36 forum kriminalprävention 3 2016 PRÄVENTION UND FUSSBALL Einleitung Sport gerade Fußball übt auf viele Menschen eine große Faszination aus Es haben sich daher in deutschen Sta dien Fankulturen ausgebildet in de nen die Art des Auslebens dieser Faszi nation auf unterschiedliche Weisen ritualisiert wird Aktuell besonders auffällig ist die Ultra Kultur es gibt aber auch andere Ausprägungsfor men wie Kuttenfans oder Groundhop per Gabler 2010 Hintergrund einer engen fanatischen Bindung an einen Verein ist das Streben nach einer posi tiv wahrgenommenen eigenen Identi tät die sich auch aus der sozialen An erkennung der Gruppen speist denen sich Menschen zugehörig fühlen Taj fel Turner 1986 Sport eignet sich da bei sehr gut für die Ausgestaltung der eigenen Identität da anders als in an deren gesellschaftlichen Feldern sehr einfach und klar ist wer gewinnt und wer verliert bzw wer sich über und wer sich unterlegen fühlen darf soll So kommt es zu Phänomenen wie CORFing cutting of reflected failure Polizeiliche Einsatz und Kommunikationsstrategien aus Sicht von Fanarbeitern Zwischenergebnisse aus dem sozialwissenschaftlichen Arbeitspaket des Projekts SiKomFan Gabriel Duttler Patrick Bresemann Die Sicherheit im Rahmen von Fußballspielen stellt seit einiger Zeit ein wichtiges polizeiliches Einsatzgebiet dar Dabei ist die Heterogenität des Phänomenbereichs Fußballfan enorm und macht verbunden mit der Zuschauermasse die Woche für Woche in die Stadien pilgert ca 18 5 Millionen Menschen pro Jahr in den ersten beiden Ligen ZIS 2014 den Umgang mit Fans zu einer anspruchsvollen Koordinierungs und Kommunikationsleistung Das über die Jahre entstandene schlechte Verhältnis zwischen aktiven Fans und Polizei erhöht sowohl den Aufwand der zur Fanleitung betrieben werden muss als auch den Bedarf an modernen deeskalierenden Einsatzkon zeptionen und Möglichkeiten der Annäherung Kommunikation Transparenz und ein stärkerer Einbezug der Fanperspektive in Sicherheitskonzepte können dabei eine Schlüsselrolle spielen und werden im Moment im Rahmen des Projekts SiKomFan aus unterschiedlichen Perspektiven erforscht In diesem Beitrag werden erste Zwischenergebnisse des sozialwissenschaftlichen Arbeitspakets ausgeführt oder BIRGing basking in reflected glo ry welche die Übertragung von Sie gen eines Sportlers oder einer Mann schaft auf die eigene Identität Wir Deutschen sind Weltmeister bzw das Abwenden bei Niederlagen Nicht wir Löw ist schuld dass die deutsche Mannschaft verloren hat beschrei ben Schlicht Strauß 2003 In Deutschland liegt der öffentliche und mediale Fokus sehr stark auf Fußball sodass wir die beschriebenen Effekte zum Beispiel bei Bundesligaspielen oder im Kontext von Welt und Euro pameisterschaften beobachten kön nen Neben der Wirkung des Fantums auf die Identitätsbildung von Men schen ist auf den Zusammenhang zwi schen dem Erleben eines Spiels und einer großen Emotionalität die so vielleicht in anderen Lebensbereichen nicht möglich ist hinzuweisen Das Ausleben einer solchen Emotionalität ist für viele Fans ein wichtiges Ele ment ihres Fan Seins das in ritualisier ter Weise wöchentlich eingefordert und zudem mit Werten wie Ehre regi onaler Verbundenheit oder Treue ver knüpft wird Werte die Fans auch bei den Spielern suchen aber ob der Schnelllebigkeit und oftmals ökono mischen Ausrichtung des Fußballge schäfts nur noch selten finden Dutt ler 2015 Dies hat zu einer emotionalen Distanzierung zwischen Fans und Spielern geführt die unter anderem die Entwicklung der Ultra Kultur die in ihrer Ausrichtung sehr stark auf die ei gene kulturelle Verwirklichung und weniger auf Spieler und Funktionäre rekurriert beeinflusst Die mit dem Fantum verbundenen Werte und hohe Emotionalität spielen auch bei Konflik ten zwischen Fans und Sicherheitsak teuren eine Rolle Neben einem pro vokativen Verhalten gegenüber Sicherheitsakteuren das sich im Laufe der Zeit auch angesichts einer steten Verschärfung der Sicherheitsmaßnah men rund um die Spiele entwickelte stellen sich insbesondere Situationen als konfliktträchtig dar in denen Fans ihre Werte und Normen zum Beispiel die Sichtbarkeit der Gruppe über die Zaunfahne die Möglichkeit des Sup ports die Trennung von Gruppen etc in Gefahr sehen Fußballfans und Sicherheit Das Fußballstadion ist ein öffentli cher Raum der generell nicht anfälli ger für aggressives Verhalten oder Gewalt ist als andere Räume 1 Mit Blick auf die Zahlen der Zentralen Informa tionsstelle Sporteinsätze ZIS die al lerdings keine kriminalpolizeiliche Er fassungsstatistik darstellen ist eher das Gegenteil der Fall Es gibt zwei felsohne immer wieder Konflikte zwi schen Fangruppen oder zwischen 1 Z B die Faninitiative Ich fühl mich sicher Köster 2012 oder die Ergebnisse einer Marktforschungsstudie der Deutschen Fußball Liga DFL Tagesspiegel 2013

Vorschau DFK forum kp 03-2016 Seite 38
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