38 forum kriminalprävention 4 2016 INTERNET UND PRÄVENTION gen nach dem richtigen Umgang mit Hate Speech behandelt Dabei fehlt es jedoch häufig an einem geteilten Wissen darüber welche Formen Hate Speech annehmen kann welche Formen straf rechtlich relevant sind und welche In terventions und Präventionsmöglich keiten geeignet und praktikabel sind Hasskommentare gehören zum digitalen Alltag Eine gemeinsame faktenbasierte Ausgangslage für die Diskussion und Bearbeitung des Themas zu schaffen erscheint vor diesem Hintergrund als derzeit dringlichste Aufgabe Einen ersten Schritt in diese Richtung geht die von der Landesanstalt für Medien Nordrhein Westfalen LfM in Auftrag gegebene und von Forsa im Juni 2016 durchgeführte Studie Ethik im Netz trotz einiger Schwächen in der Operati onalisierung des Phänomens Hate Speech Eines der wichtigsten Ergeb nisse der Befragung von 2044 Internet nutzerinnen und nutzern ist dass Hasskommentare dieses Wort wird in der Studie als Synonym für Hate Speech verwendet von der Mehrheit der Be fragten wahrgenommen werden Auf die Frage wie häufig die Befragten Hate Speech bzw Hasskommentare im Internet gesehen haben geben knapp zwei Drittel der Befragten an schon einmal mit Hate Speech konfrontiert gewesen zu sein Rund ein Viertel neh men Hate Speech sogar häufig oder sehr häufig wahr Dies ist ein wichtiger Hinweis darauf dass digital geäußerter Hass für einen großen Teil der Internet nutzerinnen und nutzer zum digitalen Alltag gehört Besonders deutlich wird dies bei der jüngsten Nutzergruppe den 14 bis 24 Jährigen Über die Hälfte von ihnen geben an häufig bzw sehr häufig auf Hasskommentare im Inter net zu stoßen Obwohl die Mehrheit der Internetnutzerinnen und nutzer Hasskommentare wahrnehmen und ein Drittel aller Befragten bzw über die Hälfte der 14 bis 24 Jährigen sich näher damit befassen z B das Profil des Ver fassers bzw der Verfasserin aufrufen sich emotional betroffen fühlen oder als problematisch einstufen bleiben zumindest naheliegende Gegenreakti onen aus Nur jeder Fünfte hat schon einmal einen Hasskommentar gemel det oder kritisch beantwortet Auffällig dabei sind die Altersunterschiede So haben sich beispielsweise über die Hälfte der 14 bis 24 Jährigen schon einmal näher mit Hasskommentaren beschäftigt aber nur etwa ein Viertel der 45 bis 59 Jährigen Abb 2 Dies weist darauf hin dass junge Nutzerin nen und Nutzer ein spezifisches Surf verhalten gegenüber Hate Speech zei gen und verdeutlicht die Not wendigkeit von zielgruppensensiblen Präventionsangeboten Hate Speech Wie begegnen Die bereits bestehenden Projekte gegen Hate Speech nehmen sich dem fehlenden Engagement der Internet nutzerinnen und nutzer bereits an und versuchen ihre Rolle in der Beseiti gung von Hasskommentaren zu stär ken Dies ist ein wichtiger Ansatzpunkt für die Präventionsarbeit Sie ergänzen nicht nur den Kinder und Jugendme dienschutz um eine zivilgesellschaftli che Komponente sondern sie zeigen dass Risiken und Gefahren denen Kin der und Jugendliche im Internet be gegnen nicht immer mit Zensur be gegnet werden muss Die Entwicklung von Medienkompetenz und insbeson dere die Förderung eines medienethi schen Bewusstseins scheint das be deutsamste Instrument zu sein die negativen Auswirkungen von Hate Speech zu reduzieren Auch die Wissenschaft kann sich bei der Prävention von Hate Speech ein bringen Zwar existieren einige Studien die zum Beispiel das allgemeine gesell schaftspolitische Onlineengagement Forschungsverbund Deutsches Ju gendinstitut e V Technische Universi tät Dortmund 2015 Formen und Effizi enz von Gegenreaktionen Gagliardone Gal Alves Martínez 2015 oder den Zu sammenhang von digitaler Anonymität und Aggression Rost Stahel Frey 2016 erforscht haben Hilfreich für die wirksame Bekämpfung von Hate Speech wäre es aber beispielsweise jene hemmenden Faktoren zu identifi zieren die Internetnutzerinnen und nutzer daran hindern Maßnahmen zu ergreifen um gegen Hate Speech vor zugehen Zudem wäre es lohnenswert weiter zu erforschen unter welchen Umständen welche Gegenmaßnahme hilfreich und effizient ist um verschie dene Handlungsoptionen aufzeigen zu können Dafür wäre es auch wichtig Schutz und Risikofaktoren für die Ent stehung von Hate Speech zu ergrün den Solche Kenntnisse würden einen Beitrag dazu leisten Hate Speech nach haltig zu bekämpfen Christina Josupeit ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fachbereich Sozial und Kulturwissenschaften der Hochschule Düsseldorf Kontakt christina josupeit hs duesseldorf de Abbildung 2 Reaktionen auf Hate Speech nach Altersgruppe Quelle Forsa LfM 2016 S 6 eigene Darstellung Literatur Bundesministerium der Justiz und für Verbraucher schutz Hg 2015 Gemeinsam gegen Hassbotschaften Von der Task Force Umgang mit rechtswidrigen Hass botschaften im Internet vorgeschlagene Wege zur Be kämpfung von Hassinhalten im Netz Online verfügbar unter http www bmjv de SharedDocs Downloads DE Artikel 12152015 TaskForceErgebnispapier pdf Feierabend Sabine Plankenhorn Theresa Rathgeb Thomas 2015 JIM Studie 2015 Jugend Information Multi Media Basisuntersuchung zum Medienumgang 12 bis 19 Jähriger Hg v Medienpädagogischer For schungsverbund Südwest Stuttgart Online verfügbar unter http www mpfs de fileadmin JIM pdf15 JIM 2015 pdf Forsa LfM 2016 Ethik im Netz Hate Speech Online verfügbar unter http www lfm nrw de fileadmin user upload lfm nrw Service Veranstaltungen und Preise Medienversammlung 2016 EthikimNetz Hate Speech PP pdf Forschungsverbund Deutsches Jugendinstitut e V Technische Universität Dortmund Hg 2015 Politische Partizipation Jugendlicher im Web 2 0 Chancen Gren zen Herausforderungen Eigenverlag Forschungsver bund DJI TU Dortmund zuletzt geprüft am 24 Juni 2016 Gagliardone Iginio Gal Danit Alves Thiago Martínez Gabriela 2015 Countering Online Hate Speech UNESCO Series on Internet Freedom Online verfügbar unter http unesdoc unesco org images 0023 002332 233231e pdf Grobbin Alexander 2016 Digitale Medien Beratungs Handlungs und Regulierungsbedarf 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