forum kriminalprävention 2/2004 April/Mai/Juni

PRO & CONTRA:
Betreuungsmaßnahmen für kriminell auffällige Kinder und Jugendliche im Ausland

Prof. Dr. Bernd-Rüdeger Sonnen, Universität Hamburg (Pro)
Christa Stewens, Bayerische Familienministerin (Contra)

Pro: Weder die tödlichen Messerstiche gegen eine Erzieherin in einer geschlossenen Einrichtung noch das Tötungsdelikt in einer Jugendstrafanstalt haben zur Forderung der Abschaffung von geschlossener Unterbringung und Jugendstrafvollzug geführt, geschweige denn eine Gesetzesinitiative veranlasst. Statt dessen hat man sich um eine genaue Ursachenanalyse bemüht mit dem Ziel verbesserter Prävention. Bei der Erlebnispädagogik im Ausland ist offensichtlich alles anders. Nachdem ein Jugendlicher mit einem Bolzenschussgerät seinen Betreuer in einem erlebnispädagogischen Projekt in Griechenland getötet hat, wird die vollständige Einstellung solcher Projekte verlangt. Zwar ist die Bundesratsinitiative Bayerns inzwischen gescheitert, doch ist jetzt im Entwurf eines „Tagesbetreuungsausbaugesetzes“ vom 2. April 2004 vorgesehen, dass intensivpädagogische Maßnahmen im Ausland künftig absoluten Ausnahmecharakter haben sollen.

Contra: Schlagzeilen wie „Jugendlicher tötet Betreuer in Griechenland“ oder „Jugendlichem Intensivstraftäter wurde Tauchcamp in Ägypten finanziert“ begleiten die Betreuungsmaßnahmen der Kinder- und Jugendhilfe im Ausland seit vielen Jahren. Solche aus dem Ruder laufende Maßnahmen, wie kürzlich der Fall in Griechenland, stoßen nicht nur auf ein großes Medienecho, sondern auch auf Unverständnis des größten Teils der Bevölkerung unseres Landes. Missglückte Fälle schaden dabei außerdem auch international dem Ansehen der Bundesrepublik Deutschland. Was aber gerade aus fachlicher Sicht am weitaus schlimmsten wiegt: Die Wirksamkeit aller Maßnahmen der Kinder- und Jugendhilfe wird dadurch generell in Frage gestellt.

Die Langfassung des Artikels finden Sie in der LinkZeitschrift.