgte von zu Hause ein Küchenmesser und kehrte zurück Als die Frau sich weiterhin nicht umstimmen ließ tötete er sie mit dem zunächst verborgen gehal tenen Messer und griff im weiteren Verlauf des Tatgeschehens auch Mut ter und Schwester an die schwer ver letzt wurden Zu den Taten im Kontext von Tren nungskonflikten gehören auch drei Fälle in denen sich die Gewalttat nicht primär gegen die ehemalige Partnerin richtete So griffen in zwei Fällen die Täter die als Versöhnungshindernis wahrgenommenen Eltern der frühe ren Freundin bzw Ehefrau an Im drit ten Fall richtete sich die Tat motivatio nal maßgeblich gegen den unehelichen Sohn des Täters den er als Makel in seiner Biografie ansah die Mutter des fünf Monate alten Jungen und Ex Partnerin des Täters wurde vor allem getötet um den Mord an dem Kind zu ermöglichen Eine weitere große Gruppe inner halb der Taten mit enger prädelikti scher Täter Opfer Beziehung machen vorwiegend intergenerational ange legte Taten im Kontext familiärer Konflikte aus n 10 bei denen nahe Verwandte wie Eltern Geschwister oder Ur Großeltern angegriffen wer den Die Konfliktgegenstände sind he terogen und umfassen materielle An gelegenheiten ebenso wie Leistung und Lebensstil Schule Arbeitswelt Substanzkonsum etc oder Gewalt und Missbrauch in der Familie So suchte in einem Fall ein 16 jähriger Tä ter dem es akut an Mitteln zur Finan zierung seines Drogenkonsums man gelte seine Großmutter auf von der er sich schon mehrfach Geld geliehen aber nie zurückgezahlt hatte dieses Mal führte er ein Messer mit sich und erstach nachdem es zu einem Streit kam Großmutter und Urgroßvater be vor er das im Haus auffindbare Bargeld an sich nahm Bei zwei weiteren Taten die sich gegen Personen aus dem sozialen Nahraum des Täters richteten war das Tatgeschehen durch eine wahnhafte psychische Erkrankung des Täters be stimmt In einem Fall lag eine akute Psychose aus dem schizophrenen For menkreis vor die beim Täter zum Tat zeitpunkt noch nicht diagnostiziert war im anderen Fall hatte der Täter die medikamentöse Behandlung sei ner paranoiden Schizophrenie kurz vor der Tat eigenmächtig abgebro chen II JMFT Fallgruppen ohne enge prä deliktische Täter Opfer Beziehung Bei den Mehrfachtötungen ohne eine enge Täter Opfer Beziehung vor der Tat lassen sich ebenfalls mehrere Untergruppen unterscheiden In vier Fällen kommt es im Rahmen klassi scher instrumentell motivierter Kri minalität zu multiplen Tötungshand lungen bzw Tötungsversuchen Dabei handelt es sich je zweimal um im Tat verlauf eskalierte Raubtaten und um von Beginn an auf einen tödlichen Ver lauf angelegte Taten die sich als Auf tragsmorde kennzeichnen lassen Bei vier Taten im Kontext von Rausch oder Suchtmittelumgang eskalierten jeweils nichtige oder jedenfalls als nich tig erscheinende Konflikte zwischen Personen die sich überwiegend spon tan zum Konsum von Alkohol und an deren Rauschmitteln zusammengefun den hatten Täter und z T auch die Opfer standen zum Tatzeitpunkt unter starkem Sub stanzeinfluss So eskalierte etwa in einem Fall ein Streit zwischen drei Bewohnern einer Unterkunft für Wohnsitzlose Die drei hatten gemein sam Alkohol getrunken der 24 jährige Täter auch Methadon und Heroin kon sumiert Als der Täter nach einem Streit aufgefordert wurde zu gehen stach er mit einem Messer auf die beiden ande ren Männer ein von denen einer starb und einer schwer verletzt überlebte In zwei weiteren Fällen versuchten Täter sich durch das gezielte Herbei führen einer Kollision im Straßenver kehr selbst zu töten indem sie jeweils entgegen der Fahrtrichtung auf Bun desautobahnen auffuhren Einer der beiden jungen Männer starb der ande re überlebte Durch die beiden Taten wurden neben den Tätern sieben Personen getötet und drei verletzt Die Täter instrumentalisierten ihnen zuvor gänzlich unbekannte Personen zum Herbeiführen des eigenen Todes Die Ermittlungen konnten in beiden Fällen Subgruppe Fälle I JMFT mit enger prädeliktischer Täter Opfer Beziehung 24 Trennungs und Scheidungskonflikte Partnerin als primäres Ziel 9 Beziehungs Trennungskonflikte andere Personen als primäre Ziele 3 Intergenerationale Gewalt im Kontext familialer Konflikte 10 Tödliche familiale Gewalt vor dem Hintergrund psychischer Störungen 2 II JMFT ohne enge prädeliktische Täter Opfer Beziehung 10 Klassische Kriminalität eskaliert bzw als Tötungsdelikt angelegt 4 Suizid unter Herbeiführen des Todes mehrerer Dritter 2 Multiple Tötungsdelikte im Kontext von Rausch und Suchtmittelum gang 4 III JMFT mit phänomenologischen Schnittmengen zu Amok und TE Fällen 4 IV Spezifische keiner Fallgruppe zugeordnete JMFT Fälle 6 Tab 1 Subgruppen der JMFT Fälle

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