forum kriminalprävention 04/2018 Oktober - Dezember

Liebe Leserinnen und Leser,

Migration gehört zu den globalen Megatrends im 21. Jahrhundert. Gewalt, Krieg und Vertreibungen sind zentrale Ursachen. Flucht und Wanderungsbewegungen beschreiben keine neuartigen Phänomene, sondern ziehen sich als vielfältig bedingtes konstantes Charakteristikum durch die Menschheitsgeschichte. Ihre Folgen lösen in den betroffenen Aufnahmegesellschaften regelmäßig Diskurse über Integrationsmöglichkeiten und -grenzen aus. Am 10./11. Dezember 2018 wird der Globale Pakt für eine sichere, geordnete und reguläre Migration (kurz „Migrationspakt“) im Rahmen einer intergouvernementalen Konferenz aller UN-Mitgliedstaaten in Marrakesch verabschiedet. 23 Ziele sind mit daraus resultierenden „Verpflichtungen“ im Detail beschrieben. Weite Teile spiegeln geltendes Recht wieder, dessen Einhaltung in Deutschland selbstverständlich ist. Andere Teile des Paktes bilden einen „rechtlich nicht bindenden Kooperationsrahmen“. In der Präambel wird der umfassende Blickwinkel benannt: „Dieser Globale Pakt betrachtet internationale Migration aus einer 360-Grad-Perspektive und folgt der Erkenntnis, dass ein umfassender Ansatz erforderlich ist, um den Gesamtnutzen von Migration zu optimieren und gleichzeitig die Risiken und Herausforderungen anzugehen, die sich den einzelnen Menschen und den Gemeinschaften in den Herkunfts-, Transit- und Zielländern stellen. Kein Land kann die mit diesem globalen Phänomen verbundenen Herausforderungen und Chancen allein bewältigen. Mit diesem umfassenden Ansatz wollen wir eine sichere, geordnete und reguläre Migration erleichtern und gleichzeitig das Auftreten und die negativen Auswirkungen irregulärer Migration durch internationale Zusammenarbeit und eine Kombination der in diesem Pakt dargelegten Maßnahmen reduzieren.“ Der Kern des Plädoyers und die daran knüpfende Hoffnung richten sich auf die Kooperationsfähigkeit der Mitgliedstaaten. Verschiedentliche Vorwürfe, es handele sich um ein „Umsiedlungsprogramm für Wirtschaftsflüchtlinge“ oder der Pakt beinhalte eine „Aufnahmepflicht für Klimaflüchtlinge“ können als schlicht falsch entlarvt werden. Dennoch tragen sie zu diffusen Ängsten, pauschalen Vorurteilsbildungen und verzerrten Wahrnehmungen gegenüber Geflüchteten bei. Ablehnende Haltungen erschweren den vielerorts sehr konstruktiven Kulturkontakt zwischen Zugereisten und Aufnahmegesellschaft. Integration ist somit ein mühsamer fortwährender Prozess, der auf Respekt, Anerkennung und vor allem wechselseitige Befähigung zum gesellschaftlichen Miteinander angewiesen ist. 

Liebe Leserinnen und Leser, wir bedanken uns für Ihr Interesse am „forum“ und wünschen Ihnen gerne auch im Namen des Vorstandes sowie aller Kollegen und Kolleginnen von DFK und NZK ein besinnliches Weihnachtsfest und einen fröhlichen Jahreswechsel.

Herzliche Grüße

Henning van den Brink & Wolfgang Kahl


Die Langfassung des Editorials können Sie hier als pdf herunterladen