40 forum kriminalprävention 3 2016 PRÄVENTION UND FUSSBALL Fanverhalten unterschiedlich geahn det werden Es sei daher vonseiten der Sicherheitsakteure darauf zu ach ten standortübergreifende Kommu nikationsstrategien und Handlungs weisen zu konzipieren die im Sinne einer Verhaltenskultur von den ver schiedenen Stakeholdern gleicher maßen angewendet werden können Darüber hinaus könne durch Transpa renz bezüglich der Hintergründe und Konditionen von polizeilichen Maß nahmen eine deeskalierende Wirkung erzielt werden Wenn Fans nicht ge nau wissen würden warum wie lan ge oder wozu sie festgehalten wer den würden sich sehr schnell hochemotionale Konflikte entwi ckeln die durch Solidarisierungsef fekte verstärkt würden Um dies zu verhindern erscheint neben einer di rekten Kommunikation auch die statt findende Kommunikation über ver mittelnde Instanzen wie das Fanprojekt oder die Fanbeauftragten wichtig An einigen Standorten werden von der Polizei aktuell soziale Medien wie Twitter oder Facebook zur Informati on und Kommunikation genutzt Aus Fansicht werde die Nutzung dieser Medien ambivalent betrachtet Ein großes Thema spiele dabei neben der technischen Schwierigkeit des gleichzeitigen Internetzugriffs Tau sender Menschen der Datenschutz der unbedingt gewährleistet sein müsse um Fans anzusprechen Gera de Ultras würden in vielen Fällen mit sogenannten Spieltagshandys ohne mobile Datenverbindung zu den Spie len reisen da sie sich durch die ent sprechenden Sammeldateien der Si cherheitsbehörden genannt wird hier zum Beispiel die Datei Gewalttä ter Sport einer Verfolgung ausge setzt sehen würden die auch die Handynutzung miteinschließe Ande rerseits würden Fans auch nach Infor mation streben und Transparenz und Kommunikation in Einsatzlagen be grüßen Eine transparente Gestaltung bestimmter Maßnahmen kann aus Sicht der Befragten dafür sorgen Verständnis zu wecken und Situatio nen nicht weiter zu verschärfen Zum Dritten eröffne sich für gewaltaffine Menschen über Informationen aus sozialen Medien vielleicht aber auch die Mög lichkeit Auseinandersetzun gen und bestehende Konfliktfelder gezielt aufzusuchen Daher raten die Befragten dazu dieses Mittel mit viel Bedacht und Sorgsamkeit und insbe sondere mit dem Ziel der Information und Transparenz anzuwenden Die Nutzung der sozialen Medien sei da bei vor allem in der An und Abreise zeit relevant da während der Spiele der Fokus natürlich auf dem sportli chen Geschehen liege Bruchstellen der Macht oder wie Machtverhältnisse deutlich werden Der Aspekt mangelnder Konsistenz innerhalb der Kommunikation der Sicherheitsakteure mit Fans oder be züglich von Einsatzstrategien hat nicht nur die Wirkung dass Fans Ver halten schwer interpretieren oder ein ordnen können sondern stellt auch eine Verdeutlichung der vorliegenden Machtverhältnisse dar u a Luhmann 2012 Denn diese würden oftmals erst dann gewahr oder besonders auffällig wenn Veränderungen hinsichtlich der Machtausübung wahrgenommen würden zum Beispiel wenn eine zuvor große Bewegungsfreiheit am Bahnhof eingeschränkt werde und die Fans sehr eng zum Stadion geführt wür den Eine wichtige Rolle dafür wie Fans diese Machtsituation wahrneh men spiele auch die Ausrüstung der Polizei bei der Ankunft der Fans Durch das Empfangen in Einsatzmontur wür den sich die Anhänger des Gastvereins oft im Vorfeld bedroht und kriminali siert fühlen und es würde schneller zu Konflikten kommen Dieser Aspekt der Ausrüstung scheint also von Seiten der Polizei mit viel Fingerspitzenge fühl gehandhabt werden zu müssen da der Grat zwischen Kommunikati onsangebot durch wenig Ausrüstung und Gefährdung der Einsatzkräfte bei einigen wenigen Spielen sehr schmal sein kann Fans seien sich natürlich bewusst dass sich generell die Sicherheitsak teure in der Position der Machtaus übenden befinden und würden in der Regel ein konsistentes Vorgehen ak zeptieren Konflikte würden häufig dann entstehen wenn sich bezüglich der Vorgehensweise etwas ändere und Fans sich im wahrsten Sinne machtlos und unter völliger äußerer Kontrolle fühlen und aus dieser Situa tion auch mit Gewalt ausbrechen möchten Dies betreffe nicht nur Situ ationen körperlicher Kontrolle wie beispielsweise einen Polizeikessel sondern auch erlebte psychische Kontrolle So berichteten die Ge sprächspartner von einer erzwunge nen Teilnahme von Ultras an Sicher heitsbesprechungen Dieser Zwang zu einer Kommunikation die von Ultras im Gros abgelehnt wird stelle eine enorme Machtdemonstration der ein fordernden Sicherheitsakteure dar und führe trotz Teilnahme an besag ten Gesprächen nicht zu Austausch und Interaktion sondern viel eher zu Abschottung und weiterer Boykott haltung Wiederum scheint es also sehr wichtig für Sicherheitsakteure zu sein ihre Machtposition zwar auszu üben aber darauf zu achten dass sich Übergänge zwischen einzelnen Akteu ren nicht durch ein deutlich anderes Einsatzverhalten ausdrücken und so Fans in Situationen erlebter Ohnmacht und Kontrolllosigkeit gebracht wer den Dabei spielen die Kommunikation und Abstimmung zwischen den unter schiedlichen Sicherheitsakteuren und insbesondere an Schnittstellen zwi schen verschiedenen Einsatzbefugnis sen eine zentrale Rolle Unter diesem Gesichtspunkt scheint eine konsisten te enge Fanführung in manchen Fäl len sogar weniger konfliktträchtig als ein wechselndes Konzept mit Frei raum zu Beginn und einer folgenden Einschränkung die dann als enorme Machtdemonstration wahrgenom men wird Schnittstellenpositionen im Fokus Die Rolle welche Fanbeauftrage und Mitarbeiter innen der Fanpro jekte mit Abstrichen auch szenen kundige Beamte im Feld einnehmen ist geprägt durch eine notwendige enge Beziehungsarbeit mit Fans auf der einen Seite und den Anliegen der Vereine oder dahinterstehenden Ins titutionen auf der anderen Seite die wiederum sehr intensiv in die Sicher heitskonstruktion rund um die Spiele eingebunden sind Pilz 2013 Diese Schnittstelle zwischen Fans und Ins titutionen ist ausgesprochen wich tig aber gleichermaßen schwer aus zufüllen da beide Seiten mit unterschiedlichen Anliegen an die entsprechenden Akteure herantre ten Beispielsweise wurde in Gesprä chen mit Mitarbei tern innen ver schiedener Fanprojekte deutlich dass sich ein Teil der befragten Sozi alarbeiter nicht als Sicherheitsakteu re wahrnimmt daher auch nicht in Sitzungen etc eingebunden werden möchte ein anderer Teil sich jedoch gerade besonders aktiv nach dem Motto Einfluss nehmen in Gremien in Sicherheitsgespräche einbringt Die Fanbeauftragten sind weitaus verbindlicher in Sicherheitsbespre chungen integriert unterliegen teil

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