32 forum kriminalprävention 3 2016 ISLAMFEINDLICHKEIT dungsgrad für die vorhandenen Un terschiede relevant a a O 56 ff Zugleich war die Anerkennung ge genüber Muslimen operationalisiert mithilfe der Aussage Wir sollten Mus limen mehr Anerkennung entgegen bringen vergleichsweise hoch die höchsten Werte mit 77 7 waren bei Jugendlichen zu beobachten Die Zustimmungswerte für die Aus sage zur Messung von Anerkennung des politischen Teilhaberechts der Muslime Wenn Muslime in Deutsch land Forderungen stellen dann ist das ihr gutes Recht waren mit 85 5 bei Jugendlichen und 64 6 bei über 25 Jährigen überdurchschnittlich hoch siehe Abbildung 4 Noch höher fiel die Ablehnung der Aussagen Wenn Musli me in Deutschland Forderungen stel len dann ist das ein Zeichen von Un dankbarkeit aus jeweils 87 2 und 74 9 Konsequent schlussfolgerten die Forscher dass Jugendliche einen optimistischeren offeneren und leich teren Umgang mit Vielfalt und Diversi tät an den Tag legen a a O 80 Interpretationsunsicherheiten in der Meinungsforschung Die Auseinandersetzung mit eini gen empirischen Studien führt zu dem Schluss dass die Frage nach ihrem Messgegenstand und den Interpreta tionen sowie den theoretischen Impli kationen durchaus ihre Berechtigung hat So verwenden einerseits einige Umfragen mehr oder weniger harte Items zur Messung ähnlicher Kon strukte Andererseits werden gleiche Items zur Erhebung mehr oder weni ger harter Einstellungen bzw Orien tierungen eingesetzt Als Ursache für diese Unterschiede kann die termino logische Unklarheit bzw mangelhafte Spezifikation der jeweiligen Konstruk te gelten die es ermöglicht solch un terschiedliche Phänomene wie Ab lehnung diffuse Angst respektive Bedrohungsgefühle Abwertung und Feindseligkeit wenig differenzierend mal als Phobie mal als Feindlichkeit zu apostrophieren Es liegen zugleich nur wenige Versuche vor ein differenzier teres Bild der facettenreichen Ableh nungskonstruktionen und der Befrag ten Cluster zu zeichnen vgl Leibold Kühnel 2006 Foroutan 2014 Ein weiteres Dilemma hängt mit der semantischen Dimension der verwen deten Aussagen zusammen So zeigte die konfirmatorische Faktorenanalyse dass der Bedeutungsinhalt des einige Zeit eingesetzten Items Der Islam hat eine bewundernswerte Kultur hervor gebracht weniger auf Abwertung des Islam als auf die wahrgenommene kul turelle Distanz verwies Leibold Küh nel 2008 113 Mithilfe der Statements Für mich sind die verschiedenen isla mischen Glaubensrichtungen kaum zu unterscheiden sowie Meiner Meinung nach sind die islamischen Glaubensrich tungen sehr ähnlich wurden z B im GMF Survey 2005 primär Wissensbe stände über den Islam abgefragt je doch weniger homogenisierende Ein stellungen gemessen Ob der Islam pauschal oder primär radikale Gruppen als Bedrohung ausgemacht werden hängt stark von der Item Formulierung und ihrem Homogenisierungsgrad ab Es verwundert nur wenig dass in der Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach 2012 74 der Befragten dafür plädierten dass nur von be stimmten radikalen Gruppen eine Be drohung ausginge Zugleich bleibe das Image des Islam mit Blick auf Men schenrechte sehr negativ Überdies sind bei einigen State ments Zweifel im Hinblick auf mögliche Priming Effekte angebracht Ein Pri ming Effekt liegt vor wenn Gedächt nisinhalte durch einen vorangegan genen Reiz beeinflusst werden Betrachtet man die Aussage Durch die vielen Muslime fühle ich mich manch mal fremd im eigenen Land lassen sich zwei Fallen identifizieren die eine Zustimmung erleichtern können viele und manchmal Während das Adjektiv bereits eine Problemdiagnose vorgibt nimmt das Adverb eine Relati vierung vor und kann dazu führen dass Befragte entsprechende reale oder durch Medien vermittelte Erfah rungen abrufen Die wenig kosmopoli tischen Ost Deutschen denen alltäg liche Begegnungen mit Muslimen innen eher vorenthalten blieben könnten sich in manchen Berliner Be zirken oder in westdeutschen Metro polen durchaus wie in einem anderen Land vorkommen In einigen deut schen Regionen gibt es ja Stadteile welche in hohem Maß durch muslimi sche Zugewanderte und ihre Symbole geprägt sind Nicht auszuschließen ist zudem dass es sich bei der Item Inter pretation um eine Fehlzuschreibung die Forscher wie Befragte gleicherma ßen vollziehen handelt So sieht es zu Abbildung 2 Aggressivitätsstereotype in eigene Darstellung nach Foroutan et al 2014 und Foroutan et al 2015a Abbildung 3 Bildungsstereotype in eigene Darstellung nach Foroutan et al 2014 und Foroutan et al 2015a

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