3forum kriminalprävention 3 2016 KOMMUNALE KRIMINALPRÄVENTION Einleitung Kommunale Kriminalprävention KKP als Präventionsstrategie im örtli chen Bereich umfasst die gemeinsa men Aktivitäten staatlicher und nicht staatlicher Akteure sowie der Bür ger schaft auf lokaler Ebene Kriminalität und Kriminalitätsfurcht zu reduzieren Diese Präventionsbewegung hat seit den 1990er Jahren sowohl auf interna tionaler als auch nationaler Ebene an Bedeutung gewonnen Das dahinter stehende Konzept versteht Kriminal prävention als gesamtgesellschaftli che Querschnittsaufgabe wodurch die Kommune in den Blickpunkt des Interesses tritt Ausgehend von die sem Grundgedanken forcierte die Kri minalpolitik der Spätmoderne dieses Modell in verschiedenartigen Ausprä gungen Das Bundesland Brandenburg arbeitet seit 1992 mit dem Konzept Kommunale Kriminalitätsverhütung KKV welches unterschiedliche For men der Zusammenarbeit vorsieht Als typische Organisationsmodelle haben sich neben den Sicherheits und Ord nungspartnerschaften2 die sogenann ten KKV Kommissionen etabliert In nerhalb dieser Kommissionen befas sen sich insbesondere Polizei und Träger der Verwaltungen mit wech selnden Problemstellungen Dabei ist die themenbezogene Mitarbeit von weiteren gesellschaftlichen wie auch staatlichen Akteuren vorgesehen 3 Kommunale Kriminal prävention in Theorie und Praxis Eine Bestandsaufnahme am Beispiel des Landes Brandenburg Maria Dzierzon Eine Frage der aktuellen Diskussion über Kommunale Kriminalprävention ist ob die bestehenden Präventionsgremien dem entsprechen was seit den 1990er Jahren in der vorherrschenden Literatur erörtert wird In einer Unter suchung von kriminalpräventiven Gremien in Brandenburg findet ein Ver gleich vorhandener Standpunkte und konzeptioneller Ansätze der Theorie mit der Praxis vor Ort statt Wie bildet sich die aktuelle Präventionslandschaft in der Realität ab Gibt es Querverbindungen zur fachlichen Auseinandersetzung sowohl der Befürworter als auch der Kritiker 1 Konzeptionelle Grundannahmen und Gremienkritik Die Grundidee der KKP besteht dar in dass Kriminalitäts und Ordnungs probleme im lokalen Kontext entste hen sowie sichtbar werden und hier eine angemessene frühzeitige und Erfolg versprechende Intervention unter Beteiligung möglichst vieler In stanzen Gruppen wie auch Personen ansetzen müsse 4 Trotz der verschie denartigen Ausgestaltung gibt es fol gende Leitbilder für das Konzept kom munaler Präventionsarbeit 5 Lokale Orientierung Kommune als örtlicher Rahmen der Kriminalprä vention Ressortübergreifende Vernetzung Einbindung unterschiedlicher Trä ger der formellen und informellen Sozialkontrolle mit ihren jeweiligen speziellen Kompetenzen Bürgerpartizipation Ausrichtung der Präventionsmaßnahmen am Bürger sowie deren Mitwirkungsbe reitschaft Bürgermeisterpflicht Engagement des ranghöchsten Gemeindevertre ters z B in Form der Übernahme des Vorsitzes eines Gremiums als wichtige Erfolgsvoraussetzung Trotz Zustimmung zum Ansatz der KKP gibt es auch kritische Stimmen Diese beziehen sich zum einen auf die Idee bzw das Konzept aus kontroll theoretischer Perspektive Beispiele hierfür sind die Tendenz zur Privatisie rung öffentlicher sozialer Kontrolle6 oder die Gefahr der Ausrichtung prä ventiver Maßnahmen nach den Wün schen der durchsetzungsfähigen Be völkerung und die damit verbundene Ausgrenzung von Randgruppen 7 Zum anderen wird die mangelhafte Um setzung des Ansatzes in den Präventi onsgremien angemahnt wie der ge ringe Institutionalisierungsgrad un klare Konzepte der Mangel an eva luierten Maßnahmen oder fehlende Bestandsaufnahmen der örtlichen Pro blemlage 8 Außerdem finden die man gelnde Einbeziehung der Bürger schaft wie auch die Fokussierung auf Alltagskriminalität Ordnungsstörun gen bzw jugend und gewaltspezifi sche Themen Beanstandung 9 Daten und Methodik der Untersuchung Forschungsgegenstand der Befra gung deren Ergebnisse hier vorge stellt werden sollen war eine größ tenteils unerforschte Präventions landschaft der 72 zum Zeitpunkt der Untersuchung dem Innenministerium 1 Der Artikel enthält ausgewählte Ergebnisse der von der Autorin im letzten Jahr angefertigten Masterarbeit im Fachbereich Kriminologie die vor Kurzem im Verlag für Polizeiwissenschaft erschienen ist 2 Beide Begriffe werden vielfach synonym verwandt In Brandenburg unterscheiden sich diese jedoch wie folgt Sicherheitspartner sind sozial engagierte Bürgerinnen und Bürger die unbewaffnet und ohne hoheitliche Befugnisse in ihrer Gemeinde einen Beitrag zur öffentlichen Sicherheit leisten MI 1995 928 f Ordnungspartnerschaf ten werden definiert als lokale Zusammenschlüsse aus Polizei und weiteren Behörden Gruppenvertretern Institutionen sowie Unternehmen mit dem Ziel der ge mein samen Verbesserung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung unterhalb der Kriminalitätsgrenze Ministerium des Innern des Landes Brandenburg 1999 Grundkonzep tion Ordnungspartnerschaften unveröffentlichtes Dokument Potsdam 3 MI 1995 926 4 Pütter 2006 2 5 Steffen 2005 157 Schreiber 2007 7 f Lehne Schlepper 2007 124 6 Jasch 2003 416 7 Frehsee 1998 750 Walter 2002 6 8 U a Jasch 2003 414 Steffen 2005 165 Schreiber 2007 35 55 Kury 2009 39 Kober Kohl Wickenhäuser 2012 46 f 9 U a Jasch 2003 415 Steffen 2005 163 Pütter 2006 50 60 f Schreiber 2007 48 Kury 2009 40

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