7forum kriminalprävention 4 2016 KULTURELLE BILDUNG IM STRAFVOLLZUG zugsform verständlicherweise zu rückhaltender ausfallen Dazu passt ein Befund der bereits angesprochenen Untersuchung von Guéridon Suhling 2016 S 98 in der im Rahmen der er gänzend durchgeführten Befragung der 13 niedersächsischen Anstaltslei tungen nur 46 Prozent der Be fragten die Ausweitung von Vollzugslockerun gen und des offenen Vollzuges als not wendigen Bestandteil für ein optima les Übergangsmanagement erachteten vgl Abbildung 1 Die für die Entschei dung der Unterbringung im offenen Vollzug letztlich Verantwortlichen be werten diese Vollzugsform somit we sentlich kritischer als die im Bereich des Übergangsmanagements tätigen Beschäftigten des Justizvollzuges des Ambulanten Justizsozialdienstes und der freien Straffälligenhilfe Um den Mut von Seiten des Justiz vollzuges für eine Unterbringung im offenen Vollzug zu stärken wäre es da her sicher hilfreich die gesellschaftli che Akzeptanz dieser Vollzugsform und der damit einhergehenden Risiken z B durch angemessene und eben nicht pauschalisierende und dramati Literatur Baier D Bergmann M C Mößle T 2012 Gewalt un ter Inhaftierten im niedersächsischen Justizvollzug Hannover Unveröffentlichter KFN Forschungsbericht Dünkel F Geng B von der Wense M 2015 Ent wicklungsdaten zur Belegung Öffnung und Locke rungspraxis im Jugendstrafvollzug Zeitschrift für Ju gendkriminalrecht und Jugendhilfe 3 232 241 Dünkel F Pruin I 2015 Wandlungen im Strafvollzug am Beispiel vollzugsöffnender Maßnahmen Internati onale Standards Gesetzgebung und Praxis in den Bun desländern Kriminalpädagogische Praxis 43 50 30 45 Guéridon M Suhling S 2016 Evaluation des Über gangsmanagements in Niedersachsen Ergebnisse zur Perspektive der Beschäftigten und der Anstaltsleitun gen Ende 2014 Laubenthal K 2011 Strafvollzug Berlin Heidelberg Springer Verlag Prantl H 2009 Wohin fährt der Justizvoll Zug In G Koop B Kappenberg Eds Wohin fährt der Justizvoll Zug Strategien für den Justizvollzug von Morgen pp 16 31 Lingen Kriminalpädagogischer Verlag Prätor S Suhling S 2016 Legalbewährung von Frauen Befunde einer Untersuchung im niedersäch sischen Frauenvollzug Monatsschrift für Kriminologie und Strafrechtsreform 99 3 215 236 Preusker H 2010 Der offene Vollzug Risiko oder Chance Forum Strafvollzug 59 2 65 68 Statistisches Bundesamt 2016 Bestand der Gefange nen und Verwahrten in den deutschen Justizvollzugs anstalten Stichtag 31 März 2016 Wiesbaden Abruf bar unter www destatis de 26 10 2016 Suhling S Rehder U 2009 Zum Zusammenhang zwischen Vollzugslockerungen Unterbringung im of fenen Vollzug und Legalbewährung bei Sexualstraftä tern Forensische Psychiatrie Psychologie Kriminolo gie 3 1 37 46 Welling R 2009 Abschlussbericht des Projektes Fit für die Zukunft Über den offenen Vollzug mit durch gängiger Betreuung sicher in die Freiheit Unveröf fentlichter Forschungsbericht sierende Berichterstattung zu erhö hen Natürlich sind Missbräuche dieser Vollzugsform nicht wünschenswert und zu vermeiden aber es ist fraglich ob eine direkte Entlassung des Gefan genen aus dem geschlossenen Vollzug mit vergleichsweise begrenzten Mög lichkeiten der Lockerung wirklich bes ser ist als eine schrittweise Annähe rung an das Leben in Freiheit mit der Möglichkeit der Erprobung neu erlern ter Verhaltensmuster unter gewisser Aufsicht des Vollzuges Die Gefangenen von heute werden jedenfalls mit oder ohne Überleitung in den offenen Voll zug irgendwann wieder unsere Nach barn sein Prantl 2009 S 31 Und da die Chancen für Resozialisierung bei Wei tem die Risiken des Missbrauchs und des Versagens zu überwiegen schei nen vgl Preusker 2010 S 67 sollten diese Chancen für eine größtmögliche Zahl an Gefangenen auch genutzt wer den Dr Susann Prätor ist wissenschaftliche Mitarbeiterin des Kriminologischen Dienstes im Bildungsinstitut des niedersächsi schen Justizvollzuges Kontakt Susann Praetor justiz niedersachsen de Straffällig gewordene Jugendliche machen Kunst Ergebnisse einer qualitativen Untersuchung der Bildhauerei Eric Sons Projekte in denen straffällig gewordene Jugendliche Kunstobjekte herstellen eröffnen Jugendlichen materialästhetische Erfahrungen und können sie kulturell künstlerisch bilden Unter bestimmten Voraussetzungen entfalten solche kulturellen Praktiken darüber hinaus ein Resozialisierungspotenzial Neben der Atmosphäre von Orten an denen kulturelle Bildung stattfindet stellt vor allem das eigenständige Arbeiten an unterschiedlichen Materialien eine wesentliche Gelingensbedingung für die Förderung straffällig gewor dener Jugendlicher durch bildhauerische Kunst dar Einleitung Resozialisierung und kulturelle Bildung Üblicherweise leisten straffällig ge wordene Jugendliche im Rahmen von richterlichen Auflagen und Weisungen ihre Sozialstunden in städtischen sozi alen Einrichtungen wie Krankenhäu sern Pflegeheimen etc ab Dass straf fällig gewordene Jugendliche in tertiärpräventiver Absicht an künstle rische Projekte übergeben werden stellt nach wie vor die Ausnahme dar Die Praktiken solcher Projekte und de ren Gelingensbedingungen sind bis jetzt kaum erforscht Sons 2015 Projekte in denen delinquente Jugendliche per Auflage gezwungen werden Kunst herzustellen sind in der kulturellen Bildungsszene um stritten Beispielsweise widerspricht der verordnete Zwang Kunst zu ma chen dem für die schulkritische Sozio kultur und außerschulische Jugend kulturarbeit konstitutiven Wert der Freiwilligkeit vgl dazu Bielenberg 2007 Die beiden Begriffe der Resozialisie rung und der kulturellen Bildung ste

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