29forum kriminalprävention 3 2016 ISLAMFEINDLICHKEIT hier in Deutschland zu Spannungen mit der muslimischen Bevölkerung kommt Ist nicht zu befürchten 29 unentschieden 23 und 43 sich im Kampf der Kulturen zwischen Christentum und Islam wähnten gab es Petersen zufolge kein ausgepräg tes Bedürfnis in der Bevölkerung sich aktiv oder gar aggressiv gegen ein Vordringen des Islam in Deutschland zu wenden a a O 7 Zugleich be grüßten 39 der Befragten ein Mina rett Verbot2 nach dem Schweizer Vor bild während genauso viele Menschen nicht viel davon hielten und 22 keine Angabe machten bzw mit weiß nicht antworteten Statt einer gegen den Is lam gerichteten Orientierung stellte die Umfrage ein vages Unbehagen in der Bevölkerung fest So gefalle es ei ner relativen Mehrheit von 47 nicht wenn man hier in Deutschland Frau en mit Kopftüchern sehe 34 wider sprachen In Westdeutschland wo der Anteil der aus islamischen Ländern stammen den Bevölkerung weitaus größer ist als im Osten gaben mit 48 noch etwas mehr Befragte ihr Unbehagen zu Pro tokoll als in den neuen Bundesländern 45 Es scheint also keine Frage der Gewöhnung zu sein ob einen der An blick verschleierter Frauen irritiert oder nicht Das Gefühl der Fremdheit scheint sich nicht so einfach abzunutzen a a O 7 Somit stellen die Allensba cher Daten die Kontakthypothese in frage Zu beachten sind überdies die Umfrageergebnisse hinsichtlich der Wahrnehmung des Islam als Bedro hung 3 So hielt 2012 zwar jeder Fünfte 19 der Bevölkerung 2001 31 2006 28 den Islam insgesamt für bedroh lich 74 machten aber radikale Grup pen als Gefahrenquelle aus 2001 62 2006 66 Das verheerende Islambild in Deutschland hängt demnach nicht vordergründig mit Bedrohungsgefüh len zusammen Vielmehr sind es anderweitige Zuschreibungen bzw Interpreta tionen des Islam im Spiegel europäischer Wertvorstellungen Be nachteiligung der Frau strenges Fest halten an althergebrachten Glaubens grundsätzen Intoleranz gegenüber Andersgläubigen Demokratiedistanz Zusammenfassend lassen sich die Befunde der Allensbacher Umfrage dahingehend interpretieren dass dem Islam und den Anhängern dieser Glaubensrichtung in Deutschland die kulturelle Zugehörigkeit verweigert wurde und zwar nicht primär wegen einer Bedrohungswahrnehmung oder ausgeprägten Feindseligkeit sondern aufgrund von Fremd Zuschreibun gen die den Islam als unvereinbar mit den demokratischen Werten des Westens deuteten Je nach Blickwin kel können diese Zuschreibungen als Stereotype bzw Vorurteile oder aber als zuweilen zuspitzende Problema tisierungen der beispielsweise im sun nitischen Islam vorzufindenden Eigen schaften gelten Studie Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit Islamophobie bzw Islamfeindlich keit als Syndrom stellte einen der Bestandteile systematischer Erhebun gen im Rahmen des Projekts zur Un tersuchung Gruppenbezogener Men schenfeindlichkeit dar Die Ergebnisse der GMF Umfragen lassen sich wie folgt zusammenfassen Wie aus Tabelle 1 ersichtlich deck ten die GMF Forscher ein hohes Maß an islamfeindlichen Einstellungen in der deutschen Bevölkerung auf Zu gleich gilt zu bedenken was bereits in einem der ersten Surveys relativierend angemerkt wurde Es besteht ein star ker Zusammenhang zwischen Frem denfeindlichkeit und Islamophobie Zieht man die anderen Elemente zur GMF zum Vergleich ergibt sich daraus folgendes Bild In Deutschland ließ sich am Beginn der Messungen keine be