forum kriminalprävention 5/2002 September/Oktober

Editorial

Ist Ihnen bekannt, daß in Deutschland mehr als eine halbe Million Menschen ihren Arbeitsplatz in der Kinder- und Jugendhilfe haben (www.bmfsfj.de)? Darunter sind viele, die im Arbeitsalltag gerade auch Bereiche primärer und tertiärer Kriminalprävention mit abdecken. Es gibt über 250.000 Polizeibedienstete, die unmittelbar oder mittelbar im Bereich sekundärer Kriminalprävention wirken.

In dem privaten Sicherheitsgewerbe sind - neben einer Vielzahl von Kurzzeitbeschäftigten - knapp 120.000 Personen tätig. Daneben werden Kräfte der Ordnungsverwaltung, Wachpolizisten, Angehörige des Freiwilligen Polizeidienstes sowie Präventionshelfer/-innen u.a. in Präventionsangelegenheiten eingesetzt.
Hinzu kommt, dass technologische Entwicklungsschübe oft für Straftäter neue Tatgelegenheiten bieten, die auch prompt genutzt werden. Kriminalprävention durch Technik ist angesagt. Veranstaltungen - wie die security essen vom 8. bis 11. Oktober 2002 - oder das Aufgabenspektrum ganzer Behörden - wie das des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik - verdeutlichen diesen Trend.

Wo steht bei dieser personellen und fachlich komplexen Entwicklung die Aus- und Fortbildung? Es ist zu befürchten, dass sie oft in Anbetracht knapper Mittel und des Zeitdruckes bei der Aufgabenerledigung auf der Strecke bleibt.

Das Titelthema dieses Heftes "Kriminalprävention: Aus- und Fortbildung" lässt erkennen: Defizite in der Aus- und Fortbildung sind vorhanden. Auch der Informations- und Erfahrungsaustausch tut insoweit Not. Zwar sind vereinzelt erfreuliche Neuerungen festzustellen. So bieten seit kurzem Bewachungs- und Sicherheitsunternehmen eine Ausbildung zur "Fachkraft für Schutz und Sicherheit" an (vgl. FAZ vom 01.08.2002, S. 42). Besonders hervorzuheben ist, dass inzwischen die FHS-Ausbildung in den Bereichen Sozialarbeit und Polizei zu einer beachtlichen Professionalisierung auf dem Gebiet der Sozial- und Kriminalprävention beigetragen hat.

Eine wirksame gesamtgesellschaftliche Kriminalprävention auf der Grundlage von Best/Good Practice-Konzepten sollte ein wesentliches Organisationsziel von Präventionsinstanzen darstellen. Diese Zielerreichung setzt voraus, dass das hochkomplexe multi-disziplinäre Fachwissen entlang gesellschaftlicher und technologischer Entwicklungslinien aktualisiert sowie vor allem auch über eine effektive Aus- und Fortbildung in die Organisation umgesetzt wird.

Ihr
Prof. Dr. Edwin Kube,
Chefredakteur
Edwin Kube