7forum kriminalprävention 3 2016 KOMMUNALE KRIMINALPRÄVENTION anlassbezogenes und problemorien tiertes Vorgehen in Form konkreter Initiativen Ein dafür exemplarisch zu nennendes Beispiel ist das Projekt Si chere Adresse Neuenhagen Hier wurde Handlungsbedarf im Bereich Eigentumskriminalität erkannt ein Konzept erarbeitet und ein entspre chendes Maßnahmenbündel umge setzt Dabei erfolgte eine wissen schaftliche Begleitung des Projektes Solche Modelle machen es den Kom munen möglich sich entsprechend ih rer vorhandenen Gegebenheiten auf spezielle vor Ort lösbare Probleme zu konzentrieren Präventionsarbeit soll nicht nur als Zugleichaufgabe wahr genommen werden sondern einen Schwerpunkt bilden Die Teilnahme von hochrangigen Führungspersonen aus Kommune oder Polizei verdeut licht zudem den hohen Stellenwert der Kriminalprävention Die Mindestanforderungen an neue Konzepte sollten wie folgt aussehen Problembewusstsein und analyse Um ein maßgeschneidertes Kon zept zu entwickeln müssen die lo kalen Probleme bekannt sein Insbe sondere sollte eine ortsbezogene Analyse der Daten zur Kriminalitäts lage Sozialstruktur und polizeili chen Einsatzsituation stattfinden Ferner sind Befragungen der Bevöl kerung sowie Experten möglich Demokratische Legitimation Für eine stärkere Akzeptanz aber auch Verpflichtung der Präventionsgre mien ist ein demokratischer Rah men zielführend Dieser kann z B durch das entsprechende Gemein deparlament erreicht werden Festgelegte Ziele und Aufgaben Die Netzwerke benötigen eine konzep tionelle Grundlage für ihre Arbeit Dafür müssen Zielstellungen und Aufgaben erarbeitet festgelegt und für alle Mitglieder deutlich werden und nachprüfbar sein Evaluierte Maßnahmen Es ist erfor derlich entsprechende Wirkungs überprüfungen von Präventions maßnamen durchzuführen Das Netzwerk muss sich auch dahinge hend hinterfragen inwieweit die umgesetzten Aktivitäten für das je weilige Thema und die jeweilige Ziel gruppe unter dem Aspekt der Krimi nalprävention sinnvoll sind Kooperationspartner Der Erfolg hängt von der Kooperations und Kompromissbereitschaft sowie dem Engagement der Beteiligten ab Es ist zweckmäßig je nach Themenfeld und Aufgabenstellung Partner zeit weise hinzuziehen Dadurch kann auf professioneller Ebene unter multidisziplinären Betrachtungs weisen den jeweiligen Problemla gen entgegengetreten werden Beteiligung von nicht institutionell eingebundenen Bürgerinnen Bür gern Grundsätzlich sollte jede r die Möglichkeit erhalten sich beim The ma Sicherheit vor Ort einzubringen Wie dieser Aspekt konkret umzuset zen ist z B durch Veranstaltungen Bürgerbefragungen muss anlass bezogen sowie nach Möglichkeiten bzw Ausrichtung der Kommune und des Präventionsgremiums be trachtet werden Konkrete Verbesserungsvorschläge konnten aus den jeweiligen Antwor ten der Fragebögen entnommen wer den Diese beziehen sich u a auf mehr Personal für die Präventionsarbeit im Bereich Polizei und Kommune eine größere Bereitstellung von Finanzen bzw eine stärkere Einbindung von Zi vilgesellschaft und Bürgerschaft Fer ner soll mehr Zeit zum Austausch ge funden sowie die Kooperation mit der Polizei intensiviert werden Fazit Die Präventionsbewegung und das dahinter stehende Konzept der Krimi nalprävention auf kommunaler Ebene hat im Land Brandenburg nach knapp 20 Jahren der Anwendung offenbar an Bedeutung verloren Die hier darge stellten Ergebnisse verdeutlichen eine beträchtliche Anzahl an eingeschlafe nen und nicht mehr existierenden Netzwerken Außerdem bestehen un ter dem einheitlichen Begriff der KKV Kommissionen verschiedenartige Aus prägungsformen bei denen der lose nicht ausschließlich auf Prävention fo kussierte Zusammenschluss domi niert Viele Forschungsbefunde und damit aufgeworfene Probleme in der institutionellen Umsetzung der Idee KKP finden sich auch in dieser Unter suchung wieder Die Ansprüche der Theorie im Allgemeinen und der Leit bilder im Speziellen können der Praxis nur ansatzweise gerecht werden Hierbei muss aber Beachtung finden dass je nach Grundtyp örtlicher Pro blemlage und vorhandener Möglich keiten auch andere Schwerpunkte bzw Ansätze in der Gremienarbeit vorzufinden sind Damit verbunden existieren unterschiedliche Anforde rungen sowohl in den Bereichen Orga nisation Konzept und Mitglieder als auch im Hinblick auf die Themen und Maßnahmenauswahl Dies erklärt u a die flexible sowie variable Anwendung des theoretischen Konzepts in der Praxis Somit kann es in kleinen Kom munen je nach Themenausrichtung sinnvoller sein mit einem geringen Personalansatz in formloser direkter Zusammenarbeit Prävention zu be treiben Es zeigt sich dass die Arbeit im Be reich der Kriminalprävention nicht im mer direkte Kriminalitäts und Sicher heitsrelevanz besitzt Die vernetzten Strukturen werden ebenfalls für ande re Schwerpunkte eingesetzt und oder der Präventionsbegriff auf ein weitge fasstes Themen und Maßnahmenfeld ausgedehnt Beispiele hierfür sind die teilweise Ausrichtung auf das unter halb der Kriminalitätsschwelle vorzu findende disorder Phänomen oder die Bearbeitung von kommunalen All tagsproblemen Wichtig ist dass verbindliche und umsetzbare Mindeststandards für die Präventionsarbeit vor Ort angewandt werden um eine wirkungs und er folgsorientierte Kriminalprävention zu betreiben Ferner sollten je nach Pro blemlage in der Kommune entspre chende Pilot oder Modellprojekte er probt werden um Vorbildcharakter Maria Dzierzon Kommunale Kriminalprävention in Theorie und Praxis Eine Bestandsaufnahme am Beispiel des Landes Brandenburg Frankfurt Main Verlag für Polizeiwissenschaft ISBN 978 3 86676 462 0 29 80 Euro 224 Seiten

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