forum kriminalprävention 6/2002 November/Dezember
TITELTHEMA: Kriminalprävention
im Ausland
Hans Joachim Schneider
Die internationale Vergleichende
Kriminologie und Viktimologie
(Opferwissenschaft) haben in den
letzten drei Jahrzehnten Länder mit
niedriger Kriminalität untersucht. Sie
haben herausgefunden, dass solche
Länder in den folgenden drei Kriterien
übereinstimmen:
- In ihnen spielt die informelle Kontrolle
durch die sozialen Gruppen,
die Familie, die Nachbarschaft, die
Schule, die Berufs- und Freizeitgruppen,
eine große Rolle. Die Verbrechensvorbeugung
und -kontrolle
bleibt nicht allein der Kriminaljustiz
überlassen. Vielmehr entwickeln
die Menschen Eigenverantwortlichkeit,
und die Kriminalprävention
wird als eine gesamtgesellschaftliche
Aufgabe angesehen.
- Gemeinschaftssinn ist in den Sozialstrukturen
mit niedriger Kriminalität
von entscheidender Bedeutung.
Gemeinschaften sind erhalten
geblieben oder haben sich neu
gebildet, wie z.B. die Gemeinschaften
der Handels- und Industrieunternehmen
in Japan. Gemeinschaftszerfall
ist selbst in industriellen
Ballungsgebieten selten.
Menschliche Beziehungen sind
nicht zerstört; man steht der Kriminalität
und speziell der Jugenddelinquenz
nicht duldsam gegenüber;
Jugendliche und Erwachsene
haben sich nicht einander entfremdet.
- Das Kriminaljustizsystem hat in Sozialstrukturen
mit niedriger Kriminalität
ein hohes Ansehen. Die Polizei
sucht z.B. den engen Kontakt
mit der Gemeinschaft. Die Bürger
unterstützen als ehrenamtliche
Helfer die Polizei, die Gerichte und
die Strafanstalten. Gefängnissubkulturen
mit eigenen kriminellen
Wertvorstellungen sind nicht entstanden,
weil Straftäter - wenn
eben möglich - in der Gemeinschaft
beaufsichtigt und behandelt
werden und weil man von der
Freiheitsstrafe sparsam Gebrauch
macht.
Die Langfassung des Artikels finden Sie in der Zeitschrift.
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