34 forum kriminalprävention 3 2016 ISLAMFEINDLICHKEIT mindest Soziologieprofessor Hartmut Rosa 2015 Es ist durchaus unklar welcher der beiden Aussageteile sie dabei wirklich motiviert dass sie sich manchmal wie Fremde im eigenen Land fühlen oder dass daran die Mus lime schuld sind Steht den Befrag ten die Option Ich stimme eher zu zur Verfügung erhöht sich der Anteil islamophober Antworten wobei sich die Anzahl der eindeutigen Ablehnun gen geringfügig reduziert Wichtig wäre auch die Motivlage hinter der Einstellungsdimension nicht auszuklammern Die Ablehnung einer Moschee in der Nachbarschaft muss nicht aus einer islamfeindlichen Motivation erfolgen Neben rassisti schen und oder ausländerfeindlichen Anschauungen sind auch feministi sche atheistische religiöse oder an dere Ursachen für die Ablehnung denkbar Wenn Befragte mit formal hohem Bildungsabschluss einen Vor teil darin sehen Schulen ohne musli mische Lehrerinnen für ihre Kinder zu haben und Wohngegenden mit ho hem muslimischen Bevölkerungsan teil zu vermeiden kann es auch an der allgemeinen Segregationsnei gung liegen Leibold Kühnel 2006 148 Oder auch daran dass die Item Formulierung Ich würde mein Kind auch in einer Schule anmelden in der eine moslemische sic Frau mit Kopf tuch unterrichtet im Sinne eines Konfliktes mit dem Neutralitätsgebot und somit mit normativen Verfas sungsgrundlagen interpretiert wird Repräsentativ und nicht vergleichbar Mit Validität und Vergleichbarkeit sowie theoretischen Implikationen der Meinungsumfragen hängt eine weitere Problemdimension zusam men Obwohl die meisten Studien Re präsentativität für sich beanspruchen rufen Abweichungen ihrer Ergebnisse Fragen hervor Vergleicht man z B die Ergebnisse der Sonderauswertung Is lam 2015 und der Mitte Studie von Zick Klein 2014 macht die Abwei chung mit Blick auf das Fremd im ei genen Land Statement 8 5 Punkte aus 40 zu 31 5 obwohl der zeitliche Abstand der Untersuchungen gering ist Ähnlich verhält es sich mit der Zustimmung zu der Zuwanderungs aussage Die Abweichung beträgt 5 8 Punkte 24 zu 18 2 Zieht man eine weitere Mitte Studie zum Vergleich heran verwirrt das gezeichnete Bild der Meinungs forscher umso mehr Decker et al 2014 50 zufolge sind es gar 43 der Befragten die sich wie ein Fremder im eigenen Land fühlen sollen Wert für 2016 50 während 36 6 Muslime innen 2016 41 4 die Zu wanderung nach Deutschland unter sagen würden In diesem Fall beträgt die Abweichung zu den höheren Messwerten des Religionsmonitors 12 6 Punkte Die Erklärung der Leip ziger Forscher warum die beiden Mitte Umfragen nur eingeschränkt vergleichbar seien bestätigt frühere Kritik der Sozial forscher vgl Stützle 2010 Die Datensätze der Bielefelder Studie sind durch telefongestützte Interviews die Mitte Studien der Universität Leipzig durch fragebo gengestützte Face to face Befragun gen in den Haushalten der Befragten zustande gekommen Aufgrund die ser unterschiedlichen Erhebungsme thoden sind sie nur eingeschränkt vergleichbar doch ist der Anstieg so ausgeprägt dass er nicht allein auf methodische Differenzen zurückzu führen ist ebd Ein weiteres Beispiel Während laut der Studie Die Abwertung der Ande ren 2011 54 1 der deutschen Be völkerung der Meinung waren Musli me stellten zu viele Forderungen fanden 85 5 der Jugendlichen und 64 6 der über 25 Jährigen gemäß der Studie Deutschland postmigrantisch II dass es ihr gutes Recht sei Forde rungen zu stellen Jeweils 87 2 und 74 9 widersprachen der Aussage Forderungen seien ein Zeichen von Undankbarkeit Foroutan 2015 61 Die Unterschiede im Antwortverhalten sind in diesem Fall auf Bedeutungsin halte und Formulierungen der Items zurückzuführen Kaum belastbare Erkenntnisse für Prävention Nicht minder problematisch vor al lem für die Präventionsarbeit sind widersprüchliche Ergebnisse bzw In terpretationen im Hinblick auf Kon takthypothese Bildungseinflüsse po litische Selbstverortung und die Altersstruktur der islamophoben Be fragten Während die Bertelsmann Stiftung eher geringe Bildungseinflüs se mit Blick auf die Bedrohungswahr nehmung und einen etwas größeren Einfluss bei der Wahrnehmung kultu reller Distanz feststellte kam die GMF Umfrage 2007 zu dem Schluss dass die Islamophoben im Schnitt älter und schlechter gebildet waren Das Alter soll laut Forschungen von Naika Fo routan et al 2014 2015 demgegen über keinen statistisch signifikanten Einfluss haben Eher sei der Bildungs grad für die vorhandenen Unterschie de relevant Nach Wilhelm Heitmeyer schütze aber Bildung kaum vor der ge neralisierten Abwertung der islami schen Kultur je höher die Bil dung umso weniger Abwertung Das stimmt in Bezug auf Obdachlose Ho mosexuelle Juden Fremdenfeindlich keit Sexismus und Rassismus Nur beim Islam ist das anders Dort schützt Bildung weniger vor der generalisier ten Abwertung der Kultur des Islam Reinecke Seidel 2006 Ähnlich divergierend sind Angaben zum Alter der Befragten mit islamo phoben bzw islamfeindlichen Ein stellungen Sind z B gemäß Mitte Studie von Zick Klein 2014 75 31 bis 60 Jährige weniger belastet sind es laut Wissenschaftlern des Berliner Ins tituts für empirische Integrations und Migrationsforschung vor allem Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 16 und 25 Jahren Hinsicht lich politischer Orientierungen lassen sich ebenfalls deutliche Interpretati Abbildung 4 Anerkennung gegenüber Muslimen in eigene Darstellung nach Foroutan et al 2014 und Foroutan et al 2015a

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