7forum kriminalprävention 1 2017 EXTREMISMUSPRÄVENTION Abbildung 2 zeigt dass die einzel nen Initiativen an verschiedenen Punk ten des Radikalisierungsprozesses pri mär sekundär tertiär ansetzen Während der Jugendschutz im In ternet dem Radikalisierungsprozess vorausgreift weisen Bildungsarbeit und Netzwerkbildung vornehmlich se kundäre Merkmale auf Die Beratungs arbeit ist im sekundären bis tertiären Raum zu verorten Initiativen die aus schließlich den tertiären Bereich fo kussieren sind nicht zu finden Die Einordnung gemäß den Inter ventionsebenen in Abbildung 3 ver deutlicht dass keine ausschließlich di rekt wirkenden Initiativen zu finden sind Zugang Unterstützung und Ein flussnahme erfolgen oftmals auch durch Dritte 2 Adressatenkreis Mit Blick auf die Analyse der Ziel gruppenorientierung wird die be deutsame Rolle des sozialen Umfeldes der Jugendlichen und jungen Erwach senen sichtbar Insbesondere formali sierte Strukturen z B Schule Jugend einrichtungen Vereine usw sind zentrale Akteure auf die sich Präventi on richtet Funktionsträger wie Multi plikator innen Mentor innen päda gogisches Personal u a dominieren im Bereich der primären bis sekundär en Prävention während im Übergang zur tertiären Prävention die Peer group und schließlich die Familie ele mentar sind Die Bedeutung for malisierter Strukturen liegt nicht allein darin begründet dass Initiativen an sich auch institutionalisierte Formen sind sondern auch dass sie anderer In stitutionen zur Implementierung ge eigneter Maßnahmen bedürfen Sei es als gleichberechtigte Partner wie bei spielsweise im Falle der institutionel len Netzwerkbildung als Ort der Initiie rung von Maßnahmen wie in der Bildungsarbeit oder als Unterstützung beim Beratungsprozess Traut mann Zick 2016 Weitere Übersichtsarbeiten im Vergleich Parallel haben sich weitere For schergruppen mit Bestandsaufnah men der Ansätze der Prävention und Deradikalisierung von politischem und religiösem Extremismus in Deutsch land und in der Schweiz beschäftigt deren Strukturierung nachfolgend be schrieben und eingeordnet wird 1 Ansätze und Erfahrungen der Präventions und Deradikalisierungs arbeit HSFK 2016 10 Das Leibniz Institut Hessische Stif tung Friedens und Konfliktforschung HSFK hat als Beitrag einer Reportrei he zum Salafismus in Deutschland ei nen Überblick über bestehende Ansät ze und Erfahrungen der Prävention und Deradikalisierung im Hinblick auf islamistischen bzw dschihadistischen Extremismus gegeben Die frühzeitige Prävention wird hier zunächst begrifflich und inhalt lich von einer später ansetzenden Dis tanzierungs bzw Deradikalisierungsar beit abgegrenzt Präventive Ansätze umfassen so wohl inhaltliche Auseinandersetzun gen mit extremistischen Einstellun gen als auch die Förderung eines reflektierenden Umgangs mit Fragen von Religion Identität und Zugehörig keit Weiterhin gehe es um die Stär kung von sozialen und kommuni kativen Kompetenzen sowie um individuelle Hilfestellungen in persön lichen und familiären Konfliktlagen Die Ansatzpunkte seien vielschichtig und daher die Angebote in unter schiedlichen Handlungsfeldern mit ih ren jeweiligen Akteuren verortet Demzufolge werden folgende Hand lungsfelder unterschieden Schule Jugend und Sozialarbeit Gemeindearbeit Internet soziale Medien Peer Education Bei der Deradikalisierung werden systemische Beratungsansätze die das Umfeld der Zielperson einbezie hen von aufsuchender Jugendarbeit und religiösen Angeboten abge grenzt Beispielhaft werden Akteure und ihre Angebote den Clustern zu geordnet In den Handlungsempfehlungen heißt es dann Bezogen auf die ange wandte Forschung fehlt es derzeit u a an einer systematischen Sammlung von Projekten Ein solches Map ping sollte idealerweise verschiedene Projekte kategorisieren Auf dieser Grundlage ließen sich zunächst quanti tative Schwerpunkte benennen wo durch sichtbar würde in welchen Be reichen ein starkes Engagement vorliegt Ein solcher Überblick er möglicht zunächst zielgerichtet den Status quo der Angebote zu beurtei len Darüber hinaus ließen sich Be reiche identifizieren in denen eine weitere Förderung notwendig und Er folg versprechend erscheint HSFK 2016 S 27 Folgende Kriterien werden für die Erfassung der Maßnahmen und ihre anschließende Typisierung vorge schlagen Ebene der Intervention Problemstellung und Ziele Ziel und Altersgruppe Bereiche und Handlungsfelder Themenschwerpunkte Methoden Akteure und Kooperationspartner Dieser Handlungsempfehlung konn te die vorgestellte Systematisierung des IKG weitgehend entsprechen Die über eine deskriptive und typisierende Analyse hinausgehend geforderte be gleitende Evaluationskultur mit ent sprechenden Standards ist hingegen bislang nicht festzustellen Hier setzt die Arbeit des im März 2017 begonne nen Projektes Entwicklung von Evalu ationskriterien in der Extremismusfor schung EEE bei der Forschungsstelle NZK unter dem Dach des DFK an und wird im nächsten Jahr dazu berichten können Dabei empfiehlt es sich wie im HSFK Report bereits ausgeführt ist von den Erfahrungen bei der Präventi on von Rechtsextremismus und ihren Qualitätsprüfungen zu lernen 2 Extremismusprävention in Deutsch land Erhebung und Darstellung der Präventionslandschaft BKA 2016 11 Das Bundeskriminalamt hat mit ei nem Team der Forschungs und Bera tungsstelle Terrorismus Extremismus die Präventionslandschaft für das ge samte Handlungsfeld des politischen und religiösen Extremismus bezogen auf das zweite Halbjahr 2014 erhoben und dargestellt Die Recherche be schränkte sich auf Angebote in staatli cher Trägerschaft 336 Projekte konn ten über insgesamt 43 relevante Präventionsakteure erhoben und hin sichtlich verschiedener Kriterien aus gewertet werden Als Datengrundlage 10 Aladin El Mafaalani Alma Fathi Ahmad Mansour Jochen Müller Götz Nordbruch Julian Waleciak 2016 Ansätze und Erfahrungen der Präventions und Deradikalisie rungsarbeit Frankfurt a M HSFKReport Nr 6 2016 HSFK Reportreihe Salafismus in Deutschland hrsg von Janusz Biene Christopher Daase Svenja Gertheiss Julian Junk Harald Müller online https www hsfk de fileadmin HSFK hsfk publikationen report 062016 pdf 11 Florian Gruber Saskia Lützinger Uwe E Kemmesies 2016 Extremismusprävention in Deutschland Erhe bung und Darstellung der Präventionslandschaft Schwerpunktdarstellung Präventionsprojekte in staatlicher Trägerschaft Wiesbaden Bundeskriminalamt Auswertung im Rahmen des BKA Forschungsprojektes Entwicklungsmöglichkeiten einer phänomenübergrei fend ausgerichteten Prävention politisch motivierter Gewaltkriminalität PüG online www bka de Suchbegriff Extremismusprävention

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