sondere Ausprägung der Islamopho bie und kein Feindbild Islam beob achten Leibold Kühnel 2003 113 Gilt die Schlussfolgerung angesichts eines auch durch andere Studien festgestell ten Rückgangs der islamfeindlichen Einstellungen auch für die Folgejahre vgl Leibold et al 2012 Besondere Aufmerksamkeit ver dient der Versuch von Leibold und Kühnel 2008 95 115 das Spannungs feld von Islamophobie und kritischer Einstellung zu islamischen Positionen mit Blick auf Säkularität und Minder heitenschutz zu beleuchten um ver schiedene Befragtengruppen zu er mitteln Gemessen wurden 1 generelle Ablehnung von Muslimen in Deutschland4 2 wahrgenommene kulturelle Distanz zum Islam kulturelle Abwertung des Islam5 und 3 kritische Einstellungen zum Islam 6 Die relativen Häufigkeiten der Ant worten sind in Tabelle 2 zusammenge fasst Auffällig sind neben Fremdheitsge fühlen die hohen Werte der kulturel len Distanz bzw Abwertung des Is lam wobei das Ausmaß kritischer Einstellungen noch höher ausfiel Die überwiegende Mehrheit hatte also eine kritische Haltung zum Islam wel che sich auch auf die wahrgenomme ne kulturelle Distanz auswirkte Inter essanter sind aber differenzierte Ergebnisse und Interpretationen der Clusteranalyse bei der vier Gruppen ermittelt wurden Gruppe I die Islamophoben umfass te demnach 27 2 der Befragten Gruppe II pessimistische Kritiker mit 34 8 die größte Gruppe wies niedrige Werte genereller Ableh nung der Muslime auf stimmte je doch der Kritik am Islam zu und nahm ein erhebliches Maß an kultu reller Distanz wahr Gruppe III optimistische Kritiker bestehend aus 19 2 der Befragten wies niedrigere Werte bei der kultu rellen Distanz und geringfügig hö here Werte bei der generellen Ab lehnung auf Die Vertreter innen dieser Gruppe waren optimistisch 2 Die Item Formulierung lautete wie folgt In der Schweiz ist 2009 bei einer Volksabstimmung ein Verbot von Minaretten beschlossen worden Moscheen dürfen also nur noch ohne die typischen Türme gebaut werden sic Finden Sie dass man ein solches Minarett Verbot auch in Deutschland einführen sollte oder halten Sie nicht viel davon 3 So lautete eine Frage Darüber ob der Islam eine Bedrohung darstellt gibt es ja ganz unterschiedliche Ansichten Wie sehen Sie das Halten Sie den Islam insgesamt für eine Bedrohung oder sind das nur bestimmte radikale Gruppen von denen eine Bedrohung ausgeht 4 Siehe die späteren Islamfeindlichkeit Items der GMF und Mitte Umfragen 5 Den Befragten wurden drei Aussagen präsentiert Der Islam passt durchaus in unsere westliche Welt Islamische und westeuropäische Wertvorstellungen lassen sich miteinander vereinbaren und Der Islam hat eine bewundernswerte Kultur hervorgebracht 6 Die drei Statements zum Messung kritischer Einstellungen lauteten Im Islam müssen Gesetze den religiösen Vorschriften entsprechen Der Islam erkennt grundsätzlich andere Religionen als gleichberechtigt an und Der Islam lehnt Homosexualität grundsätzlich ab Islamfeindlichkeit Satz der zustimmenden Antworten 2003 2005 2007 2009 2010 2011 Muslimen sollte die Zuwanderung nach Deutschland untersagt werden 26 5 26 4 29 21 4 26 1 22 6 Durch die vielen Muslime hier fühle ich mich manchmal wie ein Fremder im eigenen Land 31 33 7 39 32 2 38 9 30 2 Tabelle 1 Ausmaß islamophober Einstellungen nach GMF Umfragen in eigene Darstellung nach Deutsche Zustände 2003 2006 2008 2010 2012

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