46 forum kriminalprävention 2 2016 POLIZEILICHE KRIMINALPRÄVENTION Deutschland ist faktisch ein Einwan derungsland nicht erst angesichts des aktuellen Zuwandererstroms Vor dem Hintergrund der demografischen Ent wicklung mildert die Einwanderung die negativen Folgen der Vergreisung unserer Gesellschaft 2 Ohne Zuwande rung würden heute schon neun Millio nen Menschen weniger in Deutschland leben In vielen Gemeinden wird die Bevölkerung nicht nur stark altern sondern auch schrumpfen Junge Men schen werden in die Städte ziehen ganze Landstriche werden verwaisen und Immobilien entwertet werden 3 Dabei sind auch insbesondere Kinder und Jugendliche mit einer zunehmend veränderten Lebenswirklichkeit kon frontiert die beispielhaft von folgen den Entwicklungen geprägt ist Pluralisierung und Individualisie rung instabile Familienverhältnisse mit sehr unterschiedlichen Milieus und Erziehungskompetenzen rasante technologische Entwicklun gen die wachsende Informations Kommunikations und Konsummög lichkeiten mit sich bringen sowie ökologische soziale und wirtschaft liche Krisensymptome Strategische Überlegungen zur Rolle der polizeilichen Kriminalprävention Voraussetzungen erfolgreicher polizeilicher Kriminalprävention Andreas Mayer Von einer Bund Länder Projektgruppe der Kommission Polizeiliche Kriminal prävention KPK wurde 2011 ein strategischer Bericht zu den Voraussetzun gen einer erfolgreichen polizeilichen Kriminalprävention erarbeitet und anschließend in den polizeilichen Bund Länder Gremien behandelt Der Bericht enthält u a Ausführungen zur grundsätzlichen Bedeutung der polizeilichen Kriminalprävention im Kontext gesamtgesellschaftlicher Hand lungsfelder zur Erforderlichkeit eines ganzheitlichen Bekämpfungsansatzes unter Berücksichtigung repressiver und präventiver Aspekte zur Verzahnung von Verkehrsunfall und Kriminalprävention zur zukünftigen schwerpunktmä ßigen Ausrichtung der verhaltensorientierten polizeilichen Kriminalprävention sowie zur grundsätzlichen Erforderlichkeit kriminalpräventive Konzeptionen einer Prozess und Wirkungsevaluation zu unterziehen Der Bericht stieß in der Bund Länder Zusammenarbeit auf hohe Akzeptanz und findet in einzelnen Aussagen durch Forschungsberichte des Kriminologi schen Forschungsinstituts Niedersachsen Bestätigung 1 Im folgenden Beitrag sollen die Inhalte dargestellt und ein Zwischenfazit gezogen werden Diese Entwicklungen bergen Chan cen aber auch kriminalitätsfördernde Risiken in sich 4 Das Phänomen der ju gendlichen Intensivtäter bleibt den Strafverfolgungsbehörden nach krimi nalistisch kriminologisch wissenschaft lichen Erkenntnissen erhalten Nach Ansicht und Erwartung verschiedener Soziologen5 nimmt die soziale Desinte gration in unserer Gesellschaft zu Aus schlaggebend hierfür sind verschie dene Einflussfaktoren wie z B eine zunehmende Globalisierung die wirt schaftliche Entwicklung ein Arbeits markt mit anteilmäßig wenig Groß und immer mehr Geringverdienern die zu nehmende Anzahl von Menschen die auf staatliche Unterstützung angewie sen sind die Inflation Diese gesellschaftlichen Entwicklun gen werden Polizei und Gesellschaft vor dauerhafte wesentliche Herausforde rungen stellen und dies vor dem Hinter grund knapper werdender Ressourcen zur Erfüllung staatlicher insbesondere auch polizeilicher Aufgaben Dies erfordert eine konsequente strategische Ausrichtung die diese Entwicklungen im Blick hat und die Polizei und damit auch die Prävention in die Lage versetzt hierauf aber auch auf Sonderlagen noch angemessen re agieren zu können Polizeiliche Präventionsarbeit dient der vorbeugenden Kriminalitätsbe kämpfung und damit im weiteren Sinne der Gefahrenabwehr vgl ProPK 2011 Sie leitet ihren gesetzlichen Auftrag un mittelbar aus den polizeirechtlichen Bestimmungen der Länder ab6 und fällt somit primär in ihren Zuständigkeitsbe reich Folglich sind Strategien Konzep te und Maßnahmen sowie die organisa torischen personellen und finanziellen Voraussetzungen im Bereich der poli zeilichen Prävention unterschiedlich Präventionsarbeit zielt auf die Reduzie rung von Kriminalität ab und führt ef fektiv und effizient angelegt und um gesetzt bei Polizei und Justiz zu spürbaren Ressourcenersparnissen im Bereich der Repression 7 Das positive Image der Polizei innerhalb der Gesell schaft fußt maßgeblich auf öffentlich keitswirksamer an der Sicherheitslage und dem Sicherheitsgefühl der Bür 1 Z B Forschungsbericht Nr 114 des KFN Jugendliche als Opfer und Täter von Gewalt in Berlin 2 Ohne Einwanderung so die Prognose der OECD wird die Zahl der Bürger im erwerbsfähigen Alter in Deutschland bis 2020 um sechs Prozent gesunken sein aus Kloepfer Inge Aufstand der Unterschicht Was auf uns zukommt Hoffmann und Campe Berlin 2008 Seite 25 3 Kloepfer Inge ebd Seite 16 4 Schubarth Wilfried Gewalt und Mobbing an Schulen Kohlhammer Verlag Stuttgart 2010 Seite 193 5 u a Vortrag Prof Dr Wilhelm Heitmeyer Universität Bielefeld Institut für interdisziplinäre Konflikt und Gewaltforschung beim 31 Seminar des Programms Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes ProPK für Leiterinnen und Leiter von Polizeibehörden am 22 9 2009 in Schlangenbad Rheingau 6 Aspekte der Repression mit ihrer möglichen general und spezialpräventiven Wirkung bleiben unberührt 7 z B Halbierung der Kfz Diebstahlskriminalität 2000 2008

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