forum kriminalprävention 1/2007 Januar/Februar/März

Editorial

Liebe Leserinnen und Leser

Der Amoklauf vom 20. 11. 2006 in Emsdetten hat wieder in dramatischer Weise gezeigt, welche fatale Folgen Fehlentwicklungen bei jungen Menschen haben können. Sicherlich sind Amokläufe in Deutschland sehr seltene Ereignisse.

Derartige Extreme zeigen jedoch die Spitze eines Eisberges. Gewalt, Vernachlässigung und Misshandlung in der Erziehung, Mobbing und Bullying unter Jugendlichen, Gewaltdarstellungen in Medien und gewaltverherrlichende Computerspiele sind nur Teilaspekte einer Entwicklung, um die sich diese Gesellschaft dringend kümmern muss. Gelingt es nicht, derartige Tendenzen wieder zurückzudrängen, können uns die möglichen Spätfolgen auch in Form solch extremer Gewaltdelikte wie Amokläufen einholen.

Aus meiner Sicht wurde in der öffentlichen Diskussion eine Facette bislang nicht ausreichend beachtet. Häufig richtet sich die Gewalt am Ende einer Entwicklung nicht nach außen, sondern die jungen Menschen ziehen sich in einer für sie scheinbar immer aussichtsloseren Situation in sich selbst zurück.

Manche junge Menschen bewerten ihre Situation als so ausweglos, dass sie für sich nur noch den Weg in den Suizid sehen. In der Altersgruppe der 15- bis 35-Jährigen ist der Suizid nach dem Unfalltod die zweithäufigste Todesursache. Bei den Amoktaten handelt es sich häufig um einen Sonderfall des Suizides. Hier bleibt noch viel zu bewegen, damit alle Beteiligten, Eltern, Familien, Schulen, Institutionen, Freunde und Bekannte, wieder hinsehen und sich im besten Sinn des Wortes wieder kümmern.

Mit freundlichen Grüßen

Ihr
Detlef Schröder

Chefredakteur
Detelf Schröder