20 forum kriminalprävention 4 2016 EVALUATION man hat sich besser verstanden Y mhm ja7 Bm II 03 Z 13 16 Rm auf jedn Fall ne Ablenkung ne Y ja wass dasss empfehl ich auf je den Fall das auch die Zeit is hier an genehmer die Zeit vergeht auch und man fühlt sisch wieder irgnd wie n bisschen besser auf jedn Fall Rm II 09 Z 29 33 Die Gründe die die Jugendlichen für ihre positive Bewertung heranzie hen sind dabei vielfältig Manche be werten die studentischen Projekte aufgrund ihrer schöpferisch kreativen Aspekte und aufgrund des gemeinsa men Abschlusstermins aller Projekte sehr positiv Bei anderen Jugendlichen wiederum spielt die Simulation der Peergroup durch die Studierenden eine Rolle Das heißt die Studierenden wurden aufgrund des geringen Alters unterschiedes als Gleichgesinnte von den Jugendlichen wahrgenom men Für viele hatte auch der Aspekt der Neuartigkeit bzw Abwechslung die angenehme Atmosphäre und der Austausch mit Personen von außen eine große Bedeutung Deutlich wird hierbei jedoch dass die expliziten Be wertungen eher wenig Aufschluss da rüber geben wie die Jugendlichen die studentischen Projekte erlebt haben Implizite Werthaltungen und orientierungen sensible Reziprozitätserwartungen der Jugendlichen im Umgang mit den Studierenden Die Rekonstruktion der impliziten Werthaltungen und orientierungen eröffnet einen Zugang zum hand lungsleitenden Erfahrungswissen der inhaftierten Jugendlichen Erst die Kenntnis dieser praktischen Logik jenseits der eigenen Theorien der Ak teure Bohnsack 2010 S 23 ermög licht im Anschluss an die Evaluationen einen Prozess der Weiter bzw Quali tätsentwicklung von non formalen und informellen Bildungsangeboten in der Jugenduntersuchungshaft In den Erzählungen und Beschrei bungen der studentischen Projekte durch die Jugendlichen dokumentiert sich dass es gelungen ist in den stu dentischen Projekten an die impliziten Werthaltungen und orientierungen der Jugendlichen anzuknüpfen Ent sprechend wird deutlich dass die Pro jekte an reguläre Handlungspraxen wie das von ihnen verinnerlichte und auch in anderen Bereichen des Haftall tags eine wesentliche Rolle spielende Wettbewerbsprinzip anschließen Cm äääh da ham wir Muffins ge macht da ham wir Kekse und sowas gemacht da ham wir so n Wettbe werb gemacht die Gruppe nochma in zwei Gruppen aufgeteilt Y mhm jeder hat n Studenten zugeteilt ge kriecht und also jede Gruppe und da ham wir dann so n Backduell sag ich ma gemacht wer das beste gemacht hat also Muffins oder Kek se oder sowas räuspert sich ja hat schon Spaß gemacht ja Cm II 02 Z 38 42 Auch können die studentischen Projekte positiv Bezug nehmen auf die Lebenswelt der Jugendlichen das heißt an ihr implizites Verständnis von Freizeit Spaß und Normalität an schließen Dadurch gelingt es dass manche Jugendliche ihre Inhaftie rungssituation während der Teilnah me an den studentischen Projekten vergessen Bm aber hat auch Spaß gemacht die warn auch beide nett Y mhm mhm aber das Backen hat mir schon viel mehr Spaß gemacht ne Y mhm mhm das war auch ma wieder was so wirklisch mit Abwechslung Y mhm ansonsten sitzen wir hier im mer mit deee Lehrer hiier im Unter richt Y mhm und das auch nich vergleichbar mit das was wir jeetz mit den Studenten gemacht haben Bm II 03 Z 8 12 Rm ja klar so halt auch Leute die draußen sin ne so Y mhm biss chen halt auch fragen was läuft draußen Y mhm jemand klopft auf Tisch einfach ma so wiedaa die se Zeit hier vergessn so als wär man draußen Y mhm so ganz normal Rm II 09 Z 36 39 Dabei zeigt sich dass dieses An schließen an die Lebenswelt der Ju gendlichen nicht nur zu einer moti vierten und aktiven Teilnahme der Jugendlichen führt sondern auch Lernerfahrungen bei ihnen ermög licht Die studentischen Projekte schaffen es eine intrinsische Motivati on zu Lernen und Bildung herzustel len wie es der Schulunterricht in der Untersuchungshaftabteilung der JVA Wegstadt nicht vermag Dieser dient den Jugendlichen in ihren Erzählun gen und Beschreibungen als negativer Gegenhorizont zu den studentischen Projekten Er wird als lebensweltfern wahrgenommen Y okay und was hat dir an diesem Backduell besonders gefallen Bm weiß nich hat Spaß gemacht gut geschmeckt Y mhm un ich hab auch noch selber noch nie gebacken ne Y ah das war halt das erste Mal Y okay hab ich auch n bisschen was Neues dazu gelernt Y okay okay ja Bm II 03 Z 17 20 Fm oooaaah zwanzigtausend mal besser wenn das jetzt Schule wär mit den Studenten und so dann geh ich gern zur Schule da steh ich sogar morgens auf wissen Sie was isch meine aber ich mach ja seit eim Jaaahr nee nisch ma seit sechs Monaten jedes Mal diesee schnalzt wie nennt man das Aktienscheiße bei Mathe un so ich will was Neues haben ne ich mein ich werd nie Akti enanteile kaufen oder so ich brauch das nisch Y macht ihr das immer noch ja immer noch isch weiß nisch was los is mit der schon im mer gesagt was wolln wir mit Akti en sie hat das Thema nie zu Ende atmet tief ein was soll man ma chen ne atmet aus Fm II 03 Z 36 43 Darüber hinaus wird deutlich dass die studentischen Projekte auch an das implizite Verständnis der Jugendlichen von professionellen Interventionsfor men und sozialpädagogischen Maß nahmen korrekte Maßnahme an knüpfen Sie beurteilen die Projekte als ansprechend und sprechen den Stu dierenden Professionalität zu indem sie sie als Mitarbeiter bezeichnen Fm war auf jeden Fall ne korrekte Maßnahme ne finde isch also war gut könnte man wiederholen ne isch bin da nisch mehr hier aber ich mein andre würden sich echt freun 7 In der Transkription wurde zur Markierung des Sprecherwechsels jeweils ein Kürzel zugeordnet Interviewer in Y Jugendliche Am Bm Cm etc Die Kürzel wurden dem Alphabet nach chronologisch entsprechend dem Erhebungszeitpunkt der Interviews vergeben das nachgesetzte m steht für das Geschlecht des Interviewpartners Interviews mit Jugendlichen die zum zweiten Erhebungszeitpunkt erneut interviewt wurden werden durch eine römische II markiert Es gelten die Transkriptionsregeln nach Bohnsack 2014 Unterbrechung des vorherigen Sprechers in Pause anderes leise gesprochen fett markiert laut gesprochen Lachen Punkt nach unten gehende Intonation Fragezeichen nach oben gehende Intonation

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