24 forum kriminalprävention 1 2017 GEWALTPRÄVENTION Ergebnisse Die Bestandsaufnahme der gewalt präventiven Arbeit in der Bundesrepu blik Deutschland hat gezeigt dass die se über großes Potenzial verfügt für Gewalt zu sensibilisieren Opfer von Ge walt zu unterstützen Tätern innen Wege in die Gewaltlosigkeit zu weisen und insbesondere auch Gewalt zu re duzieren Prägnante Beispiele hierfür sind die Fortschritte die in den Berei chen häuslicher und sexualisierter Ge walt Kinderschutz erzieherischer Ge waltschutz Arbeit mit Fußballfans Arbeit mit jungen mehrfach auffälligen Straftätern Kinder und Jugenddelin quenz im Allgemeinen Opferschutz oder in den Bereichen Evaluation Qua litätsentwicklung und sicherung er zielt wurden um nur einige zu nen nen Manches von dem was heute mit Blick auf die Gewaltprävention selbst verständlich ist war vor 25 Jahren noch fernab jeder Realität Dies gilt auch für verschiedene im Zusammenhang mit der Prävention von und der Interventi on bei Gewalt erwirkten bedeutsamen gesetzlichen Regelungen sowie für das Zusammenwirken der Akteure innen vor Ort deren Kooperation zum dama ligen Zeitpunkt noch von erheblichen Problemen gekennzeichnet war Vor dem Hintergrund dieser Fortschritte gilt es das Potenzial der gewaltprä ventiven Arbeit künftig vermehrt zu nutzen und weiter auszubauen Zugleich hat das Symposion jedoch gezeigt dass es erhebliche Defizite gibt Diese finden sich in Praxis Wis senschaft Verwaltung und Politik Sie finden sich auf den Ebenen des Bun des der Länder und der Kommunen in unterschiedlichen Ausprägungen und mehr und weniger in allen Bereichen der Gewaltprävention Sie beziehen sich zum einen auf ge setzliche und strukturelle Rahmenbe dingungen im Zusammenhang mit einer verbindlich und nachhaltig gestalteten Gewaltprävention z B gesetzliche Verankerung der Gewalt prävention insgesamt gesetzliche Re gelungen in einzelnen ihrer Bereiche abgestimmte Gesamtstrategien für einzelne Bereiche der Gewaltpräventi on verbindliche Curricula in Bildungs institutionen insbesondere in Kita und Schule Integration der Gewalt prävention in Regelstrukturen und angebote verbindliche und aus kömmliche Finanzierung gewaltprä ventiver Arbeit Anerkennung von Ko operation und Vernetzung als zu finanzierende Kernaufgaben der Ge waltprävention Zum anderen beziehen sich die Defi zite auf Forschung und Praxis sowie auf deren Zusammenwirken z B Mangel an langfristig angelegter interdiszipli närer Grundlagenforschung Mangel an evaluierten Präventions und Interven tionskonzepten gravierender Mangel an Längsschnittuntersuchungen zu den Wirkungen präventiver Praxis Mangel an Forschung und Wissen zu Präventionsalternativen bzw zur Kom bination von unterschiedlichen Prä ventionsansätzen Fehlen von ausrei chenden Erkenntnissen darüber unter welchen Rahmenbedingungen und durch wen welche gewaltpräventiven Maßnahmen in der Bundesrepublik Deutschland umgesetzt werden Die Zusammenarbeit zwischen Wissen schaft und Praxis führt in der Regel nicht dazu dass deren jeweilige Poten ziale in ausreichendem Maße genutzt und deren jeweilige Er Kenntnisse an gemessen rezipiert werden Erkennt nisse der Wissenschaft sind zu oft zu wenig anwendungsorientiert Erkennt nisse der Wissenschaft werden von der Praxis zu wenig aufgegriffen Mangel an Interdisziplinarität in der Forschung zersplitterte Forschungslandschaften Mangel an Forschungssteuerung For schungsförderung setzt auf kurzfristi ge Effekte ist unterfinanziert und aufs Ganze gesehen konzeptionslos Defizite lassen sich darüber hinaus bei der Gestaltung flächendeckender und bedarfsgerechter Angebote z B im Bereich der Opferhilfe der Pflege der kommunalen Prävention der poli zeilichen Prävention im Bereich häus licher und sexualisierter Gewalt in der Aus Fort und Weiterbildung bei der Nutzung gewaltpräventiver Potenziale z B durch das Gesundheitswesen Public Health bei der Gestaltung von Kooperation und Vernetzung z B Mangel an personellen und zeitlichen Ressourcen Mangel an professioneller Gestaltung und Koordination Mangel an Kontinuität zu wenig oder kein res sortübergreifendes Arbeiten in Ver waltungen und Ministerien bei der Qualitätsentwicklung und sicherung z B genderreflektierte Präventions arbeit Entwicklung von Qualitätsstan dards und Qualifikationsprofilen an hand neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse Verpflichtung zur Quali tätsentwicklung und sicherung Qua litätskontrolle von Bildungsangeboten im Bereich der Gewaltprävention Standards bei Datenbanken und Infor mationsdiensten sowie bei der Aus Fort und Weiterbildung z B Mangel an Interdisziplinarität und Berücksich tigung wissenschaftlicher Erkenntnis se feststellen Diese Defizite einerlei ob es sich um solche in einzelnen Bereichen der Gewaltprävention handelt oder um bereichsübergreifende langfristig zu verringern ist eine zentrale Aufgabe der kommenden Jahre Bezüglich dieser Defizite sind im Rahmen des Symposions sowohl in den arbeitsfeldspezifischen als auch in den arbeitsfeldübergreifenden Ar beitsgruppen zahlreiche sehr konkre te Vorschläge vorgestellt bzw entwi ckelt worden die im Einzelnen dar zustellen den Rahmen dieses Beitra ges bei Weitem sprengen würde Sie können in der Dokumentation des Symposions nachgelesen werden 4 einerseits in den zahlreichen Beiträ gen der Referenten innen des Sym posions die darüber hinaus die Ent wicklungen der Gewaltprävention in den letzten 25 Jahren in den einzelnen ihrer Arbeitsfelder sowie die dort ak tuellen Diskussionen und Handlungs bedarfe thematisieren andererseits in der ebenfalls dort zu findenden Zu sammenstellung der Forderungen der Arbeitsgruppen sowie in einem Rück blick auf das Symposion in dem des sen Ergebnisse in systematischer Form zusammengetragen werden 5 Perspektiven Bezüglich der Frage wie die oben genannte Aufgabe umzusetzen ist hat der Staatssekretär im Bundesmi nisterium für Familie Senioren Frau en und Jugend Dr Ralf Kleindiek in seiner Rede zur Begrüßung der Teilnehmer innen des Symposions Folgendes formuliert 25 Jahre Gewaltprävention im ver einten Deutschland das kann nur der Auftrag sein weiterzumachen Viel leicht wird es Zeit das was bereichs und ressortübergreifend nötig ist in einer langfristigen nationalen Strategie festzuhalten 6 Aus unserer Sicht hat das Symposi on gezeigt dass es einer solchen Stra 4 Voß S Marks E Hrsg 2016 25 Jahre Gewaltprävention im vereinten Deutschland Bestandsaufnahme und Perspektiven Pro BUSINESS Berlin oder unter www gewalt praevention info 5 Voß S 2016 Zu den Ergebnissen des Symposions 25 Jahre Gewaltprävention im vereinten Deutschland Be standsaufnahme und Perspektiven In Voß S Marks E Hrsg 25 Jahre Gewaltprävention im vereinten Deutschland Bestandsaufnahme und Perspektiven Pro BUSINESS Berlin S 21 94 6 Kleindiek R 2016 ebd S 102

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