forum kriminalprävention 02/2018 April - Juni

(De-)Radikalisierung?!

Vorschläge zur Begriffsklärung für die praktische Deradikalisierungsarbeit

Kurt Möller

Die Verwendung des Begriffs „Radikalisierung“ – und vice versa auch des Begriffs „Deradikalisierung“ – ist, vor allem in Deutschland, wissenschaftlich hoch umstritten. Im internationalen Raum vor allem als „radicalization“ (engl.) bzw. „radicalisation“ (franz.) bereits seit Jahrzehnten gängig, wurde er in Deutschland nach den ersten als „islamistisch motiviert“ eingestuften Terrorakten zunächst im politischen Diskurs benutzt. Von dort aus fand er seinen Eingang in Programme zur „Radikalisierungsprävention“ (vgl. auch das aktuelle Bundesprogramm „Demokratie leben!“) und damit zunehmend auch in den Sprachgebrauch von Sozialarbeit, politischer Bildung und Pädagogik. In den Sozialwissenschaften wird „Radikalisierung“ als empirisches Phänomen mit spezifischen Entstehungsgründen untersucht. Dabei zeigt sich insgesamt der Trend, den Begriff sowohl auf rechtsextremistische Tendenzen als auch auf religiös begründeten Extremismus – vor allem solchen, der sich im Namen des Islam herausbildet – zu beziehen; zudem ist – vornehmlich bei Sicherheitsbehörden – beobachtbar, dass er daneben sowohl auf den sog. Linksextremismus bzw. die „linke Militanz“ als auch auf den sog. „Ausländerextremismus“ ausgeweitet wird. Es stellt sich die Frage, ob es sinnvoll ist, durch den Begriff der „Radikalisierung“ Prozesse zu verallgemeinern, die in einzelnen Extremismusbereichen sehr unterschiedlich verlaufen können. Der Beitrag geht dieser Frage nach und diskutiert die variierenden Bedeutungszumessungen, um ein Begriffsverständnis zu finden, das für die Bereiche der „Deradikalisierungsarbeit“ von Nutzen ist.


